Pandemie / Hin und Her bei 3G am Arbeitsplatz: „Katastrophe ist ausgeblieben“
Nur noch Geimpfte, Genesene oder nachweislich negativ Getestete konnten seit dem 15. Januar im Großherzogtum zur Arbeit gehen. Rund einen Monat später ist die obligatorische Regelung dazu wieder außer Kraft. Gespräche mit Mitarbeitern von Betrieben und deren Vertretern zeigen, dass es mit der Umsetzung von 3G in der Praxis offenbar geklappt hat. Aber: Wie es jetzt weitergeht, wird sich erst zeigen müssen.
Ein später Montagmorgen, Mitte Februar, in Luxemburg-Stadt: Es nieselt und nur wenige Menschen sind unterwegs. Wer nicht im Urlaub ist und an diesem Tag zur Arbeit gehen musste, wusste an diesem Morgen vielleicht noch nicht so ganz, was einen dort erwartet. Denn nachdem vor rund vier Wochen das obligatorische 3G (geimpft, genesen oder getestet) am Arbeitsplatz im Großherzogtum in Kraft trat, ist dieses nach Inkrafttreten eines entsprechenden Gesetzestextes am Freitag nur noch fakultativ. Bis voraussichtlich zum 30. April soll das erneuerte Gesetz gelten.
Im privaten Sektor entscheidet demnach der Arbeitgeber, in Abstimmung mit der Delegation, ob 3G fortgesetzt wird – oder nicht. Wenn sich dabei keine Einigung findet oder es keine Personalvertretung im Betrieb gibt, liegt die Entscheidung beim Vorgesetzten. In einer Übergangsphase von 14 Tagen soll der Entschluss für oder gegen 3G nun gefällt werden, wie das Arbeitsministerium auf Nachfrage hin mitteilt. Für den öffentlichen Sektor wurde sich mit der Staatsbeamtengewerkschaft CGFP bereits darauf geeinigt, dass 3G bei den Ministerien und staatlichen Verwaltungen in Kraft bleibt. Das kündigte die CGFP letzte Woche an und bestätigte die Kommunikationsabteilung des Ministeriums für den öffentlichen Dienst dem Tageblatt.
Erst einmal abwarten
Doch nicht in allen Betrieben scheinen sich die wechselnden Regeln in Puncto 3G bemerkbar zu machen. Zumindest bei Techniker Luc Fransoo, den man am Montagvormittag auf der place d’Armes in der Hauptstadt trifft, gab es noch keine Veränderung im Arbeitsalltag. Da er sich für eine private Firma in Luxemburg-Stadt um die Reparatur und Wartung von Aufzügen kümmert, beginnt er seinen Tag gewöhnlich bei externen Kunden. „Ich war heute noch gar nicht im Büro“, erzählt Luc Fransoo. Wie in vielen anderen Betrieben auch hatten die Mitarbeiter in seiner Firma die Möglichkeit, sich nach Vorzeigen eines gültigen Zertifikats in eine Liste eintragen zu lassen. Wer das nicht wollte, musste morgens eben eine Bescheinigung vorzeigen.
„Falls das mal nicht passiert ist, war das eher, weil es vergessen wurde“, erklärt der neben dem Techniker stehende Jean-Baptiste Cicolaz. Letzterer ist Fransoos Vorgesetzter und war am Montagmorgen im Büro, wie er erzählt: „Es wurde noch nicht auf die Lockerung reagiert. Ich glaube, es ist auch ein bisschen die Angst da, nun mit 3G aufzuhören, nur um später wieder damit anzufangen – wenn die Zahlen wieder hochgehen.“ Techniker Luc Fransoo geht davon aus, dass er so oder so für die Arbeit ein entsprechendes Zertifikat benötigen wird, denn: „Unsere Kunden fragen danach, da wir beispielsweise oft in Ministerien arbeiten.“
In Bezug auf die Mitarbeiter wird die neue Lockerung auch in Jos Zervas’ Betrieb wohl keine großen Änderungen mit sich bringen. In der Hauptstadt betreibt er die Bar „Wëllem“ und weiß von seinen neun Mitarbeitern, dass sie geboostert sind. „Dadurch hatten wir weniger Probleme. In dem Sinne ändert sich deshalb für uns jetzt nichts“, erklärt Jos Zervas, für den die Impfung laut eigener Aussage ein Weg ist, die Krise schnell hinter sich zu bringen. Er freut sich vor allem darüber, dass in der Gastronomie die Schnelltests für Gäste wieder weggefallen sind: „Viele habe diese nicht immer richtig gemacht und für uns ist es sehr schwer, das zu kontrollieren.“ In die zertifizierten Tests hat Jos Zervas da weitaus größeres Vertrauen.
Geboostert zur Arbeit
Und auch für Mirco Olivetti gab es bei Arbeitsbeginn am Montagmorgen keine Veränderung. Seit 30 Jahren ist er in einer „Fiduciaire“ in der Hauptstadt tätig und geht seinem Vorgesetzten bei den verschiedensten Dingen zur Hand – und spaziert so auch schon mal mit dessen Hund über die place d’Armes. „Für mich war das mit 3G alles kein Problem, denn ich bin geboostert und halte mich an die Regeln“, erklärt Mirco Olivetti. In dem Familienbetrieb mit etwa 35 Mitarbeitern seien alle geimpft, deshalb hätte die Regelung kaum Einfluss auf den Arbeitsalltag gehabt.
Diese Schilderungen der Menschen decken sich mit den gewonnenen Eindrücken von Vertretern der Betriebe. So teilt die „Fédération des artisans“ (FDA) auf Nachfrage hin mit, dass in den vergangenen Wochen durchaus Arbeitnehmer ohne gültiges Zertifikat nach Hause geschickt werden mussten, was allerdings eher vereinzelt der Fall war. Einerseits gab es laut Christian Reuter, dem stellvertretenden Generalsekretär der FDA, aus Betrieben „die Rückmeldung, dass Mitarbeiter sich impfen ließen, anderseits hat es aber auch Kündigungen gegeben“.
Die Zahl der Krankmeldungen sei in den Betrieben regelrecht „explodiert“. Schwer sei dabei allerdings zu sagen, ob das nun auf das obligatorische 3G oder auf Omikron zurückzuführen sei. Zur Umsetzung der Maßnahmen sagt Christian Reuter: „Größere Betriebe hatten damit mehr Probleme als kleinere – was bei verschiedenen Standorten oder beispielsweise mobilen Teams nicht verwunderlich ist.“ Vor allem in größeren Firmen habe dann auch die Produktivität unter der verpflichtenden Regelung gelitten. Alles in allem könne man laut Christian Reuter aber sagen, „dass die komplette Katastrophe bisher ausgeblieben ist“.
Bei Kontrollen: 38 Menschen nach Hause geschickt
Ob sich am Arbeitsplatz an das obligatorische 3G gehalten wurde, hat in den vergangenen Wochen die „Inspection du travail et des mines (ITM)“ kontrolliert. Seit dem 15. Januar gab es laut Kommunikationsabteilung der ITM 971 Überprüfungen (Stand 10. Februar 2022) von Arbeitnehmern. Insgesamt 38 Menschen konnten dabei kein gültiges Zertifikat vorlegen. Ihnen wurde ein „arrêt de travail“ ausgesprochen und sie mussten nach Hause gehen. Solche Verstöße wurden in 25 von 408 kontrollierten Betrieben festgestellt – in manchen hatten demnach gleich mehrere Angestellte keine entsprechende Bescheinigung. Geldstrafen gab es keine.
Auch bei der „Union des entreprises luxembourgeoises (UEL)“ stellt Direktor Jean-Paul Olinger fest, dass nach einem hohen Arbeitsaufwand am Anfang 3G dann in der Praxis gut umgesetzt wurde: „Viele haben die Zertifikate der Mitarbeiter in Listen eingetragen und nur wenige mussten freigestellt werden oder Urlaub nehmen.“ In manchen Betrieben – beispielsweise Transportunternehmen, in denen die Angestellten viel unterwegs seien – sei die Umsetzung mühsamer gewesen. In zum Beispiel Bürogebäuden mit nur einem Eingang sei es dagegen einfacher. Und so wird sich laut Jean-Paul Olinger in den nächsten Wochen zeigen, in welche Richtung die Betriebe tendieren: ob diese mit 3G aufhören oder weitermachen.
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Wat en Trara,
just well Bettel a Lehnert sech wellen beweisen.
Mee de Schoss geet bei de nexten Wahlen no hannen lass..
@Jimbo
„just well Bettel a Lehnert sech wellen beweisen.“
Déi maachen hiren Job, Dir sidd dat net gewinnt vun Äre Pafen.
„Mee de Schoss geet bei de nexten Wahlen no hannen lass..“
LOL. Dat sot Der schonn déi 2 leschte Kéieren.