Editorial / Hintergedanke: Wem ein Covid-Krankenhaus wirklich nützen würde
Seit Beginn der Corona-Krise war die blau-rot-grüne Regierung bei ihrer Strategie im Kampf gegen die Pandemie stets um Konsens bemüht. Auch wenn sie längst nicht alle Wünsche der Opposition befriedigen konnte, ist sie doch bisweilen auf konstruktive Vorschläge eingegangen. In ihren Bemühungen, es allen recht zu machen, muss die Regierung aber vorsichtig sein und konstruktive Beiträge zur Eindämmung des Infektionsgeschehens von rein parteipolitisch oder ideologisch motivierten Vorstößen unterscheiden. Zu Letzteren gehört sicherlich das von der Vereinigung freiberuflicher Ärzte und Zahnärzte AMMD ins Spiel gebrachte Covid-19-Krankenhaus, das inzwischen auch von den konservativen Oppositionsparteien CSV und ADR unterstützt wird. Als möglichen Standort hatte AMMD-Präsident Alain Schmit vor vier Wochen die ausgediente „Clinique Sainte-Marie“ in Esch/Alzette genannt, die sich im Besitz der „Fondation Hôpitaux Robert Schuman“ befindet. Sowohl Gesundheitsministerin Paulette Lenert (LSAP) als auch der Krankenhausverband FHL haben dem Vorhaben eine Absage erteilt, weil es weder organisatorisch noch personell umsetzbar sei.
Die fast ausschließlich mit freiberuflichen Medizinern zusammenarbeitenden „Hôpitaux Robert Schuman“ haben sich nach der Fusion mit der Zithaklinik vor fünf Jahren zur größten und einflussreichsten Krankenhausgruppe in Luxemburg entwickelt. Mit der 2015 gegründeten Firma Santé Services SA, die 2018 und 2019 einen Umsatz von über 13 Millionen Euro erwirtschaftet hat, konnten sich die HRS im Bereich des Caterings und Gebäudemanagements von Gesundheits- und Pflegeeinrichtungen etablieren. Im April dieses Jahres ist das Unternehmen in die Produktion von Schutzkleidung und Masken eingestiegen, die es über seine eigene Onlineplattform vertreibt.
Die HRS gelten nicht umsonst zusammen mit der AMMD als treibende Kraft hinter der Liberalisierung und Privatisierung des Krankenhauswesens in Luxemburg. Die Verstrickungen zwischen dem Krankenhaus und der Ärztevereinigung lassen sich nicht zuletzt daran festmachen, dass der langjährige AMMD-Generalsekretär Claude Schummer seit vier Jahren Direktor der HRS ist.
Sowohl im Verwaltungsrat der HRS-Stiftung als auch von Santé Services SA sind CSV-Mitglieder prominent vertreten. Das Engagement der CSV für ein Covid-19-Spital kommt demnach nicht von ungefähr. Die Zukunft des Luxemburger Krankenhaus- und Gesundheitswesens wird seit September am „Gesondheetsdësch“ verhandelt. Mit einem Covid-Krankenhaus in der „Clinique Sainte-Marie“ könnten die HRS ihre dominante Position weiter ausbauen und der eher LSAP-nahen öffentlichen Einrichtung „Centre hospitalier de Luxembourg“ (CHL) den Rang ablaufen. Die dritte große Krankenhausgruppe, das Escher Stiftungsspital „Centre hospitalier Emile Mayrisch“ (CHEM), hat sich in den vergangenen Monaten auf Direktionsebene neu aufgestellt. Zwar ist seit den Gemeindewahlen 2017 die CSV im interkommunal geprägten Verwaltungsrat leicht in der Mehrheit, doch mit dem Rücktritt des AMMD-nahen Hansjörg Reimer und der einstimmigen Ernennung des CHL-Neurologen René Metz zum neuen Generaldirektor hat das CHEM vergangene Woche ein Zeichen gesetzt.
Damit könnte auch die Position von Paulette Lenert am „Gesondheetsdësch“ gestärkt werden. Die LSAP, die seit 2004 ununterbrochen sowohl den Minister für Gesundheit als auch den Minister für Soziale Sicherheit stellt, hat in der Vergangenheit nicht immer souverän gehandelt, wenn es um die Verteidigung eines starken öffentlichen Krankenhaus- und Gesundheitssystems ging. Paulette Lenert hat es nun in der Hand, das zu ändern und den Sozialisten ihre Glaubwürdigkeit in dieser Debatte zurückzugeben.
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Nun kann ich Ihre Argumentation , Herr Laboulle nicht verwerfen , allerdings die Misäere im Gesundheitssystem haben wir sozialistischer Zentralisierungspolitik zu verdanken . Unter der Federführung so manch sozialistischem Gesundheitsminister wurden Betten abgeschafft, Spitäler wie Düdelingen, noch schnell restauriert dann als Zweitlager unter Führung des CHEM ausgemustert, die Personalpolitik nach wirtschaftlich rentablen Kriterien ausgerichtet um im Endeffekt die Gewinne zu maximieren. Diese Politik unseres Gesundheitswesen rächt sich nun. Das höchste Gut eines Menschen, die Gesundheit wurde zu einem profitablen Geschäft, die Mediziner das Personal zu Krämern degradiert, den Gewinnen und Wirtschaftsstatistiken wegen. Surreal , pervers unsere Politik finanziert unsinnige Projekte , der Macht wegen, wie Militärflugzeug,Satelliten, Drohnen … die keine Gewinne abwerfen, nur Kosten abwerfen , Leid und Tod verursachen.Allerdings die Gesundheit des Bürgers wird zum Kostenfaktor degradiert , wobei anstatt gratis Öffentlicher Transport eine moderne, kostenlose Gesundheitsversorgung aller Bürger wichtiger , gerechter gewesen wäre. Die Politik hat vieles verschlampt und ein Covid Krankenhaus aus dem Boden stampfen, wird auch jetzt wieder die Profitgeier , die Postenschakale aus ihren Schlupfwinkel locken, der Bürger nur Geldquelle ist.
Eng App wier bëlleg an wa se giff genotzt ginn, da wier se och nach wierksam. Awer da kéim villäicht esou munches eraus, wat de Moment hannert „secret“ vertuscht gëtt: ZB wéi geféierlech d‘ Schoul an dat ronderëm wierklech sinn.
„hat in der Vergangenheit nicht immer souverän gehandelt.“ das stimmt, habe damals dem lieben Mars per Brief meine Meinung gesagt, leider ohne Erfolg. Sparen und Gewinne einstreichen, damals wie heute immer noch das Wichtigste.
Wem ein Covid-krankenhaus nützen könnte? Hm, mal nachdenken…. Eventuell den an Covid-19 Erkrankten…?
Wéi? Ech hu gedued, Klinike wären „institutions publiques“, déi e Budget hunn a kee Gewënn maachen.
Ass déi Firma Santé Services SA e Fournisseur oder en Haaptacteur?
Bis elo hunn ech mer d’Fro nach ni gestallt, mee ween décidéiert dann eintlech bei eis an de Spidäler?
De Staat, d’CNS oder privat Firmen?
Ein Covid-Krankenhaus würde uns allen nützen. Nur in welchem Teil des Landes ansiedeln? Am besten wohl im Zentrum, beispielsweise in der Nähe von Mersch, weil gut erreichbar.
@DanV: „Ech hu gedued, Klinike wären „institutions publiques“, déi e Budget hunn a kee Gewënn maachen.“ Déi meescht Kliniken hei am Land schaffen zum grösseren Lobe Gottes, et sin an de meeschte Klouschter- a.k.a. Kierchenentreprisen. Kukkt dach emol d’Nimm! Den éischte groussen Hond am klerikale Keelespill war 1975 de CHL, an do kann ech mech nach un allerhand Opreegung an daer Zäit erënneren, an duerno op en neits mat Avortement an Euthanasie.
@Kemp:Als die Kliniken noch zum Wohle gearbeitet haben, die Schwestern aktiv waren,war Mensch noch im Mittelpunkt. Leider ein Aspekt klerikaler Herrschaft den so manch Zeitgenosse nicht wahrnehmen will.
„Die fast ausschließlich mit freiberuflichen Medizinern zusammenarbeitenden „Hôpitaux Robert Schuman“ „. Naja. Vor allem die jüngeren Ärzte sind eher Scheinselbständige. Werden, wenn meine Informationen stimmen, dazu gedrängt, ihre „private Praxis“ im CHK einzurichten.
Eng Covid Klinik ?
Ech hoffen jo datt mer an 1-2 Johr so’u eng Klinik net mei‘ voll kennen machen an datt den Covid Spuk een Enn kritt !
Wann mer eppes fir so’u Ausnahmefaell wellen machen, dann finanzei’eren mer der Armei‘ den equippement vun engem Feldlazarett daat no Bedarf iwerall on engem Partking kann obgeriicht ginn !
Bravo fier aeren Artikel deen den aktuellen Zeitgeist gut reflekteiert
Hoffentlech erkennt d Santé net ze Speit wei liberal an wei egal d’Patienten der ammd sin.
„das inzwischen auch von den konservativen Oppositionsparteien CSV und ADR unterstützt wird“
Na dann kann es doch nichts sein, wenn die dafür sind. 😁