Meteolux / Hitzesommer 2022 bricht mehrere Rekorde – Einordnung eines Meteorologen
Mit dem 1. September hat der meteorologische Herbst angefangen. Zeit, Bilanz zu ziehen. Der Sommer 2022 war laut Meteolux der trockenste, sonnigste und zweitwärmste seit Beginn der Aufzeichnungen in Luxemburg. Wir haben mit einem Meteorologen des Wetterdienstes über den Rekord gesprochen – und ihn gefragt, was das für die künftige Entwicklung des Klimas bedeutet.
Es ist heiß, trocken und die Sonne muss man sich auch mit Hüten und Sonnenschirmen vom Hals halten – all diese Dinge waren in diesem Sommer für jeden im Land wahrnehmbar. Und jetzt ist es offiziell: Dieser Sommer war der trockenste, sonnigste und immerhin zweitwärmste seit Beginn der Aufzeichnungen in Luxemburg. Das meldete Luxemburgs staatlicher Wetterdienst Meteolux am Donnerstagmittag auf Twitter.
ℹ️📈Den Summer 2022 war den dréchensten, sonnegsten an zweetwäermsten Summer um Fluchhafen #Lëtzebuerg-Findel säit dem Ufank vun den Opzeechnungen am Joer 1947!
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/LM#climate #drought pic.twitter.com/Oq3x96Iyj8— MeteoLux (@Meteo_Lux) September 1, 2022
Meteolux bezieht sich damit auf die Messungen an seiner Wetterstation am Flughafen Findel. Das Meteorologenteam sammelt dort Daten und wertet sie aus. Hin und wieder ist bei diesen Daten auch ein Rekordwert dabei. Bei der Meldung vom Donnerstag handelt es sich aber nicht unbedingt um einen Rekord im rein positiven Sinne. Die Höchstwerte sind laut dem Meteolux-Meteorologen Luca Mathias höchstwahrscheinlich eine Folge des Klimawandels. Gleichzeitig macht besagter fortschreitender Klimawandel weitere Höchstwerte wahrscheinlicher, erklärt Mathias am Donnerstag im Gespräch mit dem Tageblatt.
Mehrere Trends erkennbar
Die abgelösten Sommer-Rekordhalter
Bevor der 2022er-Sommer zum trockensten und heißesten seit Aufzeichnungsbeginn ernannt wurde, hielten das Jahr 1976 beim trockensten Sommer und das Jahr 2003 beim sonnigsten Sommer die jeweiligen Rekorde. Während das aktuelle Jahr hinsichtlich der Hitze im Sommer Zweitplatzierter bleibt – Platz zwei teilt es sich dabei übrigens mit 2018 – führt der Sommer aus dem Jahr 2003 weiterhin die Tabellenspitze an.
Das bedeute zwar nicht, dass ab jetzt jeder Sommer Rekorde brechen werde, allerdings sagt der Meteorologe: „Im vergangenen Jahr hatten wir zum Beispiel einen recht ‚normalen’ Sommer. Die können natürlich auch noch vorkommen – aber sie werden seltener, während Sommer wie dieser wahrscheinlicher werden.“ Auch während des Klimawandels gebe es weiterhin variable Sommer und Jahre, die nicht zwangsläufig sämtliche Rekorde brechen. Ein Trend sei jedoch erkennbar – beispielsweise beim Niederschlag.
Mindestens in den vergangenen fünf bis sieben Jahren gab es laut Mathias Niederschlagsdefizite – je nach Jahr mehr oder weniger stark ausgeprägt. Ein Niederschlagsdefizit zeigt an, ob es über einen bestimmten Zeitraum vergleichsweise weniger oder mehr Niederschlag gegeben hat als das berechnete Mittel dieses Zeitraums. Luca Mathias spricht in diesem Fall vom Klimamittel der vergangenen 30 Jahre – jeweils auf das ganze Jahr bezogen. Im Jahr 2020 habe es beispielsweise ein „deutliches“ Niederschlagsdefizit gegeben, das klar unter diesem Wert gelegen habe, der derzeit bei 831,3 Litern Niederschlag pro Quadratmeter liegt.
2022 endet voraussichtlich mit Niederschlagsdefizit
Bisher habe es im laufenden Jahr laut den Meteolux-Messungen am Findel 304,4 Liter Niederschlag pro Quadratmeter gegeben. Dass die 831,3 Liter pro Quadratmeter 2022 noch erreicht werden könnten, hält Mathias für „relativ unwahrscheinlich“, da man in Luxemburg derzeit noch ziemlich weit davon entfernt sei. Es sei zwar nicht unmöglich, da der Oktober der Erfahrung nach auch mal etwas nasser ausfalle. Doch es sei wahrscheinlicher, dass das aktuelle Jahr erneut mit solch einem Niederschlagsdefizit ende.
Mit den ausbleibenden Regenfällen und den teils länger anhaltenden Trockenperioden steige außerdem auch wieder das Risiko, dass der Boden bei plötzlich auftretenden starken Niederschlägen das Wasser nicht schnell genug aufnehmen kann und es dadurch zu Überschwemmungen kommt. Beispielsweise musste das CGDIS am Mittwoch insgesamt zwölfmal in Luxemburg ausrücken, weil nach heftigen Regenfällen Wasser aus Kellern und von Straßen gepumpt werden musste. Rund acht dieser Einsätze spielten sich in Esch ab.
Die durstigen Grundwasserträger Luxemburgs
Unter anderem für eine bessere Wiederauffüllung der Grundwasserträger Luxemburgs seien weniger heftige und dafür länger anhaltende Regenfälle nützlicher, so Mathias. Deren gründliche Wiederauffüllung wäre nämlich durchaus sinnvoll: Das Wasserwirtschaftsamt hatte in den vergangenen Wintern bereits einen Rückgang bei der natürlichen Wiederauffüllung der Grundwasserleiter festgestellt. „Der Winter ist die Zeit, in der das Wasser grundwasserwirksam einsickern kann – in den vergangenen Jahren ist das aber nur unterdurchschnittlich passiert“, sagte Brigitte Lambert, Leiterin der dortigen Abteilung für Grund- und Trinkwasser, Ende Juli im Tageblatt-Gespräch.
Eine weitere Auffälligkeit ist laut Meteolux-Mann Mathias, dass das Team des Wetterdiensts in den vergangenen Jahren – vor allem seit 2015 – „fast nur positive Temperaturanomalien“ verzeichnet habe. Temperaturanomalien lassen sich ähnlich erklären wie das Niederschlagsdefizit – über den Referenzzeitraum der vergangenen 30 Jahre wird der entsprechende Orientierungswert hinsichtlich der Temperatur berechnet, mit dem man die jeweiligen Werte aus den einzelnen Jahren vergleichen kann.
Mehr Sonne, mehr Hitze, weniger Niederschlag
In der passenden Grafik, in der diese Werte festgehalten sind, lassen sich also auch die mit der Zeit zunehmenden roten Balken feststellen, die im Gegensatz zu den blauen für eine positive Temperaturanomalie, also eine Überschreitung des Wertes, stehen. „Das passt zum aktuellen Trend und auch zu den Projektionen“, sagt Mathias. Auch bei den Sonnenstunden gebe es einen linearen Trend nach oben, der „sehr wahrscheinlich auch mit dem Klimawandel zusammenhängt“, sagt der Meteorologe. Im Meteolux-Bericht zum aktuellen Sommer heißt es: „Der Sommer 2022 übertraf mit 956,2 Stunden den Mittelwert der Referenzperiode (735,9 Stunden) um etwa 30 Prozent.“
Jetzt sind wir im meteorologischen Herbst angekommen. In den kommenden Tagen gestaltet sich das Wetter laut Luca Mathias unterschiedlich. Am Freitag soll es laut den Prognosen des Meteolux-Teams generell eher noch trocken bleiben – am Samstag seien jedoch Schauer und auch Gewitter wahrscheinlich. Am Sonntag werde es schließlich wieder trockener, ab Anfang kommender Woche sei mit unbeständigerem Wetter zu rechnen, teilweise auch mit Schauern, dies bei leicht fallenden Tagestemperaturen im Bereich zwischen 26 und 20 Grad.
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