Editorial / Holtz oder nicht Holtz? Die Frage nach der Auslosung
Am Samstag fand in Hamburg ein historischer Moment für den nationalen Fußball statt. Erstmals war eine luxemburgische Auswahl bei einer Auslosung einer Europameisterschaft dabei. Die FLF-Mannschaft war zwar nur theoretisch im Lostopf – denn die Quali muss im März 2024 noch geschafft werden –, aber der Moment, als die „Roten Löwen“ in der Elbphilharmonie erwähnt wurden, hat hierzulande viele Herzen höher schlagen lassen.
Ein Mann, der für diese Magie verantwortlich ist, weiß selbst noch nicht ganz sicher, ob er überhaupt bei einer möglichen EM-Teilnahme dabei sein könnte. Die Rede ist von Luc Holtz. Der Vertrag des Nationaltrainers läuft Ende dieses Monats aus. Derzeit machen sich sowohl der Verband als auch der Coach Gedanken, wie es weitergehen wird. Eindeutige Absichtserklärungen gibt es noch nicht. Das war in der Vergangenheit schon mal ganz anders.
Die Resultate der vergangenen Monate haben Holtz nämlich keinen Freifahrtschein erteilt. Wegen seines Management-Stils stand der 54-Jährige mehrmals in der Kritik. Selten zuvor drangen so viele Interna der Nationalmannschaft nach draußen. Innerhalb eines Jahres wurden zwei Spieler (Gerson Rodrigues und Olivier Thill) suspendiert und ein Spieler (Vincent Thill) floh aus dem Trainingslager. Hinzu kommen noch einige kleinere Brandherde innerhalb der Nationalmannschaft, die jedoch von der breiten Masse der Nationalspieler toleriert werden. Es geht vor allem um Privilegien.
Aktuell sieht es jedoch danach aus, als würde der Vertrag von Holtz verlängert werden. Und das aus gutem Grund. Denn er ist ganz einfach der erfolgreichste Nationaltrainer aller Zeiten. Als er 2010 antrat, verlor er sein erstes Länderspiel mit 1:5 gegen einen sehr durchschnittlichen Gegner aus Wales, am Samstag durfte Holtz in Hamburg beobachten, wie Luxemburg (indirekt) aus einem EM-Lostopf gezogen wurde. In der gerade abgelaufenen Qualifikation zur EM holte seine Mannschaft 17 Punkte und pulverisierte den eigenen Rekord um sechs Punkte. Holtz ist aber nicht nur Trainer, sondern auch Talent-Entwickler. Er hatte maßgeblichen Anteil daran, dass einige Spieler den Sprung zum Profi schafften.
Keiner kann heute voraussagen, ob ein anderer Trainer die Causa Rodrigues oder die anderen erwähnten Fälle besser gehandelt hätte. Eine FLF-Auswahl zu führen, ist auch nicht immer leicht, da es ein ziemlich großes Leistungsgefälle zwischen den Topspielern und der sogenannten zweiten Reihe gibt. Ausfälle sind nur schwer zu kompensieren und als Trainer kann man schon mal wie ein Depp aussehen, wenn die vermeintlich falschen Entscheidungen getroffen werden.
Sportlich kann man Luc Holtz nur wenig vorwerfen. Er hat in seiner 13-jährigen Amtszeit fast das Maximum aus seiner Mannschaft herausgeholt. Er verdient es, im März die Play-offs mit seinem Team anzugehen und es möglicherweise danach zu einer Europameisterschaft zu führen.
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