Gastronomie / Horesca: Es fehlt eine klare Perspektive
Geschlossene Restaurants, Hotels, Bars und Cafés, eine fehlende Perspektive durch die Regierung und Wirte, die die Lust verlieren oder die Krise nicht überstehen: Unter den Mitgliedern der „Fédération nationale des hôteliers, restaurateurs et cafetiers du Grand-Duché de Luxembourg“ (Horesca) herrscht seit Tagen Unsicherheit. Am Montag sollen neue Lockerungen kommen.
Im Restaurant „Lea Linster“ stehen neue, beige Lederstühle rund um die leeren Tische und warten auf Gäste. Sie sind nagelneu und kamen zwei Tage nach der Schließung. In der Küche, wo sonst das Küchenpersonal sternereifes Essen auf die Teller zaubert, herrscht Leere. Ein einziger Topf steht auf dem großen Herd. „Jus d’agneau“ köchelt darin vor sich hin. Restaurantchef Louis Linster (29) bereitet die Essenslieferungen außer Haus für den Abend vor.
Er hat gleich, nachdem er am 16. März schließen musste, damit angefangen. „Das hat uns geholfen, Rechnungen zu bezahlen“, sagt er. „Wir wollten nicht mit Schulden wieder aufmachen.“ Seine 18 Vollzeitmitarbeiter sind in Kurzarbeit. Er arbeitet seitdem alleine in der Küche.
Seit zwei Monaten geschlossen
Seit knapp drei Jahren steht er in der Verantwortung für das Etablissement, in dem es seine Mutter bis zum Michelin-Stern gebracht hat. „Seit diesem Jahr ist es meiner“, sagt er. Dann kam die Krise. Außer der Soforthilfe von 5.000 Euro hat er nichts bekommen. „Das Geld war sofort weg“, sagt er. Unerwartet kam die Schließung jedoch nicht.
„Ich habe aber gedacht, das dauert so zwei bis drei Wochen und nicht über zwei Monate“, sagt er. Trotzdem will er für ein eventuelles „Déconfinement“ gerüstet sein. Auf der Terrasse werkeln Handwerker, putzen und reparieren. Normalerweise ist der Außenbereich des Restaurants für den „Apéro“ gedacht oder einen Kaffee. Das wird sich ändern. „Wenn wir wieder öffnen, werden wir hier auch Essensservice anbieten“, sagt Linster. Wegen der Abstandsregeln will er jeden Platz nutzen.
Horesca-Präsident ist in Rage
Wann er wieder aufmachen kann, weiß er nicht. Auch nicht unter welchen Bedingungen. „Wir wüssten schon gerne, wann das sein wird“, sagt Linster. „Wir brauchen ja Zeit, um uns vorzubereiten.“ Die Ungewissheit findet er quälend. Am Montag soll das ein Ende haben. Und der Berufsverband? „Er hat zu wenig Gewicht“, sagt er.
Horesca-Präsident Alain Rix (58) weiß um diesen Vorwurf, was ihn noch mehr in Rage bringt. Schäumend vor Wut sitzt er an seinem Schreibtisch im ersten Stock der „Chambre de commerce“. In den vergangenen Tagen und Wochen hat er immer wieder versucht, den verantwortlichen Ministern eine Antwort auf die Frage, wann es wieder losgehen kann, zu entlocken. Ohne Ergebnis. Seine Nachfragen werden mit der Angst vor Neuinfektionen abgewimmelt, er seinerseits muss die Mitglieder hinhalten.
„Es ist kein Plan da“
Die Frage von Gastronomen, „soll ich durchhalten und warten oder gleich zumachen“, hört er sich zurzeit Dutzende Male am Tag an. Das macht sauer. Er knallt sein Smartphone auf den Tisch, das unbeirrt und ununterbrochen weiter piepst. Für seine Gefühlslage hat er ein Bild. „In der Kathedrale stehen Männchen, da kann man Geld einwerfen und dann nicken sie“, sagt er. „So kommen wir uns auch vor.“
Er spart nicht mit Kritik. Offensichtlich glaube die Regierung, dass die Soforthilfen und die Kurzarbeit ausreichten, um den Sektor am Leben zu erhalten. Dass den Mitgliedern die Perspektive für ihren Betrieb fehlt, weil sie nicht wissen, wann es wieder losgeht, daran denke niemand. „Es denkt auch niemand daran, dass sie mindestens eine Woche Vorlauf brauchen, um ihre Waren einzukaufen“, sagt Rix. „Es ist kein Plan da, kein Konzept, keine Regel, wir fühlen uns verarscht.“
Unsichere Situation
Auch an Horesca-Generalsekretär François Koepp (58) ist der Ärger über das Verhalten der Politik in den vergangenen Tagen nicht spurlos vorbeigegangen. „Wir hätten gerne klare Aussagen“, sagt er. „Und ich wüsste gerne, wie sie ihr Zahlenmaterial über die Corona-Infektionen zusammenstellen.“ Schließlich sei das ja der Grund, warum die Branche im Ungewissen leben müsse, so Koepp. Er kommt wie Präsident Rix aus einer Hotelfamilie. „Die Hotels werden noch lange mit Corona zu tun haben, weil sie weit im voraus Reservierungen annehmen und planen“, sagt er. „Zurzeit können sie das gar nicht.“
Genauso geht es den Restaurants, die bei Buchungsanfragen ablehnen oder Risiko fahren. Gäste, die wissen wollen, wann sie wieder kommen können, gibt es. Das bestätigt Louis Linster. Er hat sich dafür entschieden, die Anfragen anzunehmen mit der Gefahr, absagen zu müssen, wenn die Schließung länger dauern sollte als gedacht.
Gastronomie und Hotellerie spielen eine Rolle
Rund 1.500 Mitglieder zählt der Verband. Nach Horesca-Angaben sind fast alle Hotels im Land Mitglied. Bei den Restaurants, Bars und Cafés schwankt die Zahl. Rix schätzt, dass rund 20 Prozent der Betriebe die Krise nicht überleben werden. „Das betrifft vor allem kleinere Betriebe, die keine finanziellen Rücklagen haben.“
Der Tourismus, und davon lebt die Gastronomie in Luxemburg, wurde in den letzten Jahren stark gefördert. 20.500 Vollzeitarbeitsplätze gibt es nach Horesca-Angaben direkt in der Branche. Noch einmal 15.000 Stellen generiert die Branche indirekt über die Liefer- und Produzentenketten. „Da soll noch mal einer sagen, unsere Branche hätte kein wirtschaftliches Gewicht“, sagt Rix. „Alles macht auf, nur wir nicht.“
Wiedereröffnung gleicht Verluste nicht aus
Einer, der diese Woche seinen Betrieb wieder öffnen konnte, ist Michael Buchna (56) im von Frisingen rund 30 Kilometer entfernten Orscholz, das wegen der Saarschleife bekannt ist. Im Saarland ist eine Öffnung der Gastronomiebetriebe seit dem 18. Mai wieder erlaubt. Buchnas Betrieb, das Hotel und Restaurant „Zur Saarschleife“, lebt wie Linsters Restaurant hauptsächlich von Touristen. Während in Frisingen das Essen im Vordergrund steht, kommen Buchnas Gäste in erster Linie wegen des 800 Quadratmeter großen Wellness- und Spabereichs seines Hotels. Er ist nach wie vor geschlossen.
Während der Krise waren allerdings Hotelbuchungen für Businessreisende erlaubt. 100 Übernachtungen hat er gehabt, normalerweise sind es im gleichen Zeitraum 1.000. Er hat für seinen Betrieb, der jährlich drei Millionen Euro umsetzt, eine einmalige Förderung von 20.000 Euro erhalten. 39 seiner 50 Mitarbeiter haben Kurzarbeit gemacht und bei den Umsatzausfällen und der Betriebsgröße wurde ein Zusatzkredit nötig. 400.000 Euro Umsatz ist in den Monaten März und April üblich. Das ist Geld, das jetzt fehlt.
Ein Drittel der Gäste sind Luxemburger
Mit den Reservierungen für das erste Wochenende nach dem Lockdown ist er zufrieden. Ein Drittel der Gäste kommt traditionell aus Luxemburg. Viele haben sich in den nächsten Tagen angekündigt. Im Hotelbereich mit den 100 Betten sind es 11 Prozent pro Jahr. „Wir können natürlich mit den Sicherheitsbestimmungen nicht so viele Gäste annehmen wie sonst“, sagt er. 250 Plätze hat er in den fünf Gasträumen des Betriebs. Die Zahl ist jetzt um 50 Prozent reduziert.
Buchna ist gleichzeitig Vizepräsident des saarländischen Zweigs des „Deutschen Hotel- und Gaststättenverbandes“, kurz „Dehoga“, der im Saarland 3.000 Mitglieder hat. Er schätzt, dass nach der Krise rund 800 Betriebe „in Schwierigkeiten“ sind, wie er sagt. Trotzdem sieht er Chancen für die Branche nach Corona. Er prophezeit einen „Heimatboom“.
Verändertes Konsum- und Reiseverhalten
„Die Bedeutung des regionalen Urlaubs wird wachsen“, sagt Buchna. Zwar werde der Deutsche sich die Reiselust nicht nehmen lassen, aber die Krise werde ein bewussteres Reiseverhalten hervorbringen, geht seine Zukunftslogik. „Die Gäste werden mehr als vorher über ihren Konsum und ihr Reiseverhalten nachdenken, bevor sie eine Entscheidung treffen“, sagt er.
Damit liegt er auf Linie mit der „Vakanz doheem“-Offensive, die Tourismusminister Lex Delles (DP) ein Jahr vor dem Virus angestoßen hat. Ob es so kommt, vermag derzeit niemand zu sagen. Am Montag soll es Gewissheit darüber geben, wann die Betriebe in Luxemburg wieder öffnen dürfen. Das haben Premier Xavier Bettel (DP) und Gesundheitsministerin Paulette Lenert (LSAP) vergangenen Mittwoch angekündigt. Sollte es so kommen, ist die Branche wenigstens vorbereitet. Einen Leitfaden zu den Sicherheitsbestimmungen hat die Horesca schon vor Tagen ausgearbeitet und ihren Mitgliedern zur Verfügung gestellt.
Ich hoffe, dass die Leute nach der Krise die Restaurants und die Arbeit dahinter mehr schätzen. Vorher war das alles selbstverständlich.Chef des Restaurants Lea Linster
Hotel und Restaurant „Zur Saarschleife“
Der Chef des Betriebes Michael Buchna ist Küchenmeister und Betriebswirt, Fachrichtung Hotelwesen. Der Betrieb ist seit 1935 im Familienbesitz, Buchna führt ihn in dritter Generation. Das Hotel verfügt über 100 Betten, im Restaurantbereich bieten die fünf Gasträume 250 Sitzplätze. Hinzu kommen drei Konferenzräume mit noch einmal 100 Plätzen plus 80 Plätze auf den Außenterrassen. Die Speisekarte setzt auf regionale Produkte, die aus der direkten Umgebung des Betriebes stammen.
Restaurant Lea Linster
Das Restaurant in Frisingen hat seit 1987 einen Stern des Guide Michelin. Louis Linsters Mutter wurde damit ausgezeichnet. Er selbst wuchs in Frisingen auf, lebt über dem Restaurant und war der beste Lehrling seiner Mutter. Seit 2017 führt der 29-Jährige das Restaurant in Eigenregie, die Küche ist klassisch französisch. Louis Linster experimentiert gerne mit Zutaten, die er von Reisen mitbringt und in die Menüs integriert. Das Restaurant hat 35-40 Sitzplätze.
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Fir een Humpen mussen an der Schlaang ze stoen matt all deenen Restructiounen ,2 meter teschent all Desch/ plexiglas ,nett um comptoir stoen usw.NEE MERCI.
Es fehlt eine klare Perspektive, ja, die wird niemals
wieder kommen, all diese Regelungen aus der Not von
einer verzweifelten Gambiatruppe bestimmt wurden,
sind niemandem von grossem Nutzen,
alle Gastronomen,Hoteliers usw. können einem sehr
leid tun, was man in der Vergangenheit mit viel Schweiss und
Arbeit aufgebaut hat, ist in kurzer Zeit kaputt getreten worden.
ähnlich ist dieses Chaos für alle Klein und MIttelbetriebe.
Natürlich muss Corona bekämpft werden, aber lasst doch
die Leute arbeiten wo es nur möglich ist.Was soll man noch alles
dazu sagen,der Karren steckt sehr tief im Dreck und versinkt.
Ett gett jo ken gezwongen ann de Restaurant iessen ze goen,oder ann een Café een drenken ze goen.D’Branche soll Numm an Adress vunn hiiren Clienten archiveeren a faerdeg.Dee dee wellen goen dee ginn,dee aaner bleiwen doheem.Och könnten Clienten jo freiwelleg enn Depistage maachen viirum iessen oder duerno a plaatz daad Gedeesems madd Masken,Oofstand usw.
alois /
ech mengen et bleiwen der mei doheem,wei der dei sech sou eppes un doen.
Och scho viru Corona ass all Joer knapp d’Hallschent vun den Horesca-Betriber krups gaangen, nom Motto: ‚Wer nichts wird, wird Wirt.‘
Also vill méi schlëmm kann et net kommen.
@Guy Wollkommen richteg, well dorems geet et!
@viviane
Waeret meiglech aere comment mat Fakten ze beweisen,
nee ech schaffen net an engem Horesca Betrieb, nach fir Horesca.
Mä no aerer Rechnung dierften no 8 Joer baal keng Betrieber mei
do sinn. Ja, Mathematik, pas facile…
Wei soot mein Physiksprof, „Net all déck Biir, ass och eng Lumière!