Esch / Hotspots und Respekt: Schöffe Martin Kox über den Kampf gegen Lärm
Neun Südgemeinden haben ein gemeinsames Gutachten zum Aktionsplan der Umweltverwaltung gegen die Lärmbelastung abgegeben. Der wird momentan von den Gemeinderäten verabschiedet. In Esch ist Martin Kox („déi gréng“) der zuständige Schöffe. Das Tageblatt unterhielt sich mit Kox über den potenziellen „Krankmacher“ Lärm und wie man die Situation im städtischen Raum verbessern kann.
Es war eine der wenigen positiven Nebenwirkungen des Lockdowns im vergangenen Frühjahr: Fast zwei Monate lang war Ruhe, im wahrsten Sinne des Wortes. „Es war ein Genuss, morgens das Fenster aufzumachen und absolute Stille wahrzunehmen“, berichtet Martin Kox, der im Dellhéicht-Viertel wohnt und dort anderes gewohnt ist. Denn Esch ist in Sachen Lärm gleich mehreren Faktoren ausgesetzt. Zum Verkehr, sei es nun innerstädtischer, Autobahn- und Zugverkehr, gesellt sich der Industrielärm. Hinzu kommen die vielen Baustellen. Und, auf die Menschen bezogen, wohl auch ein wenig fehlender Anstand und Respekt gegenüber den Mitbürgern.
„Esch ist eine Industriestadt, das sollte man nicht vergessen, wenn man über das Belvaler ArcelorMittal-Werk spricht“, sagt Martin Kox. Er meint damit, dass die Industrie lange für den Reichtum Eschs verantwortlich war und die Entwicklung zur zweitgrößten Stadt des Landes erst ermöglichte. Von Industrielärm ist im Aktionsplan der Umweltverwaltung keine Rede, in Esch ist er dennoch ein Thema. Vor allem bei West- und Südwestwind kann man das Belvaler Werk fast im gesamten Stadtgebiet hören. Und zwar hauptsächlich, wenn der Schrott schnell „getippt“ wird. Dann kann es mitunter laut werden in Esch. „Ganz vermeiden kann man das nicht“, sagt Martin Kox, „schließlich wollen wir ja auch, dass weiter am Standort produziert wird. Aber man kann mit ihnen diskutieren, wie man es erträglicher macht.“ Regelmäßig kommt es zu Treffen zwischen den Vertretern der Gemeinden mit Produktionsstandorten und den Verantwortlichen von ArcelorMittal, dann geht es um Themen wie Lärmbelästigung und Luftqualität.
Raemerich, Prinzenring und Lallingen
Krachmacher Nummer eins ist allerdings der Verkehr. Im Aktionsplan sind drei Escher „Hotspots“ aufgezählt: Cité Raemerich, der Prinzenring und die nahe der Autobahn gelegenen Straßen in Lallingen, inklusive rue de Luxembourg. Landesweit ist die Lärmbelastung durch den Verkehr lediglich im Zentrum von Ettelbrück, Bettemburg und Diekirch stärker. Raemerich ist dabei besonders betroffen. Denn neben dem Lärm durch das hohe Aufkommen in Kreisverkehr und Autobahn sind die Nähe zum Stahlwerk in Belval und die Baustelle der „Liaison Micheville“ der Ruhe im Viertel abträglich. Auf dem Prinzenring sind es der starke motorisierte Verkehr und die Zugstrecke, die die Lebensqualität der Anwohner beeinflussen. In Zukunft sollte sich die Situation aber verbessern, denn im Zuge der neuen Stadtviertel „Rout Lëns“ und „Quartier Metzeschmelz“ ist ein neues Verkehrskonzept geplant. So soll der Durchgangsverkehr aus dem (Noch-)Bahnhofsviertel komplett verbannt werden.
Die neuen Stadtviertel sind derweil autoarm geplant. Auch im restlichen Esch soll der motorisierte Verkehr zurückgedrängt werden. Eine große Rolle spielen dabei Geschwindigkeitsbegrenzungen, denn natürlich ist ein schnell fahrendes Auto lauter als ein langsames. Spätestens ab 50 km/h tritt der Reifenlärm in den Vordergrund. „Wenn jeder sich an die Tempolimits von 30 oder 50 km/h halten würde, dann gäbe es keine Probleme. Wir machen viel zur Verkehrsberuhigung, fast überall im Stadtgebiet gilt die Rechtsvorfahrt“, sagt Martin Kox. Das Problem ist, dass sich nicht jeder an die Regeln hält. So wurde die Kanalstraße oder die Victor-Hugo-Straße lange als eine Art Teststrecke für getunte Autos missbraucht, Kavalierstart inklusive. Die Gemeinde versuchte, dem mit infrastrukturellen Maßnahmen gegenzusteuern. Doch „schwarze Schafe“ gibt es immer und die können nur durch Kontrollen überführt werden. „Kontrollen sind wichtig“, so Martin Kox, „auf der anderen Seite will aber auch niemand einen Polizeistaat.“ Systematische Auspuffprüfungen wie in deutschen Innenstädten gibt es in Luxemburg kaum bis gar nicht.
Sensibilisierung
Dafür gibt es aber jede Menge Motorräder und auch Quads, wobei die Hochzeit von Letzteren zumindest in Esch vorüber zu sein scheint. „In Monaco sind 50-cc-Motorräder verboten, aber wie gesagt, man kann auch nicht alles verbieten. Was wir als Gemeinde tun können, ist, mit der Polizei so gut wie möglich zusammenzuarbeiten“, sagt Kox. Die auf 110 km/h begrenzten Autobahnen dagegen liegen außerhalb des Einflussbereichs der Gemeinde. Lärmschutzvorrichtungen sind da und sollen auch an der „Liaison Micheville“ die Raemericher schützen. Und natürlich wirken sich die staatlichen Maßnahmen wie der kostenlose öffentliche Verkehr, die Förderung der Fahrgemeinschaften sowie die Elektromobilität positiv auf den Straßenverkehr und somit auf die Lärmbelastung aus.
„Als Gemeinde können wir die sanfte Mobilität nur weiter unterstützen“, sagt Kox, „zudem müssen wir proaktiv agieren in der Sensibilisierung der Einwohner. Und natürlich mit gutem Beispiel vorangehen“. Er meint damit, beim Fuhrpark auf Elektromobilität zu setzen. Aber auch kleinere Maßnahmen. So haben die Grünpfleger der Gemeinde keine Laubbläser mehr. „Die sind schlecht für die Biodiversität, weil sie Insekten töten. Und sie machen Lärm. Doch was nützt es, sie bei der Gemeinde abzuschaffen, wenn sie privat und von den Gartenfirmen andauernd benutzt werden?“ Schlussendlich geht es wie so oft um das respektvolle Miteinander. „Man sollte auf seine Mitbürger Rücksicht nehmen“, sagt Martin Kox abschließend. Das hat zwar mit dem Aktionsplan gegen Lärm nichts zu tun, kann aber wohl nicht oft genug wiederholt werden.
Krankmacher Lärm
Lärmbelastung wird in Dezibel gemessen (dB), wobei der Bereich bis 50 dB als angenehm eingestuft werden kann. Trotzdem sind schon ab 40 dB Lern- und Konzentrationsstörungen möglich. Gefährlicher wird es ab 60 dB (z.B. normaler Straßenverkehr). Lärm in diesem Bereich länger ausgesetzt zu sein kann Hörschäden nach sich ziehen. Ab 65 dB (Beispiel Motorrad) hat der Mensch ein ca. 20% höheres Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen, während ab 85 dB der Beschädigungsbereich beginnt (Beispiel Presslufthammer). Ab 120 dB (Beispiel Düsenjet) sind sogar bei kurzer Einwirkung Hörschädigungen möglich.
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Oder och Kämpft geingt Dei Greng Dei sin schon lang net nei Greng just op de Plakater 😂😂😂😂
Laden Herr Kox in die Nachbarhäuser des im Umbau bis 2022 begriffenen ,der Escher Gemeinde gegen ihren Willen jetzt gehörendem Ariston Kino ein. Gebäude das er aus dem FF kennt. Aus dem er in seiner Schöffenqualität die mit gültigen Bail , portugiesische Bewohner schon vor dem Kauf des Gebäudes durch die Gemeinde , vor zeuge vertreiben drohte , die sich dies aber nicht gefallen liessen…..
Hier dröhnen an allen Werktagen bereits in aller Frühe die lärmenden Bohrmaschienen und dies auch an allen Samstagen, mit Wissen des Stadtschulzen und seiner Räte. Also was Lärm betrifft, erlaubte Dezibel usw. kann man den Vertreter der Interessen der Escher Bürger überhaupt nichts vormachen. Dass sie alles für die Lebensqualität für die die sie gewählt haben tun , ist ja inzwischen landbekannt, abgesehen von dem weit entfernten ,die Pierre Claude absperrende ungestzlichem mit der P.Claudestrasse absolut nichts zu tun habenden Poller , Strassensperre. usw.usw…..
Gaston Blaat und Nachbarn des Ariston in der Pierre Caudestrasse in Esch und direkter Umgebung der Baustelle.
Die Bahn fährt sein 150 Jahren, Leute mit empfindlichen Ohren sollten besser nicht da wohnen.
Deshalb sind die Mieten ja auch erschwinglicher.
Wenn man nur die „Presslufthammer-Motorräder“ einer bestimmten amerikanischen Marke aus dem Verkehr ziehen würde, wäre es schon viel besser. Sporadische Auspuffkontrollen würden da Wunder wirken.