Impfungen / HRS-Affäre: „Wir haben uns nicht vorgedrängelt“
Die sehr kurzfristig einberufene Pressekonferenz der Robert-Schuman-Gruppe hätte auch anders verlaufen können. Der Präsident des Verwaltungsrates kündigte weder seine Demission an, noch sah er es ein, sich für die umstrittene Impfaktion an seiner Person und an den zwei Vizepräsidenten Michel Wurth und Claude Seywert zu entschuldigen. Stattdessen rechtfertigte er in einem 25-minütigen Monolog das Vorgehen der drei Mitglieder. Es folgte eine mindestens genauso lange Fragerunde.
Das Fazit von Jean-Louis Schiltz, Präsident des Verwaltungsrates der „Hôpitaux Robert Schuman“ (HRS), ist klar und deutlich: „Wir haben uns nicht vorgedrängelt, wir haben einen Plan nach Prioritäten durchgezogen. Wir haben niemandem die Impfung weggenommen, der sie dringend brauchte.“ Man habe nachgefragt, ob jemand direkt geimpft werden müsse. In diesem Fall hätte man einer solchen Person den Vortritt gegeben. Das sei aber nicht der Fall gewesen, sagte er.
Dennoch habe jeder das Recht zu sagen, dass das nicht richtig war und diese Entscheidung infrage zu stellen. Am Ende seines Vortrags sagte er aber auch: „Ich verbiete es mir, dass man mir Lektionen in Anstand und Moral erteilt. Ich habe nichts dagegen, wenn man jung, quirlig und energisch ist, ich war das auch einmal, aber dann soll man nicht die anderen Moral und Anstand lehren.“ Und fügte folgenden Satz hinzu: „Ich dementiere formell, dass unsere Frauen geimpft wurden oder sonst jemand in unserem Umfeld. Das hier nimmt mittlerweile Proportionen an …“
Ich habe nichts dagegen, wenn man jung, quirlig und energisch ist, ich war das auch einmal, aber dann soll man nicht die anderen Moral und Anstand lehrenPräsident des HRS-Verwaltungsrates
Die spontan einberufene Pressekonferenz sollte auf strukturelle Weise den Rahmen, die Ziele und die Vorgehensweisen der HRS-Gruppe erklären. In den vergangenen Tagen hatte die Affäre um die Impfungen von Jean-Louis Schiltz, ehemaliger CSV-Politiker, und den Vizepräsidenten Michel Wurth und Claude Seywert zu einem medialen Aufschrei geführt. Den dreien wurde vorgeworfen, sich bei der Impfung vorgedrängelt zu haben. Laut Impfplan der Regierung wären alle drei statt Mitte Januar erst zum Ende der zweiten Impfphase an der Reihe gewesen.
Mit den Impfungen habe man als Ziel gehabt, eine Institution zu schützen, nämlich jene der Krankenhäuser der Robert-Schuman-Gruppe, erklärte Schiltz am Donnerstag. Am 4. Dezember 2020 sei die Vorgabe der Regierung gekommen, dass man Krankenhäuser schützen müsse, indem man einen „cordon sanitaire“ um die Krankenhäuser ziehen solle beziehungsweise einen „bouclier sanitaire“. Das seien die Wörter gewesen, die damals gebraucht wurden, erklärte Schiltz. Diese Schutzmaßnahmen würden auch die Verwaltung betreffen, sagte er.
„Verwaltungsrat muss funktionstüchtig sein“
In den Krankenhäusern wurde zu diesem Zeitpunkt innerhalb eines Monats etwas aufgezogen, was sonst drei Jahre gebraucht hätte, so seine Argumentation. Wenn es darum gehe, ein Krankenhaus zu schützen, dann sei der Vorsitz dort mit drin. „In unseren Augen gehört der Vorsitz des Krankenhauses zum Schutzschild dazu.“ Laut Gesetz sei es so, dass der Verwaltungsrat die Gesellschaft repräsentiere. „Es ist im Prinzip das Gesellschaftsrecht, das es seit 200 Jahren gibt“, sagte er. Der Verwaltungsrat sei somit das Hauptorgan des Krankenhauses. „Somit muss dieses Organ zumindest in Teilen funktionstüchtig sein, deshalb haben wir damals die Entscheidung getroffen, dass der Vorsitz der Verwaltungsräte bereit ist, mehr Verantwortung zu übernehmen.“ Schiltz vertiefte an dieser Stelle seine juristische Argumentation.
Ich möchte nicht derjenige sein, der in eines unserer Krankenhäuser geht und später für ein Cluster verantwortlich istPräsident des HRS-Verwaltungsrates
Laut dem Verwaltungsratspräsidenten können die nun vorzeitig Geimpften regelmäßig in den Krankenhäusern der Gruppe hinein- und herausgehen, ohne sich jeden Tag die Frage stellen zu müssen, ob man dadurch die Einrichtungen einem unnötigen Risiko aussetzt. „Ich möchte nicht derjenige sein, der in eines unserer Krankenhäuser geht und später für ein Cluster verantwortlich ist“, sagte er. Dies vor dem Hintergrund betrachtet, dass die Möglichkeit bestehe, zu impfen, erklärte er. „Und das Ziel der Politik war es, das Krankenhaus zu schützen. Wir sind zivilrechtlich und strafrechtlich verantwortlich für das, was im Krankenhaus passiert. Die Verantwortung kann man nicht auf die Direktion abwälzen. Wir haben die Pflicht, uns um diese drei Krankenhäuser zu kümmern.“
Schiltz erinnerte an den Hepatitis-Fall in der „Clinque Sainte-Elisabeth“. Da wurde laut Schiltz der gesamte Verwaltungsrat am Ende strafrechtlich verurteilt. Die Affäre habe 21 Jahre gedauert. Am Ende habe das Gericht geurteilt, dass wenn man sich richtig darum gekümmert hätte, man den Schaden hätte abwenden können. „Wir wollten nicht in eine solche Situation geraten“, sagte er. Wenn keine Impfungen da seien, müsse man sich anders organisieren. Man müsse jedes Mal abwägen, ob es nun nötig sei, ins Krankenhaus hineinzugehen oder nicht. Wenn aber Impfungen da seien, und die Vorgabe heißt, einen „cordon sanitaire“ um das Spital einzurichten, dann gebe es andere Möglichkeiten.
Schiltz erinnerte an die Stimmung im Januar. Damals habe es einen gewissen Vorbehalt gegen das Impfen gegeben. „Da wurde gesagt: Wenn die Direktion uns impfen lassen will, dann soll sie sich zuerst mal impfen lassen.“ Das sei die Stimmung im Januar gewesen. Viele hätten damals gesagt, sich nicht impfen lassen zu wollen.
Die technischen Pannen beim Streaming
Auf einer Versammlung mit der „Santé“ am 13. Januar habe niemand klar und deutlich gesagt, dass der Verwaltungsrat nicht geimpft werden sollte, so Schiltz. Das Streaming über Zoom sei zudem voller technischer Pannen gewesen, wo Mitglieder immer wieder rausgeflogen seien. „So viel zu einer ‚gouvernance‘ über Zoom.“
Am 18. Januar kam eine E-Mail der „Fédération des hôpitaux luxembourgeois“ (FHL), was laut Schiltz nicht gleichzusetzen sei mit einer Instruktion durch die „Santé“. Hier habe irgendwo zwischen zwei Paragrafen gestanden, dass die Administratoren nicht zu impfen seien. „Zu diesem Zeitpunkt war bei uns schon lange alles organisiert“, sagte er.
In der Woche vom 11. Januar habe man den Weg für die Impfungen der über 3.000 Leute ausgemacht. „Es wurde immer gesagt, die Krankenhäuser müssten alle geschützt werden. Dann kann man jetzt nicht sagen, dass nur diejenigen, die im direkten Kontakt zu den Patienten stehen, geimpft werden können.“ Wenn dies so wäre, dann hätte jedes Krankenhaus im Land hunderte Leute falsch geimpft, sagte Schiltz. Er selber hätte sich auch nicht impfen lassen, wenn nicht klar gewesen wäre, dass kurzfristig über 3.000 Leute die Möglichkeit dazu hatten.
Wenn ich mich jeden Tag mit Generaldirektor Claude Schummer für eine Unterredung zusammensetzen würde, ohne geimpft zu sein, dann würde man sagen, dass wir unser Krankenhaus nicht schützenPräsident des HRS-Verwaltungsrates
Auf die Frage einer Journalistin, wie oft er denn eigentlich in der Klinik gewesen sei, antwortete Schiltz, dass er dort kein Büro habe und es dort keine Versammlungsräume gebe. Der Rest der Antwort fiel anschließend sehr ausweichend und unklar aus. Ohne konkrete Zahlen zu nennen, redete er um den Kern der Frage herum. Erst auf Nachhaken der Journalistin sagte er: „Zurzeit bin ich dreimal die Woche da.“ Als er noch nicht geimpft war, musste er stets abwägen, ob es möglich sei. Man habe durch die Impfung nun die Möglichkeit, auf digitale Treffen zu verzichten, bei denen die Leute sowieso nur die Hälfte mitbekommen würden. „Wenn ich mich jeden Tag mit Generaldirektor Claude Schummer für eine Unterredung zusammensetzen würde, ohne geimpft zu sein, dann würde man sagen, dass wir unser Krankenhaus nicht schützen.“ Wurth und Seywert seien regelmäßig in der Klinik, um ihren Aufgaben nachzukommen.
Würde er es heute anders machen? Aus heutiger Sicht und in Anbetracht der Reaktionen hätte er wohl dem von der Regierung geforderten Schutz des Krankenhauses besser keinen Vorrang gegeben. Auch wenn man dann das Risiko eingegangen wäre, seiner Aufgabe nicht nachkommen zu können.
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Sie haben sich nicht vorgedrängelt, sie haben nur einen Plan nach Prioritäten durchgezogen. Ein Plan, der wohl vorgesehen hat die drei aus dem Verwaltungsrat prioritär zu impfen. Von Schuldbewusstsein, von Verantwortung, von Einsicht geschweige denn von Reue, nicht die Spur. Typisch vorgelebte christliche Nächstenliebe à la CSV.
Si kucke riicht an d‘Kamera, an léien wéi gedréckt…
Mee wât kann een soss vun esou Leit awuarden?
„..keine Lektion in Sachen Moral und Anstand:“ ? Der Satz scheint von den Betroffenen gut einstudiert zu sein. Egal. „Wir haben uns nicht vorgedrängelt.“ ? Nun sagt uns bloß ihr seid gewaltsam und gegen euren Willen geimpft worden. Solche Aussagen sind ein zusätzlicher Schlag ins Gesicht der Menschen auf der Warteliste. Aber es gibt Leute die sind es nicht gewohnt zu warten.
„Wenn ich mich jeden Tag mit Generaldirektor Claude Schummer für eine Unterredung zusammensetzen würde, ohne geimpft zu sein, dann würde man sagen, dass wir unser Krankenhaus nicht schützen“ Und die Parlamentarier auf Krautmaart? Die sitzen auch zusammen.Sind die dann auch schon geimpft?
„Ich habe nichts dagegen, wenn man jung, quirlig und energisch ist, ich war das auch einmal, aber dann soll man nicht die anderen Moral und Anstand lehren.“ sehr gut! Aber Moral und Anstand sollte man trotzdem haben, ohne von anderen belehrt zu werden. Ich war auch nicht immer erfreut die Predigten über Moral von meiner Mutter über mich ergehen zu lassen.
Nebst dem Ex Politiker gibst es noch eine Person, die hier freiaus zu gehen scheint: Claude Seiwert von der Enovos. Die lachen sich doch alle krumm… hinter vorgehaltener Hand!
Wou ass den Ennerscheed zweschen Donald Trump and desen Haeren?
Keng Empathie
Keng Ethik
Keng Schimmt
Wann an eisen Spidaeler esou Leit d’Soen hun, DANN GNADE UNS GOTT!
Anstand und Moral ist für diese glatten Bonzen ein Fremdwort.
Das es solch Personen in einem Verwaltungsrat HRS gibt,
nur einsäckeln,über Leichen gehen,Privilegien aufstocken,
es stinkt bis zum Himmel, Luxusburg hat enorm Probleme
in der Zweitklassengesellschaft,aber das interressiert keine Sau
aus diesem „Milieu“, quo vadis Demokratie ???
Den Här do an seng Argumentatioun dat ass wierklech e Skandal, statt Konsequenzen ze zéien an ze demissionéieren mat den 2 aneren Profiteuren braddelt deen einfach drop lass…..
An sich hätte man diese Sache mit einer Entschuldigung als Fauxpas klassieren können. Aber die PK von gestern und die skandalöse Arroganz, Selbstgerechtigkeit und Uneinsichtigkeit die da an den Tag gelegt wurden haben dem Ganzen die Krone aufgesetzt. In anderen Ländern sind solche peinlichen Auftritte meistens der Anfang vom Ende. Aber wir sind ja in Luxemburg und er ist ja „der Neffe“.
Si tacuisses, philosophus mansisses.
Sind mittlerweile alle RELEVANTEN Berufe durchgeimpft?
@Si tacuisse: „Der Neffe “ hat sich geopfert! Er hat seine Empfinden nach christlich vorbildlich gehandelt. Herr Schiltz ist sich keiner Schuld bewusst. Das ist das Schlimmste.
Eng Fro déi vläicht nach net gestallt gouf:
Kréien déi 3 Hären dann elo och déi 2. Impfung?
@ColatteraLady
Dat scheinst as jo awer datt dei Leit am day to day vum Spidol neischt ze soen hun an dofir dei ganz Argumentatioun emsou mei lächerlech ass wann sie mat hirer soi disant Wichtegkeet am Fall vun enger Contingence prahlen. Wetten dei 3 könne knaps eng Ploschter vun enger Piqure ennerscheeden… Dat ganzt as fir hard ze jeitzen.🤥
Ich denke, dass weiterer Druck notwendig ist, damit diese 3 Herren endlich den Hut nehmen. Jeder von uns macht Fehler. Das ist menschlich. Jedoch wie gehe ich mit einem Fehler um? Da zeigt sich der wahre Charakter von diesen machtbesessenen Leuten.
Auch noch bemerkenswert, der Kommentar über Zoom. Falls sie beim HRS noch immer kein anständiges Meeting über Zoom machen können, dann hoffe ich, dass sie bessere Techniker für Scanner und Röntgenapparate haben. Jedes Schulkind kann mittlerweile mit Teams oder Zoom arbeiten.