Unerfüllte Erwartungen / „Ich bin immer noch schockiert“: 16-Jährigem bleibt COP27-Traum wegen ägyptischer Preisstrategie verwehrt
Eigentlich sollte es eine ganz besondere Erfahrung für drei Schüler aus Luxemburg werden, doch dann wurde ihre Reise zur COP27 in letzter Minute abgesagt. Der 16-jährige Bartłomiej Nowak erzählt von verpassten Chancen und seinem Beitrag im Kampf gegen den Klimawandel.
Gemeinsam mit zwei weiteren Preisträgerinnen von „Jonk Fuerscher“ sollte er am Samstagmorgen (12.11) seine Reise nach Scharm el-Scheich antreten, um dort die COP27-Klimakonferenz zu besuchen. Am Vorabend des Fluges, gegen 21 Uhr, erreichte Bartłomiej Nowak dann die unerfreuliche Nachricht: Die Reise, abgesagt. „Ich bin immer noch schockiert“, meinte der junge Forscher im Gespräch mit dem Tageblatt am Mittwoch. Als das Hotel davon Wind bekam, dass die kleine Reisegruppe, bestehend aus den drei Jugendlichen und zwei Begleitern (Novak ist sich bezüglich der Anzahl der Begleiter nicht ganz sicher) vorhatte, an der COP27 teilzunehmen, hob es seine Preise drastisch an – um ganze 19.500 Euro.
Der 16-Jährige hoffte insgeheim, dass sich noch irgendwie alles zum Guten wenden würde, dass die „Fondation jeunes scientifiques Luxembourg“ (FJSL), die für die Reise aufkommen sollte, eine Lösung findet. Doch dem war nicht so. Der Traum von der COP27 war ausgeträumt. Novak durchforstete das Internet nach ähnlichen Erfahrungsberichten und wurde schnell fündig: Diese „mörderische Preiserhöhung“, der seine Reisegruppe zum Opfer gefallen ist, war kein Einzelfall, wie er feststellen musste.
Der ägyptische Staat hatte Hotelbetreibern für den Zeitraum der Konferenz Preisuntergrenzen vorgegeben. „Ägypten hat kein Interesse daran, Menschen zu empfangen, die ihre Meinung frei äußern. Diese Preisstrategie könnte tatsächlich ein wirksames Mittel sein, um die Menschen von der Reise abzuhalten, ohne dabei zu offensichtlich antidemokratisch zu sein“, gibt der 16-Jährige zu bedenken.
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In Scharm el-Scheich hätten die vier „Jonk Fuerscher“-Preisträger diverse Präsentationen besucht, bei denen Ansätze im Kampf gegen den Klimawandel besprochen wurden. Darüber hinaus war ein Treffen mit der Luxemburger Delegation geplant. Dieses Treffen wurde am Mittwochnachmittag spontan über Videochat nachgeholt. Die Delegation berichtete von ihrer Rolle auf der COP27 und die „Jonk Fuerscher“ konnten sich vorstellen. Zeit für politische Diskussionen blieb allerdings keine, bedauert Nowak. Dieses virtuelle Treffen „war das zweitbeste, das sie tun konnten“. Er wisse das zu schätzen. Es hätte ihn jedoch gereizt, mit einem Minister oder einem anderen Regierungsmitglied zu reden – dort, „wo die wahre Macht liegt“.
Die jüngste Entwicklung hinterlässt bei dem Jugendlichen ein Gefühl unerfüllter Erwartungen: Für ihn stellte die COP27 eine erste – möglicherweise auch einmalige – Gelegenheit dar, „in die reale Welt“ vorzudringen und mit eigenen Augen zu sehen, wie Entscheidungen „ganz oben“ getroffen werden. Bisher habe er immer nur im Internet darüber lesen können.
Mit künstlicher Intelligenz gegen den Klimawandel
Eine große Menge an Daten und in etwa zwei Monate Arbeit waren nötig, um Nowaks Projekt „Simulation and Prediction of Carbon Dioxide Emissions Using an Artificial Neural Network“ auf die Beine zu stellen. Auf der Grundlage dieser Daten und etlicher Testdurchläufe brachte er sein System dazu, den CO₂-Ausstoß verschiedener Wirtschaftsbereiche zu simulieren und vorherzusagen. So gewann er eine Auszeichnung in der 51. Auflage des „Jonk Fuerscher“-Wettbewerbs und sicherte sich damit auch ein Ticket für die COP27. Doch trotz seiner Auszeichnung bleibt Nowak bescheiden: „Es sind nur Zahlen, eine Menge Zahlen in einer bestimmten Reihenfolge und Beziehung.“
Obwohl er einen Forschungsbeitrag im Bereich des Klimawandels geleistet hat, sieht Nowak sich nicht wirklich als Klimaaktivist – dafür sei sein bisheriger Einsatz nicht ausreichend. Im Grunde interessiere ihn der Informatik-Aspekt und die künstliche Intelligenz seines Projekts auch viel mehr als der Umweltteil. „Das heißt aber nicht, dass wir diese beiden Dinge nicht nutzen können, um den Klimawandel zu stoppen und zu seiner Eindämmung beizutragen“, meint der 16-Jährige.
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