Alexandra Schoos im Porträt / „Ich werde nie etwas akzeptieren, was in die rechtsextreme Richtung geht“
Alexandra Schoos ist die erste Frau, die für die ADR ins Parlament einziehen wird. Eine Partei, die immer weiter nach rechts zu rücken scheint. Wie sieht Schoos das? Auf einen Spaziergang mit einer, die sich beweisen werden muss.
Am Metallzaun über dem grünen Rasen vor der „Déierepraxis Mëllerdall“ in Berdorf hängt ein letztes Wahlplakat. Darauf lächelt Alexandra Schoos, Spitzenkandidatin der ADR im Osten, den Besuchern der Tierklinik entgegen. Ein großes „Merci!“ erstreckt sich über ihren Namen. Ein Dankeschön an die Wählerschaft, die der ADR im Wahlbezirk Osten einen Sitz im Parlament beschert haben.
Am kommenden Dienstag wird Alexandra Schoos als fünfte Abgeordnete ihrer Partei ADR diesen Sitz in der Chamber einnehmen. Als erste Frau überhaupt. Eine feministische Errungenschaft – in einer Partei, die nicht für ihre Progressivität bekannt ist. Deshalb gleich die erste Frage an Alexandra Schoos, die mit Hündin Pinda an der Leine zum verabredeten Spaziergang erscheint: Bedeutet Ihnen das etwas? „Das bedeutet mir schon was“, sagt Schoos. Emanzipation, Gleichberechtigung, Chancengleichheit. Alles Dinge, die ihr wichtig seien. So weit, dass sie sich als Feministin bezeichnen würde? „Im politisch aktiven Sinn habe ich darüber noch nie nachgedacht“, sagt Schoos. „Ich würde jetzt nicht Nein sagen, aber ich würde auch nicht sagen: Ich bin die Feministin schlechthin.“
Es wird ein langer Spaziergang werden an einem der ersten kalten Herbsttage des Jahres. Denn es gibt viel zu besprechen. Über das erste politische Amt, das die 35-Jährige ab kommender Woche bekleiden wird. Und noch mehr über ihre Partei und deren Rechtsruck, der in den Wochen vor der Wahl Thema vieler Diskussionen war.
Den Treffpunkt hat Alexandra Schoos vorgeschlagen: Die „Déierepraxis Mëllerdall“ gehört ihrem Vater, Jean Schoos. Kein unbekannter Mann in der luxemburgischen Politik. Schoos war neun Jahre lang Präsident der ADR, 2022 übernahm Fred Keup. Vater und Tochter sind in derselben Partei, sie waren beide Spitzenkandidaten im Osten. Sie haben denselben Beruf: Veterinärmediziner. Andere junge Frauen in der luxemburgischen Politik kritisieren häufig, dass sie immer nur in Verbindung mit ihren berühmten Politiker-Vätern gesetzt und nicht als eigene Person gesehen würden. Schoos bringt ihren Vater selbst immer wieder ins Gespräch. Dessen politischer Schatten macht ihr keine Sorgen. Weil ihr Vater nie Abgeordneter war, „kann mich keiner direkt vergleichen, deshalb bin ich da ein bisschen geschützt.“
Schoos ist seit 2014 Mitglied der ADR. Politisch engagiert hat sie sich zunächst nicht, weil sie zu dieser Zeit noch im Ausland lebte. Warum gerade die ADR? „Da bin ich ehrlich, die Partei war damals da.“ Jean Schoos wurde 2013 Parteipräsident, zu Hause diskutierte Alexandra Schoos mit ihrem Vater. „Mein Vater und ich haben oft Meinungsverschiedenheiten“, sagt sie heute. Bei der gemeinsamen Joggingrunde am Morgen gab es das eine oder andere Thema, bei dem die Tochter den Vater rügte: „Das geht gar nicht.“ Geschwind nachgefragt: Um welches Thema ging es denn damals? Schoos wählt ihre Worte mit Bedacht: „Das ist auch etwas, da gibt es bestimmt bei der Partei, wo ich jetzt bin, in Zukunft noch Diskussionsbedarf.“ Also? „Alles, was gleichgeschlechtliche Ehen und Adoption angeht. Ich bin da sehr weltoffen.“
Tanson und Lenert als Vorbild
Eine liberale Einstellung, mit der Schoos nicht auf der Linie ihrer Partei liegt. Eine Partei, die sie selbst als Mitte-rechts einordnet. Im Interview mit 100,7 hat Schoos kürzlich gesagt: Nicht die ADR sei nach rechts gerückt, sondern alle anderen nach links. „Ich sehe keine Veränderung nach rechts“, sagt sie heute wieder. Und was ist mit den Themen, die in den vergangenen Jahren vom ADR-Personal mehr und mehr aufgegriffen wurden? Themen wie Wokeness und Genderdebatten (Keup und Weidig sprechen in ihrem Buch von „knallharter Indoktrinierung“), klassisches Terrain für den Kulturkampf der internationalen Rechten?
„Ich kann mit Begriffen wie Wokeness nichts anfangen“, sagt Schoss, anders als andere in ihrer Partei. „Für mich ist das kein Problem“, sie sei grundsätzlich weltoffen. Auch was den Schutz von Minderheiten angeht, wie zum Beispiel die Rechte von Trans-Personen? „Ich habe mir für mich selber, persönlich, nicht so die Gedanken gemacht“, sagt Schoos. Man merkt in diesen Momenten ein bisschen, dass sie nach Worten sucht. Aber das, was sie ausdrückt, ist eine durchaus liberale Haltung. „Das sind Menschen wie du und ich. Da muss man natürlich schauen, ob die irgendwo unterdrückt werden.“
Die Temperaturen sinken, die Sonne auch, aber Schoos hat sich warmgeredet. Und kommt noch einmal zurück auf das Thema Frauen in der Politik. „Politik ist, historisch gesehen, ein Männerjob gewesen. Und dadurch sind Männer eher geneigt, Männer mit auf Listen zu nehmen.“ Die 40-Prozent-Frauen-Quote für die Kandidatenlisten sei deshalb eine gute Sache, weil sie Männer zwingen würde, diese alten Verhaltensweisen zu durchbrechen. Die beiden nationalen Spitzenkandidatinnen der vergangenen Wahl, Sam Tanson („déi gréng“) und Paulette Lenert (LSAP), haben für Schoos Vorbildcharakter. Sie schätze deren Krisenmanagement und Redegewandtheit, aber auch das Menschliche ihres Politikstils. „Das sind zwei super Powerfrauen.“
Führen solche Positionen nicht zu Konflikten mit ihrer Partei? Schoos lacht. „Bis jetzt noch nicht. Vielleicht kommt das ja noch, man weiß ja nie, was die Zukunft bringt.“
Liberale Einstellungen, konservative Werte
Alexandra Schoos ist eine junge Politikerin mit liberalen Einstellungen. Einerseits. Andererseits ist sie aber auch eine Konservative, eine Bewahrerin. „Es hängt von den Themen ab“, sagt sie. „Sprache, Werte, da bin ich eher beim Konservieren.“ Was die luxemburgische Sprache und Kultur angeht, liegt sie auf der Linie ihrer Partei. Die Landessprache zu sprechen, ist für Schoos eine Frage der Integration und des Respekts. Als Beispiel bringt sie die Familie ihres Partners aus Flandern, mit denen sie sich auch nicht auf Englisch unterhalten möchte, sondern auf Flämisch.
Von sich selbst sagt sie, sie sei vorsichtig gegenüber Veränderung, wolle zuerst analysieren und verstehen. Da kommt die Naturwissenschaftlerin in ihr durch, die Forscherin, die bis zu ihrem Mandatsantritt als ADR-Abgeordnete im „Laboratoire de médecine vétérinaire de l’Etat“ arbeitete. Eine gewisse Skepsis dem Fortschritt gegenüber ist da. Mehr aber auch nicht. „Ich kann auch nicht sagen, alles Neue ist scheiße, das wäre ja schlecht als Naturwissenschaftlerin.“
Ich bin ein Macher, aber ich bin auch ein Meckererneue ADR-Abgeordnete
Seit drei Jahren ist Schoos wieder zurück in Luxemburg. Und hat sich entschieden, vom passiven Mitglied zur aktiven Politikerin zu werden. „Ich bin ein Macher, aber ich bin auch ein Meckerer. Und wer meckert, der muss auch machen.“ Als Abgeordnete der Chamber will sie eintreten für die Jugend, die unter Wohnungsnot leide, und für die Sorgen junger Eltern, die sie aus ihrem Freundeskreis kenne. Ansonsten gibt sich Schoos pragmatisch. „Ich habe keine Linie, auf die hau ich drauf oder die Ideen sind blöd. Das ist gar nicht so. Ich will einfach mitmachen, ich will meinen Beitrag zur Gesellschaft leisten.“ Schoos freut sich auf die Oppositionsarbeit, auf Diskussion, auf den Prozess der demokratischen Konsensbildung. Und man glaubt ihr das. Sie möchte gemeinsam an Lösungen arbeiten. Sie fände es schade, wenn „nur, weil ich einer bestimmten Partei angehöre, gar nicht mit mir diskutiert wird oder ich von vornherein abgestempelt werde“.
Die Sonne ist längst untergegangen, Hündin Pinda, Schoos und der Reporter nähern sich wieder der Tierklinik. Aber es muss noch eine Schleife her. Es muss noch mal um die ADR gehen. Und um Rechtsextremismus. Die ganzen Fälle vor den Wahlen: das alte Foto von Ost-Kandidat Alain Vossen mit den SS-Runen, der Podiumsplatz des belgischen Rechtsextremisten Alain Escada von der fundamentalkatholischen Civitas bei einer Veranstaltung der ADR International, die antisemitischen Äußerungen von deren Vizepräsidentin Anne-Marie Yim, Dan Hardys Reichsbürgersymbolbild. Sollen das etwa alles Einzelfälle sein?
Schoos wird ein bisschen defensiv. „Hängt davon ab, ob man das als Einzelfälle oder von den Medien gemachte Zusammenfälle sieht.“ Den Fall Vossen, den sie schon seit ihrer Kindheit persönlich kenne, wolle sie nicht verharmlosen, aber die Medien hätten in diesem Fall aus einer „Mücke einen Elefanten“ gemacht. So etwas sagt Schoos. Aber dann sagt sie wenig später, als sie über die Nazi-Vorwürfe spricht, die auf sie einprasselten, auch Sätze wie: „Ich hatte Magenkrämpfe. Ich bin das nicht.“
Als Kind sei sie oft als Nazi bezeichnet worden, weil ihre Mutter aus Deutschland kam. Weshalb Schoos bis heute das Spiel mit Nazi-Ikonografie auch nicht als Dumme-Jungen-Streiche abtun kann. „Ich werde da ein Auge draufhalten“, sagt Schoos, angesprochen auf den anderen ADR-Neuling in der Chamber, Tom Weidig, der in der Vergangenheit sein Spiel mit Nazi-Symbolen als Satire und Provokation abgetan hat. Rechtsextremismus sei ihr aber in der ADR nicht begegnet, sagt Schoos. „Ich bin nie parteiintern, in irgendwelchen Diskussionen auf irgendwelche Ansätze in diese Richtung gestoßen.“
Und dann nach beinahe zwei Stunden Spaziergang, oben auf dem Feld, in der Dämmerung, sagt Alexandra Schoos die beiden Sätze, an denen sich sie und ihre Arbeit in den nächsten fünf Jahren wird messen lassen müssen. „Ich werde nicht blind Mitläufer sein.“ Und: „Ich werde nie etwas akzeptieren, was in die rechtsextreme Richtung geht.“
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E ganz léiwe Mensch an e Liichtbléck am ADR. Ma mol kucken wa keup, weidig, a kartheiser oder aaner Wäiwassermouken aus dem ADR, probéieren fir dësen opene jonke Mensch ob Parteiraison ze schläiffen, ob Sie sech da nach ob der richteger Plaaz an der richteger Partei gesäit. Ähnlech wéi et der Madame Margue deemols bei der CSV gaang as, wéi déi „aal“ Sie ob d’Schinne géint den Engel gesaat hun, a Sie duerno net méi sou war wéi virdrun.
Ma wann ech CSV, DP, LSAP wier, da géif ech scho meng Antennen ausfuëren fir der Madame Schoos e neie politesche Schous ze bidden an en zousätzleche Sëtz am Oste geschenkt ze kréien, well mat hierer „normaler“ a „gesonder“ gesellschafts-politescher Astellung, wert Sie net lang tëscht keup, weidig a kartheiser bestoë kënnen.
Een den an esou enger Partei ass, weess ganz genau firwat en do dran ass.
Wat fir e schäinhellegt Gesabbels.
Jaja, die Welt geht unter mit „esou enger Partei“…
Déi Madam wees genee virwât se an deir Partei ass a wât se wëlles huet do ze erreechen an ze realiséieren. „Sag mir mit wem du umgehst und ich sag dir wer du bist“.
Egal ob lénks oder riets, di westlech Systemer ginn emmer an eng eenzeg Richtung. Direktiven ginn an nationalt Gesetz emgesat. Politik get zu Bréissel gemaach. Wann een riets ass, mecht een et den Awanderer méi schwéier an et mecht keen méi d’Drecksaarbecht, an wann een lénks ass, dann besteiert een alles an dueno huet jiddereen de Minimum. Also absoluten Nonsense. An bezüglech Fraen-Quote, passt op dass an Zukunft net iergendwann eng Männer-Quote agefouert muss ginn.
Endlech dei richteg Leit an der Chamber.
ADR… fannen ech gutt!