/ „If not now, when?“ – Erste Schritte zur Umsetzung des Kulturentwicklungsplans
Am Donnerstag fand der erste Workshop in Bezug auf den Kulturentwicklungsplan (KEP) statt – und laut den Vertretern der Kulturbranche wirkt es so, als würde das Kulturministerium diesmal wirklich „Neel mat KEP“ machen wollen.
„Wenn wir es jetzt, mit der aktuellen politischen Aufstellung, nicht schaffen, dann werden wir es vermutlich nie schaffen.“ Jo Kox zeigt sich mehr als zuversichtlich – man merkt, wie zufrieden der „premier conseiller“ damit ist, dass mit Sam Tanson eine Kulturministerin im Amt ist, die, wie an diesem Donnerstag in Neumünster, „den Künstlern eine Stunde lang zuhört, ihre Fragen beantwortet – und das ohne auf Zettelchen einen Text abzulesen“.
So meinte Sam Tanson beispielsweise, als Bluesmusiker Kid Colling am Donnerstag nach dem Unterschied zwischen Hobby- und Profikünstlern in Bezug auf die Subventionierungspolitik fragte, man solle diese Trennung nicht pauschal hinnehmen, sondern auch berücksichtigen, dass es Künstler gebe, die zwar momentan noch eine andere berufliche Aktivität ausführen, diese aber irgendwann zugunsten ihres künstlerischen Schaffens aufgeben wollen. So viel Einsichtsvermögen ist man im Kulturbetrieb von Politikern fast schon gar nicht mehr gewohnt. Hinzu kommt, so Jo Kox, dass die letzten paar Jahre Arbeit – Kox zeigte sich unermüdlich als Koordinator und Architekt des Kulturentwicklungsplans – nun endlich Früchte tragen.
„Et geet eis net dorëm, de Kulturministère ze käppen“, meint Kox – und führt so die Liste der Wortspiele um das Akronym für den Kulturentwicklungsplan weiter. „Aber wir müssen uns zum Beispiel fragen, ob wir weiterhin eine Gießkannenpolitik führen möchten oder ob wir eben gezielter, mithilfe von Stipendien, spezifische Projekte und Künstler fördern. Ganz ohne das Gießkannenprinzip kommen wir wahrscheinlich nicht aus – weil ansonsten die kleineren Projekte ganz wegfallen würden.“
Erstes Organigramm
Kox stellte am Donnerstag ein mögliches Organigramm eines künftigen Arts Council vor. „Die verschiedenen Kästchen dieses Organigramms sind verschiebbar – es ist noch nichts in Stein gemeißelt.“
Laut diesem Organigramm soll das Arts Council einerseits für die Subventionen zuständig sein (hier sind Stipendien, Residenzen und Hilfsgelder inbegriffen), andererseits ein sektorübergreifendes Exportbüro verwalten – hier wird dann das music:LX-Exportbüro eingefügt. Neben dem Büro für Musik soll es für jeden Sektor ein entsprechendes Büro geben.
Das Arts Council wäre dann für das Networking (das Erstellen von Kontakten und Netzwerken) und die Förderung im Ausland (Literaturfestivals, Buchmessen, die Biennale in Venedig usw.) zuständig. Es wird so den verschiedenen Organisatoren – wie z.B. dem „Casino – Forum d’art contemporain“, das die luxemburgische Künstlerpräsenz auf der Biennale in Venedig organisiert – zur Seite stehen und dem Künstler bei der Vermarktung und dem Networking helfen. Konkret würde dies implizieren, dass für jeden der Kulturbereiche eine Person eingestellt würde.
Das Potenzial nutzen
Vor dieser Vorstellung führte Jo Kox eine Bestandsaufnahme der Kultursubventionen durch. „Es ging mir in erster Linie darum, den Kulturschaffenden zu zeigen, wie komplex die Situation der Subventionspolitik in Luxemburg ist“, meint Jo Kox. In der Tat ist es erst mal notwendig, festzuhalten, wer was finanziert – sprich eine Liste der verschiedenen Hilfen aufzustellen und diese auf Sinn und Kohärenz zu prüfen.
„Man stößt dabei auch auf organisatorische und strukturelle Unzulänglichkeiten. Nehmen wir beispielsweise die Literatur. Der Focuna unterstützt die Verleger und ist für die Schreibresidenzen verantwortlich. Wir teilen unsere Expertise aber nicht mit der ALAC, die die Frankfurter Buchmesse organisiert, oder mit Nora (Si Abderrahmane), die sich im Kulturministerium um andere Subventionen kümmert. Wir haben die notwendigen Kompetenzen – wir müssen diese halt jetzt nur so aufstellen, dass wir das vorhandene Potenzial weitestgehend nutzen.“
Des Weiteren rede man in Luxemburg, so Kox, oft aneinander vorbei, weil es terminologische Unklarheiten gibt und beispielsweise nicht jeder das Gleiche meint, wenn er von Residenzen spricht – weswegen auch Aufklärungsarbeit geleistet werden müsse. In einem ersten konkreten Schritt wird ein sogenanntes „Comité de pilotage“ aufgestellt, in dem sich Vertreter jedes Sektors versammeln und konkret über die Rollen und Funktionen des Arts Council diskutieren werden.
„Vielversprechender Rahmen“
Ian De Toffoli, Präsident des Verlegerverbandes, meint, der Rahmen, der jetzt gestellt wurde, sei auf jeden Fall vielversprechend. „Wenn dieser Rahmen jetzt auch noch mit Inhalt, Manpower und Know-how gefüllt wird, dann kann ich diese Entwicklung nur begrüßen.“
Peggy Wurth, Präsidentin der Aspro („Association luxembourgeoise des professionnels du spectacle vivant“), freut sich, dass das Kulturministerium die Meinung der Kulturschaffenden bezieht, und hofft, dass die Aspro beim Ausarbeiten dieses Vorhabens auch weiterhin einbezogen wird.
Stéphanie Baustert, die als unabhängige Musik-Managerin arbeitet, sieht es vor allem als positiv an, dass das vom Arts Council zur Verfügung gestellte Geld auch dafür benutzt werden könne, um Firmen zu unterstützen. „Wenn man die Kulturszene professionalisieren möchte, braucht man auch professionelle Partner. Dies betrifft mich als Musik-Managerin, aber auch jeden, der ein Label oder ein Verlagshaus betreibt.“
Es bleibt spannend, wie das Arts Council Form annehmen wird – in Kulturkreisen traut man sich zumindest mal wieder, zu hoffen, dass die angekündigten Versprechen auch umgesetzt werden.
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