EMCDDA-Bericht / Illegale Drogen sind in der EU leicht verfügbar
Der Drogenkonsum in der Europäischen Union hat wieder das Niveau erreicht, das vor der Corona-Pandemie bestand, heißt es im am Dienstag (14.6.) vorgestellten neuen Bericht der EU-Drogenbeobachtungsstelle EMCDDA. Beliebteste Droge in Europa ist demnach weiterhin Cannabis.
„Die Drogen sind zurück“, sagte EMCDDA-Direktor Alexis Goosdeel gestern bei der Vorstellung des Berichts über Trends und Entwicklungen des Drogenkonsums in der EU. Noch nie sei es so leicht gewesen, an gängige illegale Drogen heranzukommen wie heute. Zunehmend würden Drogen über digitale soziale Netzwerke oder Sofortnachrichtendienste verkauft. Durch die Corona-Pandemie sei der digitale Vertrieb „geboostert“ worden, so Alexis Goosdeel. Die Verfügbarkeit von illegalen Drogen sei weiterhin hoch, manche Drogen wie Kokain stünden sogar in noch größeren Mengen zur Verfügung als vor der Pandemie. Damit steige auch der Konsum von Crack in Europa, warnte der EMCDDA-Direktor. Crack könne geraucht, aber auch injiziert werden und stehe „im Zusammenhang mit einer Reihe von gesundheitlichen und sozialen Schäden“, wie es in einer Mitteilung der Beobachtungsstelle heißt.
Doch nicht nur die Verfügbarkeit, sondern auch die Anzahl an Drogen nimmt zu. „Heute entdecken wir jede Woche eine neue Droge auf dem Markt“, sagte Alexis Goosdeel weiter. Mittlerweile habe sich die Gesamtzahl an psychoaktiven Substanzen, die von der EMCDDA beobachtet werden, auf 880 erhöht. So seien im vergangenen Jahr unter anderem „sechs neue synthetische Opioide, sechs synthetische Cathinone und 15 neue synthetische Cannabinoide erstmals gemeldet“ worden.
Vor allem letztere bereiten der Beobachtungsstelle zunehmend Sorgen. Denn synthetische Cannabinoide würden unter herkömmliche natürliche Cannabisprodukte gemischt, könnten aber „hochpotent als auch giftig“ sein, heißt es im Bericht. Darin wird weiter ausgeführt, dass „potente synthetische Cannabinoide“ zu „stärkeren psychischen, physischen und verhaltensbedingten Wirkungen führen als Cannabis“ und es Berichten zufolge auch schon zu „schweren und tödlichen Vergiftungen“ gekommen sei.
Cannabis weiterhin beliebteste Droge
Konsumenten würden unter Umständen nicht einmal merken, dass sie mit synthetischen Cannabinoiden durchsetztes Cannabiskraut oder -harz rauchen. Zudem gehen die Autoren des Berichts davon aus, dass Kriminelle billigeren Industriehanf mit niedrigem THC-Gehalt mit synthetischen Cannabinoiden behandelten, um so ihre Gewinne zu maximieren.
Diese Entwicklungen sind insofern von Bedeutung, da Cannabis weiterhin die beliebteste Droge in Europa ist. 22,2 Millionen im Alter von 15 bis 64 Jahren haben dem Bericht zufolge im vergangenen Jahr Cannabis konsumiert. Im Vergleich dazu: 3,5 Millionen Menschen in der gleichen Alterskategorie haben 2021 Kokain konsumiert. Junge Menschen zwischen 15 und 34 Jahren stellen mit 15,8 Millionen die größte Gruppe der Cannabis-Konsumenten. Dem Bericht zufolge haben 78,6 Millionen Menschen mindestens einmal in ihrem Leben ein Cannabisprodukt ausprobiert.
Die Partydroge MDMA wiederum wurde von 2,6 Millionen, Amphetamine von zwei Millionen Menschen im vergangenen Jahr konsumiert. Die Anzahl der sogenannten „Hochrisiko-Opioid-Konsumierenden“, zu denen unter anderem Heroin-Abhängige zählen, gibt der Bericht mit einer Million an.
Neue Schmuggelrouten wegen Ukraine-Krieg
Im Zuge des Ukraine-Krieges würde es dem Direktor der Drogenbeobachtungsstelle zufolge auch zu einer Verlegung der Schmuggelrouten für Drogen aus dem asiatischen Raum, wie etwa Afghanistan, kommen. Die derzeitige Kriegsregion im ukrainischen Donbass sei mittlerweile zu gefährlich für die Schmuggler, so wie sie ohnehin die Schwarzmeer-Region meiden würden, wie die Häfen im ukrainischen Odessa oder Constanta in Rumänien, wie Alexis Goosdeel weiter ausführte. Er gehe davon aus, dass vermehrt Wege über die Türkei nach Bulgarien oder Griechenland oder aber über die südliche Mittelmeer-Region nach Europa gesucht würden.
Die EU-Beobachtungsstelle soll nach Angaben der EU-Innenkommissarin Ylva Johansson bis zum Jahr 2024 zu einer EU-Agentur ausgebaut werden. Dieser werde dann mehr Personal und mehr Mittel zur Verfügung stehen. Alexis Goosdeel zufolge würden 40 zusätzliche wissenschaftliche Mitarbeiter eingestellt und das bisherige Budget werde verdoppelt. Er verspricht sich von einem neuen Mandat für seine Behörde eine bessere Unterstützung der Mitgliedstaaten im Bereich der Drogenprävention, etwa durch die Bereitstellung von Informationen über die Zusammensetzung von neuen Drogen oder deren Herkunft. Die Beobachtungsstelle wolle von den EU-Staaten wiederum Zugang zu nachrichtendienstlichen Informationen, um etwa lokale und andere Drogenmärkte besser untersuchen zu können.
- 25. Treffen der Ramstein-Gruppe – doch die Ukraine bleibt militärisch unterversorgt - 10. Januar 2025.
- Kotau vor Trump: Meta-Chef Zuckerberg entfesselt seine sozialen Medien - 9. Januar 2025.
- Nach dem Geschacher um neue EU-Kommissare herrscht Unzufriedenheit - 21. November 2024.
Sie müssen angemeldet sein um kommentieren zu können.
Melden sie sich an
Registrieren Sie sich kostenlos