Luxemburger / Im Assessment-Center des Pop: Joel Marques Cunha überzeugt bei „Voice of Germany“
Während früher für die meisten Musiker vor gut gefüllten Hallen erst mal eine langjährige Ochsentour anstand, muss es im Zeitalter von Spotify und Co. ein bisschen schneller gehen – und Shows wie „The Voice of Germany“ zelebrieren die einst eher versteckt abgewickelte Suche nach gewinnbringenden Stars und Sternchen ganz offen als Assessment-Center des Pops. In der aktuellen Staffel ist wieder ein Luxemburger dabei: Der 25-jährige Joel Marques Cunha aus Differdingen besticht dabei nicht durch Extravaganz – sondern eine ziemlich gute Stimme.
Vorsicht: Wer im modernen Popzirkus nicht ganz auf der Höhe ist, vielleicht sogar noch Zeiten erlebt hat, als eine Authentizität von Musikern behauptet (!) wurde – für den müssen Shows wie „Voice Of Germany“ wie von einem anderen Stern wirken: Während etwa bei 80er-Jahre-Stars wie „New Kids On The Block“ die Tatsache, dass die Mitglieder der Boyband keine alten Kumpels waren, sondern von Produzenten zusammengesucht wurden, noch peinlichst verheimlicht wurde, ist das „Casting“-Prinzip in weiten Teilen des Pops längst zum allgemein akzeptierten Vorgehen geworden – und Shows wie „The Voice“ inszenieren die künstlerischen Vorstellungsgespräche längst unverblümt als öffentliche Spektakel. Und weil wir ja im Spätkapitalismus sind, in dem jeder seine eigene Marke ist und Solidarität für viele ein Fremdwort, ist das Ganze längst auch ein Gladiatorenwettkampf: Denn während die Kandidaten sich in den ersten Runden noch gegenseitig den Erfolg gönnen dürfen, heißt es, sobald das komplizierte Regelwerk den nächsten Level ausruft: Jeder gegen jeden, die Pop-Geweihten grüßen Dich!
Bei der aktuellen 13. Staffel der Sendung ist mit Joel Marques Cunha aus Differdingen auch wieder ein Luxemburger Kandidat dabei – und wird wegen seiner wirklich mitreißenden Darbietungen von vielen Zuschauern schon als Favorit gehandelt. Der 25-jährige Differdinger hat es nicht nur geschafft, schon in der ersten Blindverkostung („Blind Audition“) seines Talents die komplette (ebenfalls gegeneinander arbeitende) Jury für sich zu begeistern, sondern hat auch in einem Duett, das ein „Battle“ war, einen Konkurrenten ausgeknipst – beziehungsweise nicht, denn beide haben „so stark performt“ (Sat.1), dass auch Marc Altergott weitergekommen ist.
Interessanterweise strahlen viele der Kandidaten in diesen Shows tatsächlich noch echte Nahbarkeit aus – und Cunha ganz besonders: Das mag zu gleichen Teilen daran liegen, dass ihm (noch?) die schrille Aufmachung seiner Coaches fehlt – und er als Erzieher eben noch in einer ganz anderen Welt lebt als dem Corporate-Pop-Zirkus.
Das heißt aber, bei weitem, nicht, dass er amateurhaft wirken würde: Dass die Liebe zur Musik tief geht, hört man nicht nur im ersten Auftritt für „The Voice“, sondern auch in den Clips, die er etwa bei Instagram eingestellt hat. Diese präzise, rau-perlende Stimme, die beispielsweise an David Gray erinnert, ist ganz offensichtlich viele Stunden lang geschult worden – ob zu Hause in Differingen, in der „Schräinerei“ oder auf ziemlich kleinen Bühnen in der Region.
Sendetermine
Die kommenden beiden Freitage stehen um 20.15 Uhr bei Sat.1 noch „Teamfights“ auf dem Programm.
Das Halbfinale wird am 1. Dezember über die Bühne gehen – und sofern Joel Marques Cunha das auch erfolgreich hinter sich gebracht hat, steht am 8. Dezember das Finale an.
Im Interview mit L’essentiel hat Cunha preisgegeben, dass seine Freundin ihn kurzerhand bei „The Voice“ angemeldet hat, da er selbst den Schritt vielleicht nie gegangen wäre – doch jetzt, wo er getan ist, macht er vor der Jury, dem Saalpublikum und den Millionen Zuschauern an den Geräten eine sehr souveräne Figur.
„Ich war beim Auftritt in meiner Welt“, heißt es im Interview – und diese innere Ruhe könnte Cunha weit bringen, vielleicht sogar dann, wenn der „The Voice“-Hype vorbei ist. Viele, die in den bisherigen zwölf Staffeln dabei waren, sind wieder in der Versenkung verschwunden, aber gerade bei so einigen, die auch vorher für die Musik gelebt haben, war das anders. Der Singer-Songwriter Max Giesinger war vor mehr als zehn Jahren sogar nur Viertplatzierter – und ist heute einer der einflussreichsten Pop-Produzenten Deutschlands.
Jetzt geht es für den 25-jährigen aus Differdingen als eines von zwölf übrig gebliebenen Talenten aber erst mal weiter Richtung, ja, Halbfinale: Das Pop-Assessment-Center bei Sat.1 ist so kuschelig organisiert wie die Champions League. Bei den Finals handelt es sich um waschechte Konzert-Shows, bei denen ausschließlich das Publikum bestimmt, für wen es weiter geht.
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Daat ass de Mann fir ob Malmö ze schecken, wann mer do elo matmachen mussen !!