/ Im Auftrag der US Air Force: WSA-Generaldirektor Laurent Bodson im Gespräch
Am Samstag feiert die „Warehouses Service Agency“ (WSA) ihr 40. Jubiläum in Luxemburg. Ihr Hauptkunde: die United States Air Forces in Europe. Wie es zur Gründung der WSA kam und weshalb sie Güter an die amerikanischen Luftstreitkräfte liefert, verriet uns Generaldirektor Laurent Bodson.
Von André Feller
Tageblatt: Herr Bodson, die WSA wurde 1979 gegründet. Wie kam es dazu?
Laurent Bodson: Es war damals eine politische Entscheidung. Mitte der 70er-Jahre wurde Luxemburg von einer Stahl- und Wirtschaftskrise heimgesucht. Betroffen waren vorwiegend die Arbed, aber auch Monsanto und General Motors. Ende der 70er-Jahre meldeten die US-amerikanischen Streitkräfte einen Bedarf für Lager fläche für ihr Material in Europa an. Luxemburg als zuverlässiger NATO-Partner erkannte das wirtschaftliche Potenzial in diesem Bereich. Nach Verhandlungen zwischen dem Groß herzogtum und den USA kam im Dezember 1978 ein Vertrag, „Memorandum of Understanding“, zustande.
Wie wurde das Vorhaben in die Praxis umgesetzt?
1979 wurde die WSA in Form einer Sàrl gegründet; die Hauptaktionäre sind der Luxemburger Staat (75 Prozent) und die Arbed (25 Prozent). Die Gesellschaft handelt im Namen des Staates gegenüber der NATO, der US Air Force oder anderen militärischen und zivilen Behörden. Somit gehören auch die luxemburgische Armee und die Justiz mit der „fourrière judiciaire“ zu den Kunden der WSA. Das benötigte Gelände befand sich in Besitz des Luxemburger Staates und wurde der US-Regierung vertraglich für ihre Zwecke zur Verfügung gestellt.
Die WSA zählt heute 181 Mit arbeiter. Handelt es sich dabei um Armeeangehörige oder um ziviles Personal?
Die WSA beschäftigt ziviles Personal. Unsere Mitarbeiter sind vorwiegend Kfz-Mechaniker, Schlosser, Elektroniker, Lagermitarbeiter und administratives Personal. Die Weiterbildung erfolgt intern im Betrieb oder auf Vermittlung durch die amerikanischen Streitkräfte. Da es sich um ein luxemburgisches Unternehmen handelt, gilt das luxemburgische Arbeits- und Sozialversicherungsrecht. Die WSA untersteht auch nicht einem militärischen Befehls haber, sondern wird – wie jede Sàrl – von einem Verwaltungsrat und einem Generaldirektor geleitet.
Kann das Personal im Kriegsfall für den Einsatz in Kriegsgebieten eingezogen werden?
Unsere Angestellten unterstehen keiner militärischen Befehlskette und sind somit nicht für militärische Kriegs einsätze vorgesehen. Im Konfliktfall unterstützen sie eine Mission im Rahmen unserer Aufgaben vom WSA-Gelände aus.
Die WSA ist ein Dienstleister, die US Air Force ihr Hauptkunde. Welche Dienste bieten Sie an?
Wir warten, lagern und verwalten das Material im Auftrag der United States Air Force in Europe. Abgesehen von Ersatz- und Wartungsteilen unterliegt der Wareneinkauf unserem Kunden. Unsere Aufgabe ist es, das Material auf Bestellung fristgerecht und funktionsfähig an die US-Luftstreitkräfte aus zuliefern.
Lagern Sie auch Waffen und Sprengstoff?
Aufgrund eines Ländervertrags ist die Lagerung von Waffen und Munition ausgeschlossen. Die in Sanem auf bewahrten Güter sind vorwiegend Transportfahrzeuge, Werkzeuge, Generatoren, Bagger und Baumaschinen, Rettungs- und Feuerwehrfahrzeuge oder etwa Versorgungs- und Ver pflegungseinheiten wie Container- und Zeltdörfer. Das sich im Besitz der United States Air Force in Europe befindende Material ermöglicht es, beispielsweise Truppen in einem ab gelegenen Einsatzgebiet zu stationieren. Das beginnt mit dem Bau eines Flugplatzes und kann bis hin zur Errichtung eines vollständig ausgestatteten Containerdorfs reichen.
Ist die WSA über den genauen Einsatzzweck informiert?
Nein, Informationen über etwaige militärische Missionen sind uns nicht bekannt. Von unseren Kunden liegt immer nur ein Bestellschein mit Liefer bedienungen vor. Unsere Auf gabe ist es, die gelagerten Güter fristgerecht und in funktions fähigem Zustand auszuliefern.
Welche Rolle spielt(e) die WSA für die Wirtschaft und für Luxemburg?
Die Gründung der WSA fand inmitten der Stahlkrise statt. Mit unseren damals zwei Depots – in Bettemburg/Düdelingen und in Sanem – spielte die WSA eine nicht zu vernachlässigende Rolle für die Wirtschaft und den Arbeitsmarkt. Immerhin beschäftigte die WSA zu Spitzenzeiten in den 80er-Jahren um die 800 Mitarbeiter. Auch der lokale Ankauf von Ersatz- und Wartungsteilen und verschiedener Gerätschaften wirkte sich positiv auf die Wirtschaft aus.
Wie hat sich die WSA im Laufe der vier Jahrzehnte entwickelt?
Die WSA hat in den vergangenen 40 Jahren Höhen und Tiefen erlebt. Der Zerfall des Warschauer Paktes Anfang der 90er-Jahre hinterließ seine Spuren. Eine Reduzierung der Anzahl der US-Soldaten in Europa hatte eine Reduzierung des Materials zur Folge und führte somit zu Personalabbau.
Bis 1994 wurden in den beiden Lagern nur Material und Fahrzeuge der US Army, der amerikanischen Bodenstreitkräfte, gelagert und gewartet. 1994 kam es zum Einzug der US Air Force in Sanem. 2006 wurde das Militärlager in Bettemburg/Düdelingen geschlossen und die WSA-Aktivitäten wurden vollständig nach Sanem verlegt.
Stand die WSA als Dienstleister im Auftrag des Militärs in der Kritik?
Es sind keine Protestaktionen bekannt. Natürlich gibt es von Zeit zu Zeit öffentliche Fragen, die eine Stellungnahme ver langen. Diese Fragen sind aus meiner Sicht hauptsächlich auf Unwissen zurückzuführen. Die WSA ist ein stiller Arbeitgeber. Wir entsprechen der internationale Qualitätsmanagementnorm ISO 9001 sowie der Umwelt managementnorm ISO 14001 und sind außerdem mit dem Um weltzertifikat für Betriebe der „SuperDreckskëscht“ ausgezeichnet.
Wie steht es um die Sicherheit auf dem Gelände? Hat die WSA eine eigene Werksfeuerwehr?
Die WSA besitzt geschultes Personal in Erster Hilfe und Technik. Für Erstmaßnahmen ist das sogenannte First Intervention Team zuständig. Im Ernstfall benachrichtigen wir die luxemburgischen Hilfs- und Rettungs dienste.
Wie steht es um die Zukunft der WSA? Ist der Standort Luxemburg gesichert?
Die WSA ist natürlich auf das politische Umfeld ihrer Partner angewiesen. Jedoch wurde über die Jahre eine Vertrauensbasis aufgebaut, die auf Zuverlässigkeit beruht, was mittelfristig auf eine weitere gute Zusammen arbeit hoffen lässt.
Wie ist das Lager in Sanem aufgebaut?
Das 38 Hektar große Gelände umfasst einen Bahnanschluss, 15 je 5.000 Quadratmeter große Hallen, deren Feuchtigkeit überprüft wird, eine beheizte Lagerhalle sowie ein belüfteter Raum, Werkstätten und Bürogebäude.
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