Luxemburg-Stadt / Im Schlafzimmer des Großherzogs: Geführte Besichtigung durch den Palast
Seit dem 17. Juli und bis zum 1. September finden wieder geführte Besichtigungen durch den großherzoglichen Palast statt. Mehr als 300.000 Besucher nahmen seit 1977 an diesen Führungen teil. Neu ist, dass Besucher nun auch Räume besichtigen können, die ihnen bis dato verschlossen blieben.
Sofern der Großherzog und seine Frau nicht anwesend sind, können Besucher seit dieser Saison auch Privaträume des Paares besichtigen, wie z.B. ihr Schlafzimmer, das Badezimmer oder noch das Privatbüro des Staatschefs. „Ich war auch ganz überrascht, als ich davon erfuhr“, sagt Fremdenführer Germain Birgen.
Seit 44 Jahren führt er Touristen durch den großherzoglichen Palast. Dass er aus all den Jahren die eine oder andere Anekdote zu erzählen weiß, liegt auf der Hand. Einmal habe er eine Gruppe Touristen durch den Palast geführt und plötzlich habe sich Großherzog Jean zu der Gruppe gesellt. „Do ass mer schonn de Wapp gaangen“, erinnert er sich. Am Ende habe ihm der Staatschef gesagt, er habe bei der Führung noch einiges hinzugelernt.
Dass man bei den geführten Rundgängen des Luxembourg Tourist City Office (LCTO) stets etwas hinzulernen kann, davon konnten wir uns am Donnerstagmorgen selbst überzeugen, als wir Germain Birgen und eine internationale Touristengruppe begleiten konnten.
So erfuhren die Anwesenden z.B. dass die Deutschen während der Besatzung im Zweiten Weltkrieg eine Bar in einem Raum eingerichtet hatten oder dass das Silberbesteck im Esszimmer das Geschenk eines russischen Zaren ist.
Ein Detail des Palast-Interieurs ist anscheinend noch in keinem Buch beschrieben: Als der Palast in den 1990er Jahren renoviert worden ist (1991-1996), wurden gegen Ende der Arbeiten die Namen der Mitglieder der Nassau-Familie an einigen Säulen in goldener Farbe geschrieben. Großherzog Jean habe darauf bestanden, dass die Arbeiter, die die Renovierungsarbeiten durchführten, auch ihre Namen dort verewigten.
Am liebsten führt Germain Birgen englischsprachige Gruppen: „In den französischsprachigen Gruppen hat man meistens nur Franzosen, in den deutschsprachigen eben fast nur Deutsche, aber bei den englischen Touren begegnet man Touristen aus aller Welt.“ Auf die Frage, welches das exotischste Land gewesen sei, aus dem „seine“ Touristen bislang kamen, kann er keine Antwort geben. Die halbe Welt sei schon da gewesen, sagt Birgen. Am Donnerstagmorgen waren es Besucher aus Argentinien, Israel, Schottland, Polen und der Ukraine. Dabei war auch eine in Luxemburg wohnende tschechische Familie.
Kuriose Fragen
Bei diesen Gruppen muss Birgen in seinen Erklärungen weiter ausholen, weil etlichen Touristen zuerst einmal erklärt werden muss, wie eine konstitutionelle Monarchie funktioniert. Kurioses sei dabei schon zu sehen oder zu hören gewesen, vor allem von US-amerikanischen Besuchern, erzählt er. „Da waren schon manchmal kleine Mädchen als Prinzessinnen verkleidet, weil die Eltern offensichtlich davon ausgingen, sie würden eine Art Disneyland besuchen.“
Es hätten sich in der Vergangenheit auch mal Amerikaner erkundigt, ob Guillaume gutaussehend und noch zu haben sei; ein Paar wollte wissen, ob seine Tochter ihm eine E-Mail schreiben könnte.
Es habe aber auch einmal eine ernstere Frage gegeben, auf die er keine Antwort wusste. „Bei einer Visite fragte mich jemand, der von Beruf Feuerwehrmann war, wo denn die Feuerlöscher seien. Ich konnte ihm nicht antworten, ich hatte keine Ahnung.“
Jedes Jahr besuchen Tausende Touristen den Palast. Seit 1977, als er für Besucher geöffnet wurde, bis 2023 waren es genau 338.722, präzisiert LCTO-Direktorin Antje Voss, die seit Juli vorigen Jahres an der Spitze des Fremdenverkehrsamtes steht. 30 Prozent der Besucher wählten einen deutschsprachigen Rundgang, ebenso viele einen französischen. 25 Prozent der Besucher seien englischsprachig. Doch auch viele Luxemburger (15 Prozent) besuchten den Palast.
Infos
Insgesamt 130 freiberufliche Touristenführer beschäftigt das LCTO, 28 von ihnen sind berechtigt, Touren durch den „Palais“ zu führen. Die 75-minütigen Rundgänge können noch bis zum 1. September auf Deutsch, Englisch, Französisch oder Luxemburgisch gebucht werden. Internet: www.luxembourg-city.com.
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