Erholung / Im Wald um den „Escher Déierepark“ wird jetzt gebadet
Seit Neuestem können Besucher nicht mehr nur durch den Wald rund um den „Escher Déierepark“ spazieren. Sie können jetzt regelrecht darin baden. Shinrin Yoku heißt die japanische Kunst des Waldbadens, die einen die Natur mit allen Sinnen erleben lässt.
„Dort hinten, wo der Weg beginnt, steigen wir sozusagen in unser Waldbad“, sagt Claudia Scolastici. Die 45-Jährige ist noch ganz neu in ihrer Rolle als Waldbademeisterin. Die Ausbildung dazu hat sie im Juli an der „Deutschen Akademie für Waldbaden und Gesundheit“ abgeschlossen. Die achtsamen Spaziergänge bietet sie ab sofort im „Escher Déierepark“ an – zum ersten Mal am Mittwoch.
Maddy, ihr Mann und ihre beiden kleinen Töchter haben sich dem Waldbad angeschlossen, ohne so richtig zu wissen, was auf sie zukommen wird. Die Familie übernachtet in den Baumhäusern auf dem „Gaalgebierg“ und war neugierig. „Wir wollten was Neues mit den Kindern ausprobieren. Erwartungen haben wir keine, wir lassen uns überraschen“, sagt die 36-jährige Maddy. Sie und ihr Mann sind beide Anwälte und können eine Auszeit vom stressigen Alltag allemal gebrauchen.
Schlendern
Bevor es losgeht, schlägt Claudia Scolastici den Teilnehmern vor, dass sie ihren Ballast – also all jene Gedanken, die sie bis dahin beschäftigt haben – imaginär am Anfang des Weges ablegen. Dann sollen Maddy und ihre Familie langsam durch den Wald gehen. „Wir schlendern, dabei geht es darum, runterzukommen und die innere Balance zu finden“, sagt Claudia Scolastici. Waldbaden bietet ihr zufolge viele Vorteile, zum Beispiel verbessert es die Atmung und senkt den Blutdruck.
Den Kindern gibt Scolastici die Aufgabe, schöne Blätter, Tannenzapfen, Äste oder Steine zu sammeln. Eine Aufforderung, der die Kleinen motiviert nachkommen. Nach einigen Metern setzen sich alle auf den Boden und sollen das Gesicht in die Sonne strecken, die Wärme auf der Haut spüren und verweilen. Darum geht es beim Waldbaden: die Natur mit allen Sinnen erleben, sich Zeit dafür nehmen und vor allen Dingen sich darauf einlassen.
Ausbildung im Kloster
Claudia Scolastici war schon immer viel im Wald unterwegs. „Ich habe drei Hunde und gehe seit 25 Jahren fast jeden Tag mit ihnen spazieren“, erzählt sie. Auf die Ausbildung an der „Deutschen Akademie für Waldbaden und Gesundheit“ ist sie durch Zufall gestoßen. Ein Bekannter von ihr hat dort eine Ausbildung zum Waldresilienztrainer gemacht – wobei es darum geht, die eigene Widerstandsfähigkeit zu stärken. Die Escherin ist begeistert und informiert sich über besagte Akademie. „Das Waldbaden ist mir sofort ins Auge gesprungen“, sagt sie. Dazu fand die Fortbildung während einer Woche in einem Kloster statt, was die 45-Jährige zusätzlich reizt.
An den verschiedensten Ausbildungen teilzunehmen, ist für sie nichts Neues. „Ich habe in Thailand ,Thai Yoga Massage‘ und thailändische Fußmassage gelernt. Außerdem bin ich Reiki-Meisterin und -Lehrerin und habe eine Ausbildung in Aromatherapie gemacht“, erzählt sie. Sie fertigt auch sogenannte Malas, also buddhistische Gebetsketten, und Kerzen an, die sie im letzten Jahr auf dem Wintermarkt im Tierpark verkauft hat. Dabei arbeitet die Mutter eigentlich am Escher Friedensgericht. Ihre vielen Hobbys sind für sie ein Ausgleich zum Bürojob und zu ihrem Alltag, der selbst bei der gelerntesten Reiki-Meisterin ab und an stressig werden kann.
Von Fußmassage bis Aromatherapie
Ihre Ausbildung in thailändischer Fußmassage kommt ihr auch beim Waldbaden zugute. Bei der nächsten Station bittet sie Maddy und ihre Familie nämlich darum, ihre Schuhe auszuziehen. „Wir alle vernachlässigen unsere Füße gerne mal“, sagt Scolastici und macht vor, wie die Teilnehmer sich ihre Füße selbst ein wenig massieren können. Anschließend geht es beim Barfußlaufen darum, zu spüren, wie das Gras sich zwischen den Zehen anfühlt. Die Familie soll bemerken, wie die Temperatur des Bodens sich verändert, wenn dort Schatten ist oder die Sonne darauf scheint.
Weil es den ein- und vierjährigen Töchtern beim Waldbaden etwas an Action fehlt, macht Maddys Mann sich mit ihnen auf zum Spielplatz. Maddy bleibt jedoch und genießt die restliche Zeit ohne Kinder. Die Gelegenheit dazu hat sie bei der anschließenden „Walking Meditation“, bei der es darum geht, die Atmung bewusst auf die Schritte abzustimmen. „Das kann man überall und immer machen, wenn man runterkommen will“, sagt Scolastici. Sie selbst bringe diese Übung immer wieder in den Moment und in die Gegenwart zurück.
Wir schlendern durch den Wald. Dabei geht es darum, runterzukommen und die innere Balance zu findenLeiterin des Waldbadens im „Escher Déierepark“
Beim Weiterschlendern geht es dann darum, den Wald abwechselnd mit verschiedenen Sinnen zu erleben. Zuerst konzentrieren die Teilnehmer sich auf Gerüche, die sich verändern, je nachdem, welche Baumarten gerade in der Nähe sind. Beim Sehen wird die Aufmerksamkeit auf kleine Details im Wald gelenkt, die ansonsten vielleicht unbeobachtet bleiben. Und beim Hören ist es das Vogelgezwitscher und die lachenden Kinder auf dem Spielplatz, die im Vordergrund stehen.
Zur Zusammenarbeit mit dem Tierpark ist es gekommen, weil Claudia Scolastici und Anne Meyers, die Leiterin des „Escher Déierepark“ sich schon aus Schulzeiten kennen. Nachdem Scolastici ihre Ausbildung im Waldbaden abgeschlossen hatte, dachte sie sich, dass der „Gaalgebierg“ eine ideale Location für die Achtsamkeitsübung sein könnte. „Ich habe Anne mit meiner Idee angeschrieben, wir haben uns dann getroffen und sie war sofort dabei.“ Besonders in der aktuellen Krise sei es eine ideale Aktivität, weil sie draußen stattfindet und die nötigen Abstände problemlos eingehalten werden können.
Entspannung pur
Geübt hatte Claudia Scolastici das Waldbaden vor ihrer ersten offiziellen Führung mit ihren Freundinnen. „Die fanden es alle toll“, sagt sie. Nach der letzten Übung, einer „Smiling Meditation“, bei der es darum geht, den eigenen Körper anzulächeln, pflichtet Maddy diesem Fazit bei. „Ich fühle mich jetzt auf jeden Fall entspannt“, sagt die Anwältin aus Ehnen. Trotzdem findet sie, dass Waldbaden nicht unbedingt eine Aktivität ist, die mit kleinen Kindern gemacht werden sollte. „Eine Einjährige und eine Vierjährige passen nicht so ganz mit Meditation zusammen“, sagt die junge Mutter und lacht. Zudem schlägt sie vor, das Waldbaden am Abend anzubieten, wenn es ruhiger im Park ist.
Claudia Scolastici zeigte sich jedenfalls zufrieden mit ihrer ersten offiziellen Führung als „Waldbademeisterin“. Den Vorschlag mit den Abendstunden will sie wenn möglich in Zukunft berücksichtigen. Ihre Touren bietet sie allerdings nicht nur im „Déierepark“, sondern auch noch im Ellergronn an – immer auf Reservierung. Details finden Sie auf der Facebookseite „Claudia Scolastici“ oder Sie kontaktieren sie direkt unter der Handynummer 621 242 604.
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