Marque nationale / Imker Guy Koob: „Es wird viel gefälscht oder gepanscht“
Von Winterruhe keine Spur an diesem Freitagmorgen. Bienen verlassen den Stock, andere kehren, die Hinterbeinchen von gelben Pollensäcken eingepackt, zurück. Die zwei Besucher stören sie scheinbar nicht. Wir stehen mit Imker Guy Koob vor sechs seiner Bienenstöcke, die er in Kayl, unweit der Escher Straße am Ufer von zwei kleinen Weihern, aufgestellt hat.
Zur Person
Seit 45 Jahren beschäftigt sich Guy Koob mit Bienen. Zur Imkerei kam der ehemalige Bankangestellte durch seinen Vater, einen leidenschaftlichen Imker. Heute betreut er etwa hundert Bienenvölker. Er imkert in Beuten aus natürlichem Holz, das nicht angestrichen wird.
Mit Guy Koob treffen wir uns, um über Imkerei zu reden, darüber, was guten Honig ausmacht und was es mit dem Gütesiegel „Marque nationale“ auf sich hat, mit der Luxemburger Imker um ihr Produkt werben. „Wir haben die ,Marque nationale‘ übernommen“, erklärt Koob. Wir, das ist die „Association agricole Lëtzebuerger Hunneg“. Sie feiert dieses Jahr zehnjähriges Bestehen.
Eine private Vereinigung, die derart Label besitzt? Um Protektionismus vorzubeugen, erlauben es die EU-Regeln nicht mehr, dass eine staatliche Instanz ein Qualitätslabel wie die „Marque nationale de miel du Grand-Duché de Luxembourg“ führt. Nur eine Produzentengemeinschaft kann demnach die „Marque nationale Lëtzebuerger Hunneg“ weiterführen. Die Vereinigung „Lëtzebuerger Hunneg“ habe ein entsprechendes Lastenheft ausgearbeitet und auf den Instanzenweg geschickt. So konnte das Label ab der Saison 2023 mit neuem Etikett fortgeführt werden, zuerst als Qualitätslabel. Nach der erwarteten europäischen Akkreditierung kommt auch wieder die „Appellation d’origine protégée“ (AOP) hinzu.
„Hätten wir uns nicht bemüht, wäre die ,Marque nationale‘ beim Honig verschwunden“, betont Koob. 110 Imker zählt die Vereinigung, die ursprünglich zur kollektiven Vermarktung des Honigs „Marque nationale“ gegründet worden war. Das Label garantiert, dass das Produkt ein ausschließlich luxemburgisches ist. Ernteregister und Honigkontrolleure stellen sicher, dass der Konsument unverfälschten Luxemburger Honig genießen kann.
Von Nährstoffen bis hin zur Konsistenz
Der Honig wird im Land produziert, die Bienenstöcke müssen auf Luxemburger Gebiet stehen. Wer das Gütesiegel bekommen will, muss weitere strenge Kriterien erfüllen. So werden der Zustand der Bienenstöcke, die Produktionsstätte und der Lagerraum kontrolliert. Geprüft wird auch der Honig selbst. Eine Probe wird von einem anerkannten Labor in Belgien untersucht. Gemessen wird der Feuchtigkeitsgrad des Honigs, ob er naturbelassen wurde, welche Nährstoffe und Wirkstoffe er enthält. Diese werden nämlich größtenteils vernichtet, wenn der Honig wärmebehandelt, das heißt mit mehr als 40 Grad erhitzt wurde. Übrigens wird die Vereinigung „Lëtzebuerger Hunneg“ selbst von externen Gutachtern geprüft.
Damit nicht genug: Der Honig muss noch von einem Expertenausschuss auf seinen Geschmack hin geprüft werden. Dabei kontrolliert diese Kommission, die aus Vertretern des Konsumentenschutzes, der Vereinigung, der Imkerföderation FUAL und einem Bienenberater besteht, die Aufmachung des Honigglases, das Gewicht des enthaltenen Honigs, Sauberkeit und Farbe, Geschmack, Geruch und Konsistenz, sagt Koob, der als Sekretär der „Schmaachkommissioun“ nicht selbst mitschmecken darf. Er überbringt den Imkern lediglich die Prüfergebnisse. Präsident der Kommission ist ein unabhängiger Sachverständiger.
Was macht denn guten Honig aus? Seine Konsistenz darf nicht flüssig oder körnig sein und keinen Nebengeschmack haben. Es gibt wohl etwas bitterere Sorten, aber das ist kein abwertendes Merkmal. Den Geschmack exotischer Früchte hingegen darf Luxemburger Honig nicht haben, nennt Koob als Beispiel. „In diesem Fall machen wir eine Pollenanalyse, um die Herkunft festzustellen.“ Dabei wird die Probe auf fremde Pollen untersucht.
Anspruch auf das Gütesiegel haben nur Imker, die ihre Völker zum Erwerb der „Marque nationale Lëtzebuerger Hunneg“ bei der Vereinigung anmelden. Der Standort der Bienenstöcke darf dann nicht mehr geändert werden. „Jeder von uns kann zu beliebigem Moment kontrolliert werden“, sagt Koob. Denn stichprobenartig geprüft wird ebenfalls, ob die Quantität des später abgelieferten Honigs auch der Zahl der angegebenen Völker entspricht. Damit soll verhindert werden, dass Honig im Ausland hinzugekauft wird. Sind alle Kriterien erfüllt, bekommt der Imker die „Marque nationale“ für sein Produkt.
Wird denn nicht manchmal getrickst? Durch eine Pollenanalyse kann leicht festgestellt werden, ob Fremdhonig beigemischt wurde. Und was hält Imker Koob vom enormen Angebot an Honig unterschiedlichster Herkunft im Supermarkt? Zufrieden ist er darüber, dass laut neuer EU-Regelung die Herkunft auf dem Glas angegeben werden muss und ob verschiedene Sorten gemischt wurden. Koob warnt jedoch: Es wird viel gefälscht oder gepanscht. Sirup werden Geschmacksverstärker hinzugeben und dann schmecke es nach Honig. Ob es sich um echten Honig oder nicht handelt, lässt sich nur aufgrund einer Pollenanalyse feststellen. Keine Pollenspuren, kein richtiger Honig.
Fazit: Auch beim Honigkauf gilt: Augen auf und, falls beste Qualität erwünscht ist, nicht zum billigsten Angebot greifen.
Feinde
Die Varroamilbe ist auch in Luxemburgs der größte Bienenschädling. Die circa 1,1 Millimeter lange und 1,6 mm breite Milbe entwickelt und vermehrt sich in der verdeckelten Brut im Bienenstock (Quelle: Wikipedia). Das Problem ist noch vorhanden, aber der Imker hat gelernt, damit umzugehen, sagt Guy Koob. Ein erfolgreicher Umgang mit der Varroamilbe bestehe immer aus einem engen Zusammenspiel zwischen Befallskontrolle und Behandlung der Bienenvölker. Sorgen bereiten kann manchmal auch die amerikanische Faulbrut, eine bakterielle Krankheit, der die Larven zum Opfer fallen.
Andere Feinde der fleißigen Bienen: Mäuse und Spechte. „Wird es draußen immer kälter, suchen Mäuse nach Unterschlüpfen für den Winter. Gerne ziehen sie auch in Beuten ein und stören die Bienen. Das können auch Spechte, wenn sie im Winter auf Nahrungssuche sind“, heißt es dazu im Deutschen Bienen-Journal. Was auch Imker Koob bestätigt. Ein weiterer Fressfeind der einheimischen Bienen ist die asiatische Hornisse, eine invasive Art, die die Bienen im Flug angreift.
Während die einen nach Futter Ausschau halten und dabei in den Bienenstock eindringen oder Bienen töten, zerstören und beschädigen andere, angeblich vernunftbegabte Zweibeiner ohne ersichtlichen Grund Bienenbehausung und Völker. Da werden schon mal Bienenstöcke umgestoßen oder gar in Brand gesteckt. Andere wiederum klauen ganz einfach fremde Bienenvölker.
- Ein Pumptrack im Ortszentrum: Park Ouerbett wird vergrößert - 10. Oktober 2024.
- Entwicklungsplan soll Möglichkeiten der Gemeinde über längeren Zeitraum festhalten - 11. Juli 2024.
- Kunterbunte Fragestunde im Parlament – Känguru Sammy ist auch dabei - 13. Juni 2024.
Sie müssen angemeldet sein um kommentieren zu können.
Melden sie sich an
Registrieren Sie sich kostenlos