Editorial / Immer mehr und heftigere Waldbrände – auch Luxemburg muss sich besser schützen
Der Klimawandel macht sich immer deutlicher bemerkbar. Kaum ein Jahr vergeht, ohne dass ein neuer Hitzerekord in Europa aufgestellt wird. Trockenperioden dauern länger, die durch die Dürren unter Druck stehenden Wälder und Felder geraten immer häufiger in Brand. Das geht aus einem neuen Bericht der EU-Kommission hervor.
2023 war laut den Zahlen des Europäischen Waldbrandinformationssystems „Effis“ eines der schlimmsten Waldbrandjahre seit 2000. Insgesamt ist in der EU eine Fläche abgebrannt, die etwa doppelt so groß ist wie Luxemburg. Das sind mehr als eine halbe Million Hektar. 2024 wird die Situation wohl kaum besser werden: Laut Bericht gab es bisher fast doppelt so viele Brände wie im Durchschnitt für diese Jahreszeit. Aufgrund der durch großflächige Feuer verlorengehenden Vegetation werden Böden zerstört, es kommt zu Erosion und Auswaschung. Betroffen sind insbesondere die Mittelmeer-Regionen, die im Wechsel mit Dürreperioden auch immer häufiger von Starkregen heimgesucht werden.
Jetzt kann man sich fragen: Was juckt es mich, wie viel Wald in Spanien, Griechenland, Italien oder Frankreich abbrennt? Mal abgesehen davon, dass man genug Empathie für die Menschen haben sollte, die Angehörige und/oder ihr ganzes Hab und Gut in diesen Feuern verlieren, sowie auch für die Feuerwehrleute, die häufig ihr eigenes Leben aufs Spiel setzen, um die Brände zu löschen: Die Waldbrände treffen nicht nur unsere Ferienregionen, sondern haben auch direkte Auswirkungen auf Luxemburg.
Zum einen führen die heftigen Feuer zu schweren Umweltschäden. Längst nicht alle betroffenen Regionen sind an Waldbrände angepasst und erholen sich schnell davon. Dann pumpten die Waldbrände 2023 nach Schätzungen von Effis etwa 20 Megatonnen CO2-Emissionen in die Luft. Das entspricht fast einem Drittel der gesamten Emissionen des internationalen Luftverkehrs in der EU in einem Jahr. Ein Teufelskreis im Klimawandel.
Zum anderen fließt ein Teil der EU-Gelder, die teils auch aus den Taschen der Luxemburger Steuerzahler kommen, in das Emergency Response Coordination Centre (ERCC). Als Teil des EU-Katastrophenschutzverfahrens kann dieses Team von den nationalen Behörden aktiviert werden, wenn ihre eigenen Notfallressourcen durch eine Katastrophe überfordert sind. Und dieses Zentrum soll aufgestockt werden, geht es nach dem EU-Kommissar für humanitäre Hilfe und Krisenschutz Janez Lenarčič.
Des Weiteren reicht ein Blick in die CGDIS-Zahlen der vergangenen Jahre, um zu verdeutlichen, dass Waldbrände auch immer häufiger Luxemburg betreffen. Aus einer Antwort auf eine parlamentarische Frage an die damalige Innenministerin Taina Bofferding von 2022 geht hervor: 2019 gab es 73 Waldbrände, 2020 waren es 83. 2021, als Luxemburg mit Überschwemmungen zu kämpfen hatte, waren es nur 30. Doch im besonders trockenen Jahr 2022 brachen 145 Feuer aus. Für 2023 liegen dem Tageblatt bisher keine Zahlen vor.
Die vorherige Regierung hat bereits reagiert: Die Luxemburger Feuerwehr wurde in den letzten Jahren mit spezieller Einsatzausrüstung ausgestattet. Darüber hinaus verfügt das CGDIS über mehrere Tanklöschfahrzeuge. Ein Löschflugzeug besitzt der luxemburgische Rettungsdienst nicht – wohl aber Cargolux. Das Unternehmen hat die Entwicklung erkannt und plant, in das Löschen von Waldbränden zu investieren. Das kündigte Cargolux im Januar an. Ein Dutzend spezialisierte Flugzeuge wurden bereits zu diesem Zweck bestellt. Drei befinden sich schon in Luxemburg und Zweibrücken. Der Rest soll innerhalb von drei Jahren geliefert werden.
Die neuesten Zahlen zeigen: Die Anstrengungen für einen besseren Waldbrandschutz müssen sowohl auf nationaler als auch auf EU-Ebene intensiviert werden. Mit dem Klimawandel wird die Situation in Zukunft nicht besser werden. Doch nicht nur die Politik muss reagieren: Auch wir Bürger sollten uns der Gefahr bewusst sein – und unser Verhalten anpassen, wenn wieder nur ein Funke genügt.
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Madame Oé,
Musst Dir elo weider hei fir Aangscht an Panik bei den Leit suergen?
Wievill Leit sinn (leider) em d’Liewen komm an Europa an den leschten Joeren durch Böschbränn, an wievill Leit verléeiren hiirt Liewen durch zum Beispiel onmoosecht Iessen an Drenken….?
Herr Carlocoin,
Zwischen 1980 und 2020 wurden in EWR-38 Ländern 688 Todesfälle im Zusammenhang mit Waldbränden verzeichnet. Pro Jahr kommen noch etwa 1000 – 2000 vorzeitige Todesfälle durch die durch Waldbrände erfolgte Luftverschmutzung hinzu.
Die Gefahren durch falsche Ernährung sind sicherlich auch eine Krise der öffentlichen Gesundheit. Darum geht es aber in diesem Artikel nicht.
Wenn Leute durch einen Meinungsartikel in „Angst und Pani“ verfallen, haben wir ein Problem. Die Welt ist nicht aus Zuckerwatte. Reißen Sie sich am Riemen und sehen Sie den Tatsachen ins Auge – Waldbrände werden durch den Klimawandel zu einem immer größeren Problem in Europa. Daran wird auch Ihr Wunsch nach einer heilen Welt aus Zuckerwatte wenig ändern.
@ carlocoin / D’Liewen ass kee Kichelchen, schreiw der dât an déi Bichelchen!