Luxemburg / In den letzten Jahren ist der Verkauf von Diesel um 35 Prozent eingebrochen
Das Volumen an fossilen Kraftstoffen, die in Luxemburg verkauft werden, geht seit Jahren spürbar zurück. Das ist von der Regierung so gewollt. Die Zahl der Tankstellen ist jedoch stabil geblieben.
Einst war Luxemburg stolz auf seine vielen Tankstellen und auf die stabilen, hohen Einnahmen, die die Branche dem Staat bescherte. Eine günstigere Besteuerung als in den Nachbarländern machte es für Auto- und Lastwagenfahrer attraktiv, nach Luxemburg tanken zu kommen. Gleichzeitig konnten sich die Kunden noch mit billigeren Zigaretten, Kaffee und Alkohol eindecken. Während Jahren stand der Sektor so für bis zu zehn Prozent der nationalen Steuereinnahmen.
Doch die Zeiten haben sich geändert. Es kamen die Corona-Krise, die Energie-Krise und vor allem der Kampf gegen den Klimawandel: Seit einem Höchststand 2019 ist das Volumen der Verkäufe nun stetig rückläufig. Zwischen 2018 und 2023 wurde beim traditionell gewichtigsten Produkt, dem Diesel, ein sattes Minus von 35 Prozent verzeichnet, so Jean-Marc Zahlen, Generalsekretär des „Groupement énergies mobilité Luxembourg“ (GEML), am Montag vor Journalisten. Allein 2023 war es ein Rückgang von fest sechs Prozent. Betroffen sind vor allem die Tankstellen an den Autobahnen.
Dieser Rückgang ist gewollt: Um die Klimabilanz des Landes zu verbessern, wollen die Regierungen seit einigen Jahren den Tanktourismus weniger attraktiv gestalten. Immerhin verschlechtert jeder Liter Kraftstoff, der im Land verkauft wird, die nationale CO₂-Bilanz. Eingeführt wurden daher neue Abgaben, wie auch die CO₂-Steuer. Vor allem für professionelle Transportunternehmen, die traditionell für den Großteil der Diesel-Verkäufe standen, war es schnell preiswerter geworden, in Belgien zu tanken.
„Größte Bedrohung“ sind Grundstückspreise
Wegen des starken Rückgangs der Diesel-Verkäufe verkauft Luxemburg heute deutlich insgesamt weniger Kraftstoffe als vor 2019, so Eric Bleyer, seit 2024 neuer Präsident der GEML. Der Ausstoß an CO₂-Emissionen liege bereits 40 Prozent unter dem Referenzjahr 2005. Man sei zuversichtlich, das Ziel von minus 57 Prozent bis 2030 erreichen zu können.
Dass die Zahl der Tankstellen im Lande (aktuell 231), trotz der eingebrochenen Diesel-Verkäufe, über die letzten 20 Jahre stabil geblieben ist, liege an einer Reihe Gründen, erklärt die Vereinigung: So wurde das Minus durch einen Zuwachs bei den weniger gewichtigeren Verkäufen von Benzin sowie mit gestiegenen Umsätzen in den Geschäften etwas ausgeglichen. Bei der Gewinnmarge sei der Rückgang aber „nicht zu vernachlässigen“, so Bleyer.
Im Gegensatz zum Beginn der Zeitenwende macht sich die Branche heute weniger existentielle Sorgen als damals. Bleyer rechnet damit, dass es in Zukunft hierzulande wohl etwas weniger Tankstellen geben könnte als heute, aber er ist zuversichtlich. Die Branche passt sich an und vertreibt alle Energie-Formen – also auch Strom für die E-Autos, sagt er.
Jeder vierte verkaufte Liter ist „Jet-Fuel“
Unabhängig von der benutzten Energieform bleibe Luxemburg auf einer der Hauptachsen für viele Transport-Ströme in Europa, sagt auch GEML-Vizepräsident Patrick Schnell. Zudem sei die nächste Tankstelle im Ausland oft weit entfernt. Zumindest ein Teil des Volumens werde also in Luxemburg bleiben. Auch bleibe es ungewiss, wie die Preispolitik der Nachbarländer in den kommenden Jahren aussehen wird.
Als größten Verlierer der geschrumpften Verkäufe sieht Schnell die Steuereinnahmen des Staates. Als „größte Bedrohung“ für das Überleben vieler Tankstellen in den Städten bezeichnet er den hohen Wert der Grundstücke – vor allem verglichen mit der Gewinnmarge, die sich mit einer Tankstelle erwirtschaften lässt.
Das GEML, das von seiner Gründung 1979 bis 2022 „Groupement pétrolier“ hieß, ist die Interessenvertretung des Sektors der Tankstellen und der Importeure von Treibstoffen. Der Sektor steht, laut eigenen Angaben, hierzulande für rund 3.600 Arbeitsplätze und Steuereinnahmen von 1,7 Milliarden Euro. Der Großteil der Einnahmen kommt dabei nicht von Kraftstoffen, sondern von Tabak und Zigaretten.
„Wir sollen Technologie-neutral bleiben“
Aktuell macht Diesel immer noch rund die Hälfte der Verkäufe von Erdölprodukten in Luxemburg aus. Benzin steht für rund 17 Prozent und Heizöl für etwa 5 Prozent. Deutlich gestiegen in den letzten Jahren ist „Jet-Fuel“, also Kerosin für Flugzeuge. „Jet-Fuel“ macht mittlerweile hierzulande rund 25 Prozent der Verkäufe von Erdölprodukten aus. Ein Produkt, das sowohl in Luxemburg als auch in den Nachbarländern nicht besteuert wird. Trotz eines leichten Rückgangs stammen immer noch mehr als 60 Prozent des Energieverbrauchs in Luxemburg aus Erdölprodukten.
„Wir unterstützen das Erreichen der Klimaziele“, unterstreicht die Vereinigung mehrmals. Jedoch plädiert man dafür, sich nicht auf eine einzige Technologie der Mobilität festzulegen. Nur ein Energie-Mix könne das Erreichen der Klimaziele „umweltfreundlich und bezahlbar“ machen, so Bleyer. Zudem sei es besser, nicht einfach nur Verkäufe von Treibstoff ins Ausland zu verlagern, wovon die Umwelt nichts hat. Schlauer und effizienter wäre es, die Einnahmen zu nutzen, um Projekte zu finanzieren, die die nationale CO₂-Bilanz verbessern. „Elektromobilität wird wichtig bleiben, aber sie ist nicht für jeden Zweck geeignet. (…) Es gibt sehr viele Hebel für den Wandel. Wir sollen Technologie-neutral bleiben. (…) Auch der Hybrid ist eine Lösung.“ Gleichzeitig warnt GEML, dass neue geplante Regeln zum Leasing von Firmenautos, wie sie für Anfang nächsten Jahres geplant sind, nicht unbedingt hilfreich zum Fördern der E-Mobilität sein werden.
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