Die wichtigen sieben / In diesen US-Bundesstaaten könnte sich die Wahl entscheiden
Rund 244 Millionen US-Bürgerinnen und -Bürger sind am 5. November zur Stimmabgabe bei der Präsidentschaftswahl aufgerufen, um für Donald Trump oder Kamala Harris zu stimmen. Die Besonderheiten des US-Wahlsystems führen dazu, dass die Entscheidung über den künftigen Präsidenten oder die künftige Präsidentin in nur einer Handvoll Bundesstaaten, den sogenannten Swing States, fällt – und am Ende an den Stimmen weniger zehntausend Wähler hängen könnte. In diesen sieben Schlüssel-Staaten – sechs von ihnen gewann Joe Biden bei der Wahl 2020 – steht der Ausgang der Wahl zwischen Trump und Harris derzeit auf Messers Schneide.
Pennsylvania (19 Wahlleute): Der Bundesstaat, der zu der als Rostgürtel bekannten Industrieregion im Norden der USA gehört, war 2016 und 2020 hart umkämpft und 2024 ist dies nicht anders. Wer Pennsylvania gewinnt, hat im Rennen um das Weiße Haus angesichts von 19 Wahlleuten einen wichtigen Etappensieg errungen. Denn der US-Präsident wird indirekt von einem Gremium aus insgesamt 538 Wahlleuten gewählt, die Mehrheit liegt bei mindestens 270.
Früher war der Staat im Nordosten der USA mit den Metropolen Pittsburgh und Philadelphia traditionell demokratisch. Doch der industrielle Niedergang in der Region führte dazu, dass Trump und die Republikaner Zulauf bekamen.
Harris und ihre Demokraten verweisen auf die unter Biden initiierten Infrastrukturprojekte, wohingegen Trump vor allem der weißen Landbevölkerung eine Zukunft ohne Inflation und Kriminalität verspricht. Der Bezirk Erie County ganz im Norden des Bundesstaates gilt dabei als eine Art Wahlbarometer: Seit 2008 erhielt der künftige US-Präsident dort stets die Stimmenmehrheit.
North Carolina (16 Wahlleute): Den konservativ geprägten Bundesstaat an der Ostküste zu gewinnen, wäre für die Demokraten ein hartes Stück Arbeit: Das bisher letzte Mal gewann ein demokratischer Kandidat 2008 in North Carolina, es war Barack Obama. Die Demokraten setzen in dem Bundesstaat vor allem auf die jungen Wähler, bei denen durch den Einstieg von Harris ins Rennen neues Interesse an der Wahl entfacht wurde.
Ein Skandal um den republikanischen Gouverneurskandidaten Mark Robinson könnte Trump womöglich schaden. North Carolina wurde zudem hart vom Sturm „Helene“ getroffen, es gab dort mindestens 96 Tote. Wie die Kandidaten auf die Katastrophen reagiert haben und welche Position sie zum Klimawandel vertreten, könnte auf das Wahlverhalten Einfluss haben.
Georgia (16 Wahlleute): Der Südstaat Georgia war seit Mitte der 90er-Jahre fest in Republikaner-Hand – 2020 aber gelang Biden dort der Sieg. Trump wollte seine Niederlage nicht wahrhaben und sprach von Wahlbetrug. In einem Telefonat mit Georgias Wahlleiter forderte er gar, dieser solle die für seinen Sieg nötigen 11.780 Wählerstimmen „finden“. Trump wurde deshalb später in Georgia angeklagt.
Um den Erfolg Bidens von 2020 zu wiederholen, müsste Harris in Georgia vor allem bei jungen schwarzen Wählern punkten. Zuletzt wurde eine Regelung gekippt, wonach die Stimmzettel zur Präsidentenwahl dort zusätzlich zum maschinellen Verfahren auch per Hand hätten ausgezählt werden müssen. Eine Auszählung per Hand hätte viele Möglichkeiten für eine Anfechtung der Wahl eröffnet. Umstritten ist nach wie vor, ob die örtlichen Verantwortlichen die Befugnis haben, das Ergebnis in ihren Bezirken anzufechten.
Michigan (15 Wahlleute): Der an den Großen Seen gelegene Bundesstaat mit der Autometropole Detroit gehört ebenfalls zum Rostgürtel. 2016 gewann dort Trump, 2020 dann Biden. Bei Bidens Sieg spielten die Wähler arabischer Herkunft eine bedeutende Rolle – Harris steht vor der Aufgabe, diese trotz der massiven US-Unterstützung für Israel im Gazakrieg erneut zu überzeugen.
Wisconsin (10 Wahlleute): Der Bundesstaat im Mittleren Westen war früher für seine auf Ausgleich bedachte, regelrecht höfliche Politik bekannt. Inzwischen hat sich auch in Wisconsin die politische Auseinandersetzung zwischen Demokraten und Republikanern deutlich verschärft. Während sich die einen um den Erhalt der US-Demokratie sorgen, fürchten die anderen den wirtschaftlichen Niedergang. Seit 1988 gewann in Wisconsin fast immer der demokratische Kandidat – Ausnahme war die Wahl 2016, als Trump Präsident wurde.
Arizona (11 Wahlleute): Der Wüstenstaat galt lange Zeit als Hochburg der Republikaner, allerdings veränderte sich durch den Zuzug von Hispanics und liberal gesinnten Bewohnern aus dem Nachbarstaat Kalifornien die Wählerstruktur. Vor vier Jahren gelang Joe Biden das Kunststück, Arizona für sich zu gewinnen: allerdings mit nur 10.457 Stimmen Vorsprung vor Trump.
In diesem Jahr scheint das Pendel wieder zugunsten des Republikaners auszuschlagen – die Frustration über die Einwanderungspolitik von Biden und seiner Vizepräsidentin Harris ist in dem an Mexiko angrenzenden Staat groß.
Nevada (6 Wahlleute): Der durch die Casino-Metropole Las Vegas berühmte Staat im Westen der USA hatte zuletzt 2004 mehrheitlich für den republikanischen Kandidaten gestimmt, den damaligen Amtsinhaber George W. Bush. Auch in Nevada spielen wirtschaftliche Fragen eine zentrale Rolle – viele Wähler sind angesichts der astronomischen Immobilienpreise frustriert.
Harris’ Pläne zur Unterstützung der Mittelschicht scheinen sich in den Umfragen niederzuschlagen: Den Vorsprung, den Trump gegenüber Biden hatte, konnte die Kandidatin der Demokraten auch hier inzwischen aufholen. In Nevada gibt es eine Besonderheit: Anders als im Rest des Landes haben die Wähler die Möglichkeit, auf dem Stimmzettel „keiner von beiden“ anzukreuzen, wenn sie weder Harris noch Trump überzeugend finden.
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