Luxemburg-Stadt / In Dommeldingen soll der Bahnübergang weichen – und die Autos
Ein Bahnübergang, der tagtäglich in Dommeldingen für Staus und lange Wartezeiten sorgt, soll aus dem Viertel verschwinden. Und nicht nur der. Bei einer Informationsveranstaltung am Dienstag gab es Details zu der neuen Unterführung für Fußgänger sowie Menschen, die mit dem Rad unterwegs sind.
„Wir wollen heute über eine Baustelle reden, die einen Einfluss auf Dommeldingen, Beggen und Eich haben wird“, begann die Bürgermeisterin der Stadt Luxemburg, Lydie Polfer (DP), am Dienstag eine Informationsveranstaltung im hauptstädtischen Viertel Dommeldingen. Denn der Bahnübergang in der route d’Echternach – in unmittelbarer Nähe zum Bahnhof und zum „Centre hospitalier de Luxembourg“ (CHL) in Eich – soll verschwinden.
Der betroffene Übergang dürfte nicht nur den Menschen aus Dommeldingen und den umliegenden Vierteln ein Begriff sein. Denn wer sich mit dem Auto – aber auch mit dem Rad oder zu Fuß – auf den Weg zum Krankenhaus oder in die Stadt macht, hat sicherlich schon einiges an Wartezeit an den heruntergelassenen Schranken verbracht. Fast die Hälfte der Zeit sind diese innerhalb von 24 Stunden an einem Wochentag schon mal geschlossen, wie der Direktor des Bereichs Infrastruktur bei der „Société nationale des chemins de fer luxembourgeois“ (CFL), Henri Werdel, am Dienstagabend mitteilte.
Geduld gefragt
So war am Montag, 9. Januar 2023, der Bahnübergang innerhalb von 24 Stunden während elf Stunden und elf Minuten geschlossen – sieben Stunden und 51 Minuten davon zwischen 7 und 19 Uhr. Auch am Tag danach wurden fast identische Schließzeiten verzeichnet. „An der besagten Stelle gehen die Schranken früher runter als an anderen Bahnübergängen im Land. Das liegt an der Lage mitten im Ort und an einem schwierigen Weichenbereich. Die Situation dort ist eine besondere und deshalb muss dringend etwas unternommen werden“, unterstrich Henri Werdel.
Aber nicht nur wegen der langen Wartezeiten: Denn mit jedem Bahnübergang geht laut CFL ein Sicherheitsrisiko einher – eben vor allem, wenn dieser mitten in einer Ortschaft liegt. In Dommeldingen kam es 2022 zu drei Zwischenfällen auf den Gleisen, die laut Henri Werdel durch Verkehrsteilnehmer oder Passanten verursacht wurden: „Gott sei Dank waren das keine Unfälle, sondern Zwischenfälle. Also gefährliche Situationen, zu denen es kam, weil der Bahnübergang zum Beispiel noch schnell überquert werden sollte“. In denen es dann letztlich aber nicht zu einem Unfall kam.
In den ruhigeren Pandemiejahren gab es in Dommeldingen übrigens 2021 sechs und 2020 sieben solcher Zwischenfälle, zuvor 2019 zehn und 2018 neun. „Das klingt vielleicht nicht nach viel. Aber in all diesen Situationen hätte etwas Schlimmes passieren können“, merkte Henri Werdel an und wies darauf hin, dass es sich bei dem angesprochenen Bahnübergang um einen der kompliziertesten und risikoreichsten des Landes handelt. Aktuell gibt es landesweit noch 113, über 84 davon läuft noch Straßenverkehr. Jährlich werden aus Sicherheitsgründen ein bis zwei Übergänge abgebaut – wie zum Beispiel aktuell in Lorentzweiler.
Bessere Verkehrsberuhigung
Und auch in Dommeldingen soll die Kreuzung zwischen Gleisen und Straße verschwinden. Und mit ihr der Verkehr. Denn anstelle des Bahnübergangs wird es zwar eine Unterführung geben – diese wird allerdings nur von Menschen, die zu Fuß oder mit dem Rad unterwegs sind, genutzt werden können. Fahrzeuge werden nicht mehr auf direktem Weg von der route d’Echternach über die Schienen nach Eich kommen. „Einer der Vorteile wird dann sein, dass der Durchgangsverkehr aus Dommeldingen verschwindet“, erklärte der Minister für Mobilität und öffentliche Arbeiten, François Bausch („déi gréng“), bei der Versammlung.
Und stieß damit bei vielen der mehr als 80 anwesenden Bürgerinnen und Bürger auf Skepsis. Manche gehen nämlich davon aus, dass viele Fahrerinnen und Fahrer die kleinere, parallel zur route d’Echernach verlaufende rue du Château nutzen werden, um dann vorbei an zwei Schulen auf schnellstem Weg nach zum Beispiel Beggen, Bereldingen oder Walferdingen zu kommen. „Da der Verkehr zunimmt und die Straße so eng ist, fürchte ich, dass die rue du Château das nicht wird bewältigen können“, äußerte ein Mann aus der Umgebung seine Bedenken.
Als Antwort verwies Minister François Bausch auf den Bau einer neuen, im Nationalen Mobilitätsplan 2035 festgehaltenen Verbindung (S.114-115 und 170-171, Straße Nummer acht). Von Beggen aus soll diese den Verkehr auf direktem Weg zur route d’Echternach in Dommeldingen und von dort weiter in Richtung Waldhof führen – und in Beggen, Dommeldingen und Eich für ruhigere Straßen sorgen. Henri Werdel meinte bei der Informationsveranstaltung beschwichtigend: „Die Erfahrung zeigt, dass die Orte nach solchen Maßnahmen großräumig umfahren werden. Sodass nur der lokale Verkehr bleibt.“
Passende Lösung
Bei der anschließenden Fragerunde wurde auch erklärt, warum sich für den Bau der 4,50 Meter breiten und 2,70 Meter hohen Unterführung mit zwei Rampen und zwei Aufzügen entschieden wurde – und nicht für den einer Brücke. „Schon alleine da auch Menschen mit dem Rad auf die andere Seite kommen sollen, ergäbe das Sinn“, so Henri Werdel. Auf die bereits vorhandene Bahnhofsunterquerung in Dommeldingen – nur knapp 100 Meter vom aktuellen Bahnübergang entfernt – zurückzugreifen, komme nicht infrage, da diese für die gleichzeitige Nutzung von Kundschaft der CFL, Passanten und Menschen auf dem Rad einfach zu schmal sei.
Henri Werdel erklärte außerdem, dass eine Erweiterung dieser existierenden Bahnhofsunterführung nicht sinnvoll sei, denn: „Das käme einem Neubau gleich.“ Er machte dann noch darauf aufmerksam, dass durch den Bau einer hohen Betonmauer die Überschwemmung der neuen Unterführung im Falle von Hochwasser vermieden werden soll. Wie viel das Projekt kosten wird, ist laut Henri Werdel indes noch nicht klar. Denn noch bis zum Ende des Jahres werden Detailstudien durchgeführt und dann Kostenvoranschläge beantragt.
Richtig losgehen soll es mit den Arbeiten im Mai 2025. Zwei Jahre lang soll dann in drei Bauphasen an der Entstehung der neuen Unterführung gearbeitet werden. In der ersten Phase werden Fußgänger sowie Menschen auf dem Rad eine provisorische Brücke nutzen können. Voraussichtlich während drei Wochen wird der Übergang dann in einer zweiten Phase für niemanden passierbar sein. Ermutigend meinte dazu François Bausch: „Die Zeit der Bauarbeiten wird sicherlich nicht schön. Aber danach wird es umso schöner sein.“ So lange ist also Geduld gefragt. Aber darin haben vor allem die Menschen aus den umliegenden Vierteln ja Übung. Mehr Informationen zum Projekt gibt es auf der Webseite: transports.lu.
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Huet den Zuch fir an d’Stad, soss stitt Der do am Stau.