„Bei de Minettsdäpp“ / In Esch gibt es jetzt das erste Brettspielcafé Luxemburgs
In Esch hat vor einer guten Woche das erste Brettspielcafé Luxemburgs eröffnet. Ein Ortsbesuch „bei de Minettsdäpp“.
Es ist nicht so leicht, das Café mit dem eindeutig zweideutigen Namen „bei de Minettsdäpp“ im Escher Zentrum zu finden. Integriert im Neubau-Block in der rue Berwart gegenüber der Marco-Polo-Galerie, muss man schon genau hinsehen, um den Eingang mit der Hausnummer 8 zu entdecken. Die Suche allerdings lohnt sich, denn im Inneren wartet so manche Überraschung.
Drei große Regale stechen sofort ins Auge, prallgefüllt mit Spielen. Insgesamt 700 Stück, markiert nach Schwierigkeitsgrad. Willkommen im ersten Brettspielcafé in Luxemburg! Nein, ein Traum sei hier nicht in Erfüllung gegangen, antwortet Jacqueline Poupart dem Tageblatt, „ich würde das eher als Schnapsidee bezeichnen“. Sagt’s und lacht. Die 54-jährige Escherin ist sichtlich erleichtert, dass es endlich losgeht mit ihrer Kneipe der etwas anderen Art.
Sechs Jahre ist sie beim Brettspielverein Social Gaming Luxembourg dabei. Man traf sich mindestens einmal pro Woche in Esch zu Spiele- und Quiz-Abenden in der gleichen Kneipe. Als die ihr Konzept 2018 änderte, war der Klub plötzlich heimatlos. Und die Idee entstand, ein eigenes Café zu eröffnen. Jacqueline Poupart hatte die Mittel hierzu und kaufte 2020 das Ladenlokal in der rue Berwart. „Hier waren anfangs nur Mauern, kein Elektrisch, kein Wasser“, erinnert sie sich. Sie machte Pläne, wie alles einmal aussehen sollte. Und dann kam Corona. Ein Jahr lang tat sich nichts. „Da gab es schon Momente, in denen ich mir sagte, ‚dat dote bréngt et net‘. Aber schnell war mir klar, dass wir das jetzt durchziehen müssen. Schlimmstenfalls hätte ich das Lokal ja als Büro vermieten können.“
Freitags bis sonntags geöffnet
Vier Jahre unbezahlten Urlaub hat die Lehrerin aus dem Ediff (heute „Centre d’éducation différenciée“) genommen. Im September muss sie sich entscheiden, ob sie in ihren alten Job zurückkehrt. Stand jetzt lautet die Antwort „zu 90% nein“, sagt sie.
Im Februar 2021 begannen dann endlich die Arbeiten. Viel ist im „Café bei de Minettsdäpp“ wiederverwertet, angefangen mit der Theke. Der Recyclinghof Sivec hat ihr sehr geholfen, das Mobiliar ist zwar alt, aber auch gemütlich. So richtig neu ist neben den Apparaten an der Bar der große Bildschirm, der für die Pub-Quiz genutzt wird. Die sollen in Zukunft am jeweils letzten Donnerstag im Monat stattfinden. Ansonsten ist das Café zunächst einmal an drei Tagen geöffnet, und zwar von freitags bis sonntags (Freitag ab 16.00, sonst ab 14.00 Uhr). An den restlichen Tagen steht die Kneipe für Events zur Verfügung. Dabei dreht sich alles ums Spielen.
Wer hierher kommt, der kann sich an den insgesamt 700 Brettspiele versuchen. Die Spiele kann man sich sogar ausleihen, wofür eine Mitgliedschaft bei Social Gaming Luxembourg abgeschlossen werden muss. „Gamingkneipen sind in anderen Ländern gang und gäbe“, sagt Jérôme Decker, Präsident des Vereins, „in Kopenhagen oder Manchester gibt es Straßen, in denen drei bis vier sind.“ Er ist froh, dass sein Verein endlich wieder eine Heimat hat. „Eine Stadt wie Esch, in der so viele verschiedene Nationalitäten leben, ist prädestiniert für ein Brettspielcafé. Denn Spielen bringt die Menschen zusammen, lässt die Unterschiede verschwinden.“ Man könne ruhig alleine ins Café kommen, Spielpartner gibt es immer, so Decker.
Er und Jacqueline Poupart möchten die Spielkultur in den Luxemburger Kneipen wiederbeleben. Es ist noch nicht so lange her, da wurde in so gut wie jedem Café Karten gespielt. „Auch Kartenspieler sind bei uns willkommen“, sagt die Inhaberin, „sie sollen sich bei uns melden“ (contact@bdm.lu oder 691 26 80 49). Sie hat jede Menge Ideen, und „bei de Minettsdäpp“ auch einige Überraschungen für die Zukunft geplant. Welche, sagt sie nicht. Beim Brettspiel verrät man den anderen ja auch nicht seine Taktik oder was man in der (Hinter)hand hält …
5 Fragen an Spiele-Experten Jérôme Decker:
„Der Luxemburger ist relativ spielfaul“
Jérôme Decker, Sie sind Präsident von Social Gaming Luxembourg. Was ist momentan ihr Lieblingsspiel?
Jérôme Decker: Terraforming Mars, ein strategisches Brettspiel.
Da klingt der Name schon kompliziert. Wir gehören eher der Generation Monopoly an …
(lacht) Monopoly gehört sicher nicht zu meinen Lieblingsspielen. Im Grunde genommen geht es dort nur um Würfeln und Karten ziehen. Es macht weder Sinn, eine Straße nicht zu kaufen, noch etwas zu verkaufen. Also sind die Möglichkeiten sehr begrenzt.
Trotzdem ist Monopoly sehr populär. Welches ist denn das populärste Spiel überhaupt?
Das müsste wohl Schach sein.
Der Vorteil von Spielen wie Monopoly ist, dass sie relativ einfach sind. Dagegen hat man oft das Gefühl, dass bei neueren Spielen schon das Verstehen der Beschreibung eine Herausforderung ist …
Das ist es aber meistens nicht. Doch es stimmt, die Hürde sind immer die Regeln, also die Beschreibung. Leute tun sich schwer, die Regeln zu lesen und zu verstehen. Wichtig ist deshalb, einfach zu beginnen, um nicht schon früh „d’Flemm“ mit den Brettspielen zu bekommen. Deshalb haben wir die Spiele im Café auch gekennzeichnet. Allerdings ist das eine subjektive Einschätzung, die Kennzeichnung ist eher etwas für Menschen, die zum ersten Mal ins Brettspielcafé kommen. Grün bedeutet, dass das Spiel meist nur ein oder zwei Elemente beinhaltet, wie würfeln und ziehen. Geeignet also für Kinder und Familien. Gelb markierte Spiele haben dagegen vier bis fünf Elemente, sind schon etwas für fortgeschrittene Spieler. Rote sind etwas für Experten. Aber wie gesagt, die Farben dienen nur zur groben Orientierung.
Im Ausland gibt es Brettspielcafés schon lange, in Luxemburg erst seit jetzt. Sind die Luxemburger zu ernst zum Spielen?
Der Luxemburger ist jedenfalls relativ spielfaul, während das in anderen Ländern regelrecht zelebriert wird. Ich habe aber die Hoffnung, dass sich das durch die Pandemie etwas verändert hat. Die Familien saßen im Lockdown wieder verstärkt an einem Tisch zusammen und haben auch gemeinsam gespielt. Es ist einfach so, dass Spielen die Menschen zusammenbringt. Egal, welchen Status man besitzt, welche Sprache man spricht, um den Spieltisch gibt es keine Unterschiede, da sind alle gleich.
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