Lesen vs. Corona / In Escher Buchhandlung sind Reiseführer wieder gefragter – allgemein positiver Rückblick
Die Ausnahmesituation der vergangenen Monate hat auch ihre Auswirkungen auf den Buchhandel. Bei Diderich in Esch sagt die Besitzerin, dass man sich eigentlich ganz gut geschlagen habe. Trotz Lockdown, Einschränkungen und Komplikationen. „Es wurde allgemein mehr gelesen“, heißt es, und „die Menschen haben mehr Zeit im Geschäft verbracht, um zu stöbern und sich zu informieren.“
Es beruhigt und freut einen: „Ja, es wurde mehr gelesen in den vergangenen Monaten“, sagt Michelle Meis, die seit Jahren in der Buchhandlung Diderich in Esch arbeitet. „Die Leute lesen, um auf andere Gedanken zu kommen. Nicht unbedingt die ‚große‘ Literatur, eher die ‚netten‘ Geschichten.“ Also so in Richtung Romantik und Abenteuer. „Sehr gefragt sind auch die witzigen, lustigen Sachen, das war vor der Krise nicht so ausgeprägt.“
Und wie haben die Reiseführer sich geschlagen? „Jetzt sind sie wieder stärker am Kommen. Vor allem auch die Kombination von Reiseinformation, Geschichte und Geschichten, wie zum Beispiel die ‚Lesereise‘-Serie.“ Gefragt seien zurzeit eher Ziele, die nicht so weit entfernt liegen – und Städtereiseführer. Zum Beispiel Florenz, Rom oder Venedig. Was soll man da sagen: Hauptsache Italien! Letztes Jahr sei das anders gewesen, so Michelle Meis: „Da herrschte regelrecht Flaute bei den Reiseführern.“ Vielleicht habe das auch daran gelegen, dass die Menschen nicht wussten, ob und wohin sie im Sommer verreisen dürften.
Auch sonst ist der erfahrenen Buchspezialistin einiges aufgefallen. Zum Beispiel, „dass die Leute gerne und lange gestöbert haben in den Bücherregalen, dass sie allgemein mehr Zeit im Geschäft verbracht und öfters um Rat gefragt haben als vor der Krise“. Sie erzählt auch, dass die Kunden sich gezielt nach Büchern zum Thema Corona erkundigt haben: „Die Leute wollen sich informieren, über das Virus, wie es sich entwickelt und so.“ Und allgemein, eher dicke oder dünnere Bücher? „Eher die dicken Wälzer, die Trilogien oder Romane in Fortsetzungen“, antwortet Michelle Meis.
Marco Polo zeitweise ausverkauft
Anne Diderich, die Besitzerin des Ladens, bestätigt das gestiegene Interesse am Buch während der vergangenen Monate – bei den Erwachsenen und bei Kindern und Jugendlichen: „Viele Kinder sind wohl auch gekommen, weil ihre Lehrerinnen und Lehrer sie aufgefordert haben, mehr zu lesen, um vor allem ihren deutschen Wortschatz zu bereichern.“
Und was sagt die Chefin zum neuen Marco-Polo-Reiseführer über Luxemburg, der ja in Esch eingeschlagen ist wie eine Bombe? Bei der Kommentierung hält sie sich vornehm zurück, aber: „Er hat bereits nachbestellt werden müssen, und auch beim Zwischenhändler war er kurz mal nicht verfügbar. Das zeigt, dass die Nachfrage bei den Leuten doch größer ist als normalerweise. Vielleicht getrieben von der Kuriosität, was denn noch alles in dem Buch steht, über die anderen Städte und Gegenden oder was eigentlich ganz genau drin steht über die ,Minett‘-Metropole.“
Philippe Boisserie, der Experte für französische Bücher, sagt noch, dass auffallend viele französischsprachige Bücher auf den Markt gekommen seien, die sich mit gesellschaftlichen Problemen auseinandersetzen, die während dieser Ausnahmezeit verstärkt in den Mittelpunkt gerückt sind. Gewalt, Inzest oder sexuelle Belästigung zum Beispiel. Gut gelaufen sei auch die Luxemburgensia, vor allem die Neuerscheinungen und dann jene Bücher, die einen Literaturpreis gewonnen haben.
Lieferschwierigkeiten
Rückblickend seien die vergangenen Monate allgemein gut gelaufen, so Anne Diderich. Zeitweise waren weniger Kunden da, aber jene, die da waren, haben mehr gekauft und folglich mehr gelesen. „So haben wir trotz all unserer Bedenken und verschiedener Komplikationen trotzdem gut gearbeitet.“
Sie erzählt allerdings auch von den Buchbestellungen, die sich etwas schwieriger gestalteten. „Im Lockdown haben wir im vergangenen Frühling von den Franzosen nichts bekommen. Aus Belgien zu Beginn auch nicht, später dann einmal pro Woche. Mit Deutschland lief es am besten, mit praktisch einer Lieferung pro Tag.“
Der Schulbeginn im September sei übrigens gut über die Bühne gegangen. „Auch weil die Leute nicht alle zum selben Zeitpunkt ihre Bücher haben wollten, sondern ihre Bestellungen über einen längeren Zeitraum getätigt und abgeholt haben.“
Und was war der Topbestseller letztes Jahr, fragt Anne Diderich leicht schmunzelnd beim Abschied. „Na, das Buch mit den 201 Luxemburger Rundwanderwegen. Es muss jetzt schon wieder nachgedruckt werden.“ Wen wundert’s.
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