Bissen / In nur fünf Monaten 17 Prozent teurer: Neue Gemeindewerkstätten sorgen für Diskussionen
Beim Blick auf die Tagesordnung der Gemeinderatssitzung vom Donnerstagnachmittag hätte man annehmen können, alle Punkte würden einstimmig verabschiedet werden, doch dem war nicht so. Vor allem die Pläne für eine neues Gemeinde-Atelier ließen bei dem einen oder anderen Mitglied des Gemeinderates den Blutdruckwert steigen.
Die Sitzung begann mit Routineangelegenheiten, so z.B. die Aufnahme der Gemeinden Lorentzweiler und Steinsel in das interkommunale Syndikat für die Erhaltung der Natur im Zentrum des Landes, oder die Abrechnungen von fünf bereits realisierten Projekten.
Einstimmig wurde ebenfalls ein Kaufvorvertrag mit der Firma Kiowatt verabschiedet. Die genannte Firma kauft der Gemeinde ein 1,52 Hektar großes Areal am Ort „op der Poukewiss“ zum Preis von 4.586.400 Euro ab.
Nachdem die Gemeinderäte Pachtverträgen mit zwei Privatpersonen und der Gesellschaft „Waasserstrooss s.à.r.l.“ sowie dem Kostenvoranschlag für einen Kleintraktor mit Schneepflug und Salzstreuer zugestimmt hatten, erläuterte Bürgermeister David Viaggi („Är Leit“) das Projekt E-Paper im Rahmen der Modernisierung verschiedener Bushaltestellen (Industriezone, Campus, an der Bléi, an Henckels, Kräizung, Kierch). Dabei handelt es sich um das Aufstellen digitaler Schirme, auf denen der Busbenutzer in Echtzeit die Ankunft der einzelnen Buslinien ablesen kann, auf die er gerade wartet. Die 14 E-Paper-Schirme inklusive Installation schlagen mit 73.157 Euro zu Buche.
Für die Grundschule in Bissen wird die Gemeinde informatisches Material im Gesamtwert von 87.215,18 Euro anschaffen. Dabei handelt es sich um 60 iPads, 18 Microsoft Surface und um einen PC, der in der Schulbibliothek zum Einsatz kommt.
Schluss mit Ruhe
Langatmige Diskussionen gab es anschließend in Bezug auf die Pläne für eine Verkehrsberuhigung in der Merscherstraße sowie an der Kreuzung mit der Reckingerstraße. Die Arbeiten werden voraussichtlich 758.181 Euro kosten. An zwei Stellen sollen mittig der Fahrbahn angebrachte Inseln dafür Sorge tragen, dass die Fahrzeuge hier ihre Geschwindigkeit drosseln müssen. Von Seiten der CSV-Fraktion gab es kritische Überlegungen zu den vorliegenden und von der Straßenbauverwaltung für gut befundenen Pläne. Die vier CSV-Räte Mulbach, Hoscheid, Clement und Fagny enthielten sich anschließend ihrer Stimme.
Für eine neue Straße in der Handelszone „am Séif“ muss die Gemeinde Bissen Gesamtausgaben von 1.012.313 Euro vorsehen. Hierbei handelt es sich um eine Straße, die zu noch nicht bebauten, aber bereits verkauften Arealen führt. In den diesbezüglichen Verkaufsakten hatte sich der vorige CSV-Schöffenrat dazu verpflichtet, die Zufahrtsstraße auf Gemeindekosten anzulegen, was aber bis zu ihrem Mandatsende nie in Angriff genommen wurde.
Vier Gegenstimmen
Untermalt mit Plänen, Fotos und Videos stellte Bürgermeister David Viaggi die neuen Gemeinde-Werkstätten vor, die in der Industriezone „Kleng Bousbierg“ errichtet werden sollen. Das architektonisch sehr gelungene und gut überdachte Projekt aus der Feder des Architekten Laurent Lanners soll genügend Raum für die technischen Gemeindedienste bieten, so zum Beispiel ein großes Lager, eine 4,60 Meter hohe Halle für die Unterbringung aller Fahrzeuge, zahlreiche Räume für die einzelnen Dienste (Schreinerei, Schlosserei, Gärtnerei usw.), administrative Räume, eine Küche, einen Versammlungsraum, um nur diese Beispiele zu nennen.
Der Gesamtkostenpunkt liegt bei satten 10.003.902 Euro, inklusive Architektenkosten und Mehrwertsteuer. Dieser Preis sei in den letzten fünf Monaten um 17 Prozent gestiegen, so Viaggi, der meinte, man solle also so schnell wie möglich mit der Realisierung des Projekts beginnen. CSV-Rat Carlo Mulbach gab zu verstehen, dass die CSV der Meinung ist, es sei ein sehr schlechter Zeitpunkt, um solch teure Projekte anzugehen. Die durch die Pandemie und den Ukraine-Krieg hervorgerufene unsichere Lage in Europa rufe doch zu mehr Vorsicht in Sachen Finanzen auf. Außerdem passe der nun geplante „Prunkbau“ sicherlich nicht in eine Industriezone.
Diese Aussagen riefen den Bürgermeister aber sofort auf den Plan. „Ich kann nur staunen. Bis dato war hier jeder im Saal kopfnickend dafür, dass unsere Gemeindedienste schnellstmöglich eine neue, der Zeit und den heutigen Anforderungen gerecht werdende Unterbringung bekommen sollen, und dass das Areal, auf dem die bestehenden Ateliers im Kern der Ortschaft stehen, freigemacht wird und so dem Hochwasserschutz dienen soll. Dazu kommt, dass der Jury, die im Rahmen des Architektenwettbewerbs genau das nun vorliegende Projekt ausgewählt hatte, auch CSV-Rat Mulbach angehört hat … Heute sind wir auf der Zielgeraden, und was passiert!?“ Er könne die jetzt vorgebrachten und seiner Meinung nach fadenscheinigen, ja populistischen Argumente der CSV keinesfalls nachvollziehen. Die vier CSV-Oppositionsräte gaben zum Schluss der Debatte ihre Gegenstimme ab, während die Mehrheit für das Projekt stimmte.
Halten wir abschließend noch vier Zusatzkredite fest, die von allen Räten positiv verabschiedet wurden. Instandsetzungs- und Modernisierungsarbeiten in der Brasserie Greenbis, die in Zukunft wieder den Namen „Gréngen Eck“ tragen soll und von der Gemeinde verpachtet wird, sollen 40.000 Euro kosten, für die Arbeiten an der Ableitung des Oberflächenwassers in der rue des Forges musste ein Zusatzkredit von 65.000 Euro gestimmt werden und die Umgestaltung des früheren Bahnhofsgebäudes in eine Musikschule (in den Haushalten 2020 und 2021 waren dafür bereits 765.000 Euro vorgesehen) kostet nun rund 400.000 Euro mehr.
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