Auf den Punkt mit Stefano Bensi / „In seinem Zimmer hängt ein 3,5 Meter großes Foto von mir“
In unserer Rubrik „Auf den Punkt mit“ fühlen wir Akteuren aus der BGL Ligue auf etwas andere Art auf den Zahn. Fola-Angreifer und Nationalspieler Stefano Bensi sprach über Examen, ein gigantisches Poster und warum aus einem Gin plötzlich viele Gins geworden sind.
Tageblatt: Haben Sie gerade eine Lernpause vor den nächsten Examen gemacht?
Stefano Bensi: Nein, gar nicht. Während der beiden Jahre Praktikum bei der Escher Gemeinde muss man bestimmte Examen ablegen, um „Fonctionnaire“ beim „Service des sports“ zu werden. Das habe ich jetzt hinter mir und warte auf die Resultate. Ich habe aber ein gutes Gefühl.
Die berufliche Zukunft ist also geklärt – genau wie die sportliche. Welche Symbolik steckt dahinter, wenn man mit 31 einen Fünfjahresvertrag unterschreibt?
Die Dauer war eigentlich egal, es hätten auch sieben oder zehn Jahre sein können. Es ging eher darum, dem Verein zu zeigen, dass ich der Fola treu bleibe, unabhängig davon, wie die Situation damals war. Ich habe mich seit 2012 bis auf drei Monate – das hatte andere Gründe – immer wohlgefühlt. Andererseits kann ich mir vorstellen, später noch irgendwann einmal eine Saison bei der US Rümelingen dranzuhängen. Das hängt aber vom Zustand meines Knies ab. Die USR hat mich damals als 16-Jähriger entdeckt und mir die Chance gegeben, als „Seechert“ erste Schritte auf diesem Niveau zu machen. Das werde ich nie vergessen. Dem ehemaligen Präsidenten René Minelli und Gérard Jeitz bin ich dankbar dafür. Sie haben mir beim Wechsel nach Deinze keine Steine in den Weg gelegt. Wenn ich mit dem Hund Gassi gehe, werde ich in Rümelingen noch immer angesprochen. Noch will ich aber in einem Verein spielen, der um den Titel kämpft – und da ist Fola die richtige Adresse.
In Ihren Verletzungspausen haben Sie immer mal wieder die Nachwuchsmannschaften der Fola betreut. Wird Ihr Weg Sie früher oder später ins Traineramt führen?
Wenn wir einzeln auf die Verletzungen zurückkommen sollten, müssen wir wohl mindestens vier Stunden für das Interview einplanen (lacht). Ich werde aber auf jeden Fall meine Trainerdiplome machen. Ich kann mir aber nicht vorstellen, im Jugendbereich zu bleiben, dafür bin ich einfach zu fokussiert auf Resultate. Beim Nachwuchs geht es in erster Linie um Ausbildung. Aber ich bin jemand, der einfach brennt – auf dem Rasen oder daneben. Deshalb wäre es dann irgendwann schon eher eine U19 oder Junioren.
Was haben Sie Ihrem Sohn Liam denn bereits an Tricks beigebracht?
Da halte ich mich komplett raus. Seine Jugendtrainer sind dafür zuständig. Ich merke aber, dass er Fußball liebt. Ich werde ihn wohl, wie es damals meine Eltern für mich getan haben, jeden Tag zum Training fahren müssen und dann am Wochenende zu den Spielen. Er ist noch jung und soll vor allem Spaß haben. Ich hoffe nur, dass er mehr Glück hat als ich und von Verletzungen verschont bleibt. Denn ich hätte wohl eine andere Karriere machen können …
Sind Sie das Idol Ihres Sohnes oder hat er da andere Spieler als Vorbilder?
Er ist zwar großer Fan von Lionel Messi, aber auf der Tapete in seinem Zimmer ist ein Foto von mir abgebildet. Eigentlich war der Plan, dort Dinosaurier hinzuhängen. Wir hatten ein Angebot von einer Firma und mussten an Silvester kurzfristig entscheiden, was denn nun auf die Tapete gedruckt werden sollte. Er hat dann spontan beschlossen, dass es ein Foto von mir sein sollte. So habe ich dann abends mit meiner Frau ein Bild ausgesucht. In seiner Zimmer hängt jetzt ein 3,5 Meter großes Foto von mir. Das macht mich schon stolz. Es handelt sich übrigens um ein Foto vom ersten Saisonspiel, dem Derby, als ich eine Ecke getreten habe.
Obschon Sie seit elf Jahren für die „Doyenne“ spielen, haben Sie anscheinend in der Kabine nie zum Megafon gegriffen. Warum überlassen Sie das Schreien und Singen den Kollegen?
Ich bin ein zurückhaltender Mensch. Meine Frau sagt mir oft, dass ich nicht viele Emotionen zeige. Auch wenn man nach einem 5:0 gegen F91 eigentlich Lust hätte, die ganze Kabine auseinanderzureißen, haben wir noch nichts erreicht. Sollten wir Meister werden, kann ich es aber gerne einmal versuchen …
Mit welchem der Hadjis klappt das Zusammenspiel besser?
Da gibt es kaum Unterschiede, obwohl unser aktueller Hadji (Zachary) noch einen Tick besser ist als Samir. Er ist kompletter. Sie haben beide den Killerinstinkt vor dem Tor. Niemand zweifelt heute an Samir. Ich denke nicht, dass der kleine Bruder langfristig bei uns bleiben wird, er hat definitiv das Potenzial für eine Karriere im Ausland.
Kennen Sie die eigene Krankenakte auswendig?
Ich könnte nicht aufzählen, wann was war. Nur eins steht fest: Ich bin immer wieder zurückgekommen, an das gleiche Niveau. Am schlimmsten war wohl der Kreuzbandriss, weil es ewig dauert. Aber irgendwie war es jedes Mal gleich: Ich war richtig gut drauf, als ich wieder zurückgeworfen wurde. Ich hatte mit dem Trainer nach der Partie in Niederkorn ein Gespräch geführt, denn ich war noch nicht auf meinen normalen Level. Er hat mir gesagt, dass ich mir keine Gedanken machen soll. Anstatt der vorgesehenen Stunde habe ich 90 Minuten gespielt. Das bringt mich alles weiter. Ich hatte zwar nicht unbedingt viel Glück in letzter Zeit, aber ich bin keiner, der den Kopf hängen lässt.
Wie oft haben Sie während der vielen Rückschläge an ein Karriereende gedacht?
Ans Aufhören nie. Es war wohl eher die Angst, aufhören zu müssen, vor allem vor der Operation im Februar. Wäre mehr als nur der Meniskus betroffen, hätte ich wohl kein Spielfeld mehr betreten. Immerhin besteht das Risiko, dass ich später kein normales Leben führen kann. Aber ich habe einen guten Arzt, dem ich vertraue und der sagte, dass ich noch ein paar Jahre dranhängen kann.
Während es für Sie in diesem Jahr nicht so perfekt läuft, hat der Verein Erfolg. Wie sehen Sie das?
Na umso besser. Ich bin froh, dass die Fola nicht auf einen Bensi angewiesen ist. Bei meinen Einwechslungen habe ich jedes Mal zu Entscheidungen beigetragen. Nach der Operation hätte ich nie und nimmer mit einer Nominierung für die Nationalelf gerechnet. Es war wohl auch zu früh, denn durch die Zerrung, die ich dort erlitten habe, wurde ich erneut zurückgeworfen. Ich laufe meinem Glück also noch ein wenig hinterher.
Man schätzt Sie in der „Buvette“ auf dem Galgenberg ebenfalls für Ihre Barkeeper- und Bedienungsqualitäten. Wie kam es dazu?
Ich helfe manchmal freiwillig aus. Es ist mir wichtig, eine Hand im Klub mit anzupacken. Sei es als Jugendtrainer, als Zuschauer bei der Jugend oder eben in der „Buvette“. Als Spieler einer ersten Mannschaft reicht es nicht, sich nur auf die eigenen Spiele zu konzentrieren. Auch als Stammspieler oder Familienvater versuche ich, das so gut wie möglich zu kombinieren.
Zum Abschluss die wohl wichtigste Frage an einen Hobby-Barkeeper: Gin oder Jägermeister?
Das dürfte ein Tipp von Pascal Welter (Sportdirektor) gewesen sein … (Stimmt.) Wir hatten uns zum Abendessen verabredet und lange über den Verein diskutiert. Ich wollte nur Wasser trinken, aber er bestand darauf, einen Gin zu probieren. Und schlussendlich wurde es sehr spät und auch mehr als nur ein Gin (lacht).
Zwei Fragen zum Wochenende
Der Fola-Turbo geriet in Niederkorn etwas ins Stocken. Was wurde nach dem 1:1 angesprochen?
Ich würde nicht sagen, dass wir ins Stocken geraten sind. Vielmehr standen wir einer Mannschaft gegenüber, die viele Entschuldigungen sucht und findet. Sie wurden aufgebaut, um für den Titel mitzuspielen. Sie haben ihr Spiel gemacht … Der Platz war holprig, wir hatten wenig Räume. Wie jedes Mal, wenn wir Punkte liegengelassen haben, war es auf einem schwer bespielbaren Rasen. Stattdessen haben wir zurückbehalten, dass wir uns nach dem Gegentor nicht hängengelassen haben und auf diesen Ausgleichstreffer gedrückt haben.
Ihnen steht das nächste Topspiel bevor. Gibt es im Duell gegen Swift einen Favoriten? Was wird entscheidend?
Es geht um drei Punkte. Das ganze Land weiß aber auch, dass der Sieger dieses Duells aus psychologischem Grund gute Chancen auf den Titel hat. Die Meisterschaft dauert noch sehr lange … Wenn man beide Kader vergleicht, ist Hesperingen Favorit. Aber wir haben die Qualitäten, um sie zu schlagen.
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