Neischmelz / Industriebrache: Das Düdelinger Künstlerkollektiv bereitet sich auf seinen Umzug vor
In den nächsten Jahren wird viel passieren auf den ehemaligen Industriebrachen. Doch momentan ist es noch ruhig, bis auf ein paar Ausnahmen. Dazu gehört auch „DKollektiv“, das mitten in den Vorbereitungen zur Renovierung seiner zukünftigen Bleibe steckt.
Im Januar 2017 ist das Künstlerkollektiv in die „Hall Fondouq“ auf der Industriebrache gezogen, wo in den nächsten Jahren das Ökoviertel „Neischmelz“ entstehen soll. Auch 2020 ist „DKollektiv“ dort weiterhin künstlerisch aktiv. Bereits länger bekannt ist, dass die „Hall Fondouq“ im Zuge der Neugestaltung des ehemaligen Industriegeländes abgerissen werden soll. Doch wohin es dann gehen sollte, war lange nicht klar. „Durch die finanzielle Unterstützung des ,Tiers-lieux culturels’-Projektes ist der Umzug in das andere Gebäude konkret geworden“, sagt Künstler Serge Ecker.
Die „Œuvre nationale de secours Grande-Duchesse Charlotte“ hat den Projektaufruf in Zusammenarbeit mit „Esch 2022“ gestartet. „DKollektiv“ hat im Juni eine positive Antwort erhalten. Jetzt wartet es darauf, dass es offiziell in das Gebäude hineindarf. Dessen Konzept entsteht in Zusammenarbeit mit dem „Service culturel“ der Stadt Düdelingen und stets in Absprache mit dem „Fonds du logement“ und dem „Service des sites et monuments nationaux“.
Eröffnung im Kulturjahr geplant
Die zukünftige Bleibe der Künstler wird aus zwei Teilen bestehen: aus einer Waggonwerkstatt, die in den 1930er Jahren gebaut wurde, und einem Bürogebäude mit Umkleiden, das aus den 1950er Jahren stammt. In der Waggonwerkstatt wurden nur die Wagen repariert, die intern genutzt wurden, wie etwa für den Erz-Transport. Diese befindet sich laut „DKollektiv“-Mitbegründer Misch Feinen in einem ähnlich schlechten Zustand wie die „Hall Fondouq“. Bei den Umkleiden hingegen sieht die Lage besser aus.
Als Eröffnungsdatum peilt das Kollektiv April 2022 an, wohl wissend, dass das Gebäude zu dem Zeitpunkt „ein besserer Rohbau sein wird, der trotzdem funktionieren kann“, wie Feinen es formuliert. Die 750 Quadratmeter große Halle ist für gröbere Arbeiten sowie für Holz- und Metallateliers gedacht, wie momentan die „Hall Fondouq“, während die kleineren Räume etwa für ein Fotolabor, Siebdruck oder für 3D-Druck genutzt werden können. Zusätzlich dazu gibt es genug Platz, um Versammlungen abhalten zu können. Im unteren Teil des Gebäudes bekommen die lokalen Vereine und Vereinigungen, die auf „Neischmelz“ aktiv sind, ihre Meetingräume.
Der erste Anker
2022 ist bekanntlich das Jahr, in dem Luxemburg den Titel der europäischen Kulturhauptstadt innehat. Das Projekt des Kollektivs zusammen mit der Stadt Düdelingen ist, zu zeigen, wie der Weg bis zum Einzug in das Gebäude verlaufen ist. „Wir wollen den Austausch zeigen, den partizipativen Prozess oder auch die Arbeit auf der Baustelle“, sagt Feinen.
Diesen Weg möchten die Künstler zusammen mit jenen gehen, die das zukünftige Gebäude und den Vorplatz mitgestalten wollen oder auch später dort aktiv sein werden: „Es soll kein fertiges Kulturzentrum dahingestellt werden, sondern es soll nach und nach wachsen und entstehen“, sagt Serge Ecker. Schließlich wird das Gebäude der erste Anker in dem Viertel sein, wenn der Rest noch einer Totalbaustelle gleichkommt.
Am vergangenen Samstag fiel der Startschuss für die „re-construction participative“, zu dem bereits viele Neugierige erschienen seien, wie die beiden Künstler erklären. Viele seien zum ersten Mal dabei gewesen, und für all jene, die sich ebenfalls beteiligen möchten, findet nun donnerstags von 18.00 bis 20.00 Uhr eine Art Infopunkt in der „Hall Fondouq“ statt.
Gemeinsam wachsen
Geplant ist, über den Winter Sachen vorzubereiten, die später mitgenommen werden können, wie etwa Hochbeete, in denen Gemüse angepflanzt werden soll, oder Sitzbänke.
Der „Won“, der bisher als mobile Cafeteria diente, wird besser ausgestattet, damit bei zukünftigen Projekten für alle vegetarisch gekocht werden kann. Bei einigen Materialien helfen Unternehmen aus. Für das Handwerkliche wird gerne auf das Know-how der Teilnehmer zurückgegriffen. „Viele Menschen haben ein enormes Wissen, das sie hier weitergeben können“, so Serge Ecker. Auch Misch Feinen ist froh, Menschen dabei zu haben, die zeigen können, wie es richtig geht.
Denn das Hauptresultat soll nachher sein, eine permanente Anlaufstelle zu schaffen, in der Menschen kreativ sein können, ohne kommerzielles Ziel. Zurzeit arbeitet das Kollektiv an einer Charta, in der es seine Werte und Vorstellungen aufschreibt, stets in Kohärenz mit dem lokalen Kontext. „Diese neue Anlaufstelle soll genau wie die Menschen und die Stadt über die Jahre mitwachsen und sich verändern“, so Feinen abschließend.
Sie müssen angemeldet sein um kommentieren zu können.
Melden sie sich an
Registrieren Sie sich kostenlos