Euro-Raum / Inflationsrate geht vor EZB-Sitzung spürbar zurück - auf 8,5 Prozent im Januar
Die Inflationsrate im Euro-Raum ist zu Jahresbeginn stärker als erwartet gefallen. Im Januar kletterten die Verbraucherpreise binnen Jahresfrist um 8,5 Prozent, wie das Statistikamt Eurostat am Mittwoch in einer ersten Schätzung mitteilte. Von Reuters befragte Volkswirte hatten mit 9,0 Prozent gerechnet. In Luxemburg liegt die Preissteigerungsrate weiter deutlich unter dem europäischen Durchschnitt.
Es handelt sich somit um den dritten monatlichen Rückgang der Preissteigerungsrate in Folge. Im Dezember lag die Inflation noch bei 9,2 Prozent und im November bei 10,1 Prozent. Ein Rekord-Höchststand war im Oktober (mit 10,6 Prozent) erreicht worden. Seit Sommer 2021, erst in der Folge der wirtschaftlichen Erholung vom Corona-Stillstand, dann als Folge des russischen Krieges, waren die Preise stetig am Steigen.
Die Energiepreise befeuerten die Inflation auch im Januar, auch wenn der Preisanstieg nicht mehr so stark ausfiel. Energie verteuerte sich binnen Jahresfrist um 17,2 Prozent nach 25,5 Prozent im Dezember. Die Preise für Lebensmittel, Alkohol und Tabak erhöhten sich um 14,1 Prozent nach 13,8 Prozent im Dezember, so Eurostat. Industriegüter ohne Energie verteuerten sich im Januar um 6,9 Prozent. Im Dezember hatte der Zuwachs lediglich bei 6,4 Prozent gelegen. Und Dienstleistungen verteuerten sich zu Jahresbeginn um 4,2 Prozent nach 4,4 Prozent im Dezember.
Mitgeholfen haben, um die Steigerungsrate zu drücken, dürfte auch der Kurs des Euro, der in den letzten Monaten sich wieder von seinen Tiefstständen aus dem Jahr 2022 erholt hat.
„Der Gipfel liegt hinter uns“
Auf dem Weg zu sinkenden Inflationsraten seien die Januar-Daten ein Meilenstein, sagte Chefvolkswirt Alexander Krüger von der Hauck Aufhäuser Lampe Privatbank: „Der Inflationsgipfel liegt hinter uns, es ist nun die Frage, wie schnell die Inflationsrate sinkt.“ Eurostat musste bei den Verbraucherpreisdaten für Deutschland allerdings auf eine eigene Schätzung zurückgreifen, da das Statistische Bundesamt wegen technischer Probleme die Veröffentlichung verschob. „Insofern könnte es bei den endgültigen Werten zu ungewöhnlich hohem Revisionsbedarf kommen“, warnte Helaba-Experte Ralf Umlauf.
In Luxemburg ist die Preissteigerungsrate im Januar laut der europäischen Berechnungsmethode, von 6,2 Prozent im Dezember auf 5,8 Prozent zurückgegangen. Im Juli 2022 lag die Rate noch bei 10,3 Prozent. Seit August liegt die Preissteigerungsrate hierzulande deutlich unter dem europäischen Durchschnitt.
Gilt dabei zu erwähnen, dass die von Eurostat errechnete harmonisierte Inflationsrate (HPCN) nicht die gleiche ist wie die vom Statec errechnete nationale Inflationsrate (IPCN). Letztere belief sich im Dezember auf 5,37 Prozent. Statec geht davon aus, dass sich die Inflationsrate im Jahr 2023 auf 3,4 Prozent belaufen wird. Der Unterschied zwischen der europaweit harmonisierten Inflationsrate und dem IPCN liegt in der unterschiedlichen Gewichtung einiger Waren und Dienstleistungen, beispielsweise in der Kategorie „Hotels, Cafés, Restaurants“, wo die Konsumausgaben von Nichtinländern herausgerechnet werden.
EZB dürfte Zinsen weiter kräftig anheben
Die Europäische Zentralbank (EZB) dürfte die abflauende Inflation vor ihrem Zinsentscheid am morgigen Donnerstag mit Erleichterung aufnehmen. Die Währungshüter um EZB-Chefin Christine Lagarde stehen aber weiter unter Zugzwang, da die Teuerungsrate noch immer weit vom Ziel der EZB von zwei Prozent entfernt ist. Die Entwicklung der Teuerung im Euroraum ist ein zentrales Entscheidungskriterium für die EZB.
Experten gehen davon aus, dass die Währungshüter am Donnerstag die Schlüsselsätze wie zuvor im Dezember um einen halben Prozentpunkt anheben werden. Der an den Finanzmärkten maßgebliche Einlagenzins, den Banken für das Parken überschüssiger Gelder von der Notenbank erhalten, liegt derzeit noch bei 2,0 Prozent.
Zwar fiel der Anstieg der Energiepreise im Januar nicht mehr so massiv aus wie in den Vormonaten, doch die sogenannte Kerninflation, in der die schwankungsanfälligen Energie-, Lebensmittel-, Alkohol- und Tabak-Preise herausgerechnet werden, verharrte auf dem hohen Vormonatswert von 5,2 Prozent.
KfW-Chefvolkswirtin Fritzi Köhler-Geib geht davon aus, dass die von den Währungshütern genau beobachtete Kernrate auch im laufenden Jahr hartnäckig hoch bleiben wird. „Das bewirken verbesserte Konjunkturaussichten, der enge Arbeitsmarkt, hohe Lohnforderungen und ein hoher Anteil europäischer Unternehmen, die mit weiter steigenden Verkaufspreisen rechnen“, so die Expertin. Weitere Zinsschritte der EZB seien damit unerlässlich. Dies sieht auch Commerzbank-Chefökonom Jörg Krämer so: „Es gibt noch keine Entwarnung für die EZB. Sie sollte ihre Leitzinsen weiter zügig anheben.“
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