Energiemärkte / Inflationsschock für 2025? Statec warnt, Wirtschaftsministerium beruhigt
Ein Anstieg des Strompreises von 60 Prozent, 17-prozentige Teuerung beim Gas für 2025. Davor warnt das Statec in seiner jüngsten Inflationsprognose. Energieminister Lex Delles beruhigt: „Entsprechende Maßnahmen werden zu gegebener Zeit dem Regierungsrat vorgelegt.“
2024 nimmt gerade erst Schwung auf, schon bereitet 2025 Kopfzerbrechen. Das nationale Statistikamt Statec hat in seiner Inflationsprognose vom 8. Februar nämlich bereits einen Blick auf die Energiepreise des kommenden Jahres geworfen. Der Strompreis könnte in Luxemburg demnach um 60 (!) Prozent ansteigen, beim Gas wäre es ein Anstieg von immerhin 17 Prozent. Wie aber ist der sprunghafte Anstieg der Energiepreise zum Jahreswechsel zu erklären?
Die Antwort liegt in den Tripartite-Vereinbarungen der vergangenen Jahre. In der Tripartite-Runde im Herbst 2022 wurde eine Deckelung der Energie- und Strompreise für das Jahr 2023 beschlossen. Regierung, Gewerkschafts- und Patronatsvertreter einigten sich demnach unter anderem darauf, dass der Strompreis für das Jahr 2023 für Haushalte mit einem Verbrauch von weniger als 25.000 kW/h in der Höhe von 2022 gedeckelt wird. Zudem wurde beschlossen, dass die Gaspreise für Privathaushalte ab Oktober 2022 bis Dezember 2023 um maximal 15 Prozent ansteigen sollen. Schon im Mai 2022 griff eine bereits vorher beschlossene Regelung, infolge derer die Regierung die Netzkosten der Endverbraucher übernahm.
Der damalige Premier und jetzige Vize-Premierminister Xavier Bettel (DP) berief im März 2023 dann eine dritte Tripartite innerhalb eines Jahres ein. Regierung, Gewerkschafts- und Patronatsvertreter einigten sich auf Schloss Senningen im „Solidaritéitspak 3.0“ unter anderem darauf, dass die Deckelung und Subventionierung der Energiepreise um weitere zwölf Monate – und somit auf das gesamte Jahr 2024 – verlängert werden sollten.
Subventionen laufen aus
Ende des Jahres würden die Energiesubventionen von staatlicher Seite auslaufen und den von Statec prognostizierten Preisschock erklären. Wirtschafts- und Energieminister Lex Delles (DP) gibt aber auf Tageblatt-Anfrage zu verstehen, dass kein Grund zur Panik bestehe. „Im Wirtschaftsministerium wird ein Vorschlag ausgearbeitet, wie die Energiepreise für 2025 abgefedert werden können“, so Delles. Dieser Vorschlag solle dem Regierungsrat dann auch „zu gegebener Zeit“ vorgelegt werden. „Es ist aktuell noch zu früh, um auf die Details dieses Vorschlages, der derzeit noch ausgearbeitet wird, einzugehen.“
Ohne staatliche Hilfen wären die Gaspreise für die Endverbraucher um 34 Prozent teurer für das Jahr 2022, 60 Prozent teurer für 2023 und 29 Prozent teurer für 2024 gewesen. Die hohen Gaspreise hätten dann auch einen entscheidenden Impakt auf die Strompreise gehabt. Die Marktpreise beim Strom wären zu 65 Prozent höher für den Endverbraucher gewesen, wenn die Regierung diesen nicht subventioniert hätte. Solch hohe Strompreise hätten auch die Inflation in Luxemburg weiter getrieben, sodass zwischen März 2022 und dem vierten Quartal 2024 voraussichtlich insgesamt sieben Indextranchen ausgelöst worden wären, wie das Statec ausgerechnet hat.
Gaspreis erholt sich
Ob dieses Szenario eintreten wird, ist jedoch alles andere als gesichert. Gerade bei den Gaspreisen ist über das gesamte vergangene Jahr eine Entspannung der Lage festzustellen. Bei den Verbrauchern hat sich die Preissenkung noch nicht vollends bemerkbar gemacht. Erst im Oktober vergangenen Jahres sind die Preise bei Encevo – aber auch bei Sudgaz – erstmals wieder unter die von der Regierung im Oktober 2022 festgelegte Obergrenze des Gaspreisdeckels von 1,02 Euro pro Kubikmeter Gas gefallen. „Die Preiserwartungen der Märkte sind volatil und so sind die daraus abgeleiteten Prognosen bis 2025 mit Vorsicht zu betrachten“, schränkt das Statec seine Prognosen hinsichtlich des Gaspreises für das kommende Jahr dann auch ein.
Es ist aktuell noch zu früh, um auf die Details dieses Vorschlages, der derzeit noch ausgearbeitet wird, einzugehenWirtschafts- und Energieminister
„Grundsätzlich kommen Preisentwicklungen auf den Großhandelsmärkten bei den Kunden mit Verzögerungen an, da Energieversorger im Voraus beschaffen“, erklärt ein Sprecher des Energiekonzerns Encevo, der über seine Tochterunternehmen Enovos und LEO das Gas für 49,5 Prozent der ans Gasnetz angeschlossenen Privathaushalte in Luxemburg stellt. Wie schnell die Preisentwicklungen bei den Tarifkunden ankommen, hänge davon ab, ob die Beschaffungsstrategien kurz-, mittel- oder langfristig sind. „Das Erdgas, das derzeit verbraucht wird, wurde größtenteils, über die Monate verteilt, in 2022 und 2023 zu den dann gültigen Preisen gekauft.“ Da das Gas hauptsächlich zur Wärmeerzeugung genutzt werde und derzeit ungewöhnlich hohe Temperaturen vorherrschten, könnte das den Preis durchaus beeinflussen und dafür sorgen, dass das Preisniveau 2025 weiter sinke, so ein Sprecher von Encevo. Konjunktiv, denn: Unvorhergesehene Ereignisse wie die Beschädigung oder Zerstörung von Gaspipelines im Verlaufe des Ukraine-Krieges etwa könnten dann auch schnell einen gegensätzlichen Effekt hervorrufen.
Vorhersage unmöglich
Auch deshalb sei es derzeit unmöglich, den Gaspreis für 2025 festzulegen. „Aktuell ist der Preis für das Gas, was Anfang 2025 verbraucht wird, noch nicht bekannt“, antwortet die Kommunikationsabteilung des Energiekonzerns auf Tageblatt-Anfrage. „Dieser Preis kann mit relativer Sicherheit im vierten Quartal dieses Jahres bestimmt werden.“ Neben der Preisentwicklung auf den internationalen Gasmärkten spielen für den Verbraucherendpreis dann auch die Netzkosten, Steuern und mögliche Staatssubventionen, wie sie derzeit noch in Kraft sind, eine Rolle. Denn: Obwohl der Gaspreis mittlerweile unter der 1,02-Euro-Marke liegt, übernimmt der Staat derzeit auch die Netzkosten für den Endverbraucher. Und diese sind seit 2021 von 0,152 Euro pro Kubikmeter Gas auf 0,1987 Euro pro Kubikmeter Gas im Jahr 2023 gestiegen – eine nicht unwesentliche Erhöhung von vier Cent pro Kubikmeter.
Die internationalen Gasmärkte lassen jedoch Hoffnung auf ein Ende der hohen Gaspreise aufkeimen. Waren die Gaspreise im Jahr 2022 infolge des russischen Angriffskrieges auf die Ukraine auf zeitweise über 300 Euro pro Megawattstunde gestiegen, rutschten die Preise laut der Deutschen Presse-Agentur an der Börse in Amsterdam am Montag auf unter 26 Euro je Megawattstunde. Zwar hatte der Konflikt im Nahen Osten die Preise Anfang Oktober noch einmal auf über 50 Euro je Megawattstunde hochsteigen lassen – seitdem aber befinden sich die Preise wieder im Sinkflug. Die Militäroperation im Roten Meer gegen die Huthi-Rebellen habe demnach laut Experten keinen Einfluss auf die Versorgungssicherheit in Europa.
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Ah ja, sie lebe hoch die Elektromobilität, nun ist wahrlich der Zeitpunkt zum Umstieg gekommen…. Ist ist natürlich auch vernünftig in Photovoltanik zu investieren, das Netz kann diese Energie zwar zu den Spitzenzeiten nicht einspeissen, da es für solche Schwankungen nicht ausgelegt ist, aber hey, ist wird mit Staatsgeldern finanziert, es lebe die Verschwendung! Wird auch mal Zeit für höhere Preise und Steuern auf Energie, der dumme Bürger kann es ja tragen! Die Nachwehen der sinnfreien Grünenpolitik!