Luxemburg-Stadt / Infoveranstaltung zu Flüchtlingseinrichtung auf Kirchberg: „Wollen sehen, was hier entsteht“
Ab Mitte Mai sollen Flüchtlinge mit dem Status vom temporärem Schutz in einem aus Container bestehenden Gebäude eine Unterkunft finden – das in Kirchberg im sogenannten „Gebäude T“ des Europäischen Gerichtshofes. Bei einer Informationsveranstaltung am Donnerstagabend konnten die Menschen aus den Vierteln in der Umgebung unter anderem Außenminister Jean Asselborn ihre Fragen dazu stellen und sich in den Räumlichkeiten umsehen.
„Solch eine Situation gab es in Luxemburg noch nie – dass innerhalb kürzester Zeit so viele Menschen hergekommen sind“, stellt Außenminister Jean Asselborn (LSAP) am Donnerstagabend bei einer Infoveranstaltung zu einer „neuen“ Flüchtlingseinrichtung im hauptstädtischen Viertel Kirchberg fest. Rund 5.000 Menschen aus der Ukraine haben in Luxemburg einen Antrag auf vorübergehenden Schutz gestellt, mehr als 3.000 von ihnen haben den Status bisher erhalten.
Ein Teil von ihnen soll nun ab Mitte Mai im sogenannten „Bâtiment T“ in Kirchberg unterkommen – einer aus Containern bestehenden Konstruktion, die jahrelang vom Europäischen Gerichtshof als Büroräume genutzt wurde. Dann stand das Gebäude über ein Jahr lang leer und sollte eigentlich abgerissen werden. Nun aber werden für eine längere Dauer Flüchtlinge dort unterkommen. Platz wird für 1.200 Menschen sein. Unter anderem das erfahren die rund 100 Anwesenden in einer Informationsveranstaltung am Donnerstagabend im T-Gebäude.
Große Hilfsbereitschaft
Eine von ihnen ist die 56-jährige Saskia Goetschalckx aus Reckingen. Sie arbeitet in einer inklusiven Schule rund 600 Meter vom „Bâtiment T“ entfernt und erklärt vor Veranstaltungsbeginn gegen 19 Uhr, warum sie gekommen ist: „Wir wollen sehen, was hier entsteht. Und inwiefern das auch uns betreffen könnte: Eventuell könnten ja Schüler zu uns kommen oder wir könnten gemeinsame Projekte machen.“ Kollegin Célia Petit ergänzt: „Mich interessiert, wie wir dazu beitragen können, dass die Kinder eine schöne Zeit haben.“ Und: „Vielleicht auch, was wir tun können, damit wir gegenseitig unsere Kulturen entdecken“, erklärt die auf Limpertsberg lebende 31-Jährige. Die Fragen der beiden Frauen werden später dann auch zum Teil beantwortet.
Denn wie an diesem Abend zu erfahren ist, werden die im „Bâtiment T“ untergebrachten Kinder bis zum Ende des Schuljahres auch dort unterrichtet. Nach den Sommerferien dann werden die jungen Flüchtlinge in einer neuen Containerstruktur zur Schule gehen, die rund 650 Meter entfernt vom T-Gebäude auf einer Parkfläche der Ausbildungsstätte für Luftfahrt „Eurocontrol“ aufgebaut wird. Ein Mann aus dem Publikum will dann auch wissen, wie es in puncto „Maison relais“ aussieht. Die Antwort: Um die Kleinen wird sich in den Bildungs- und Betreuungseinrichtungen (SEA) der internationalen Schulen gekümmert. Daraufhin erklärt der etwas ältere Fragensteller, dass die Menschen aus dem Viertel auch bereit dazu seien, bei der Betreuung zu helfen.
Angesicht des wohl begrenzten Zeitrahmens werden im Laufe des Abends lediglich vier Fragen aus dem Publikum beantwortet. Zeugen diese vor allem von Hilfsbereitschaft und Solidarität, werden aber auch kritische Stimmen laut. Eine Frau mit schwarzer Basecap stellt sich als seit zwölf Jahren in Luxemburg lebende Amerikanerin vor, die sich als Teil der Gemeinschaft fühle. Sie spricht die Verschiebung des Index an und richtet sich dann an den Außenminister: „Die Regierung fordert die Menschen dazu auf, großzügig zu sein, ist es aber selbst mit den eigenen Bürgern nicht.“
Kritische Anmerkungen
In dem Raum ertönt Gemurmel, denn viele Anwesenden scheinen mit der Aussage der Frau nicht einverstanden zu sein. Sie will wissen, wie die Regierung für die angekündigte Unterstützung aufkommen will. Ein leicht angespannt wirkender Jean Asselborn antwortet, dass der Index bei dieser Frage keine Rolle spielt und „Luxemburg nicht zu den ärmsten Ländern auf der Welt“ zähle. Man müsse den Menschen helfen – falsch sei, hier nur auf das Geld zu achten. Beantwortet wird die eigentliche Frage der Frau allerdings nicht so wirklich.
Danach ergreift der im Publikum sitzende Präsident der Vereinigung „LUkraine“, Nicolas Zharov, das Wort und lobt die allgemeine Solidarität. Er fragt aber auch nach der finanziellen Unterstützung von staatlicher Seite für die Haushalte, die Flüchtlinge aus der Ukraine bei sich zu Hause aufnehmen. „Die Solidarität muss in diesen Fällen beiderseitig sein“, so der Appell von Nicolas Zharov an die Regierung. Der Außenminister fasst daraufhin zusammen, welche finanzielle Unterstützung Menschen mit dem Status vom temporären Schutz zusteht. Und erklärt weiter, dass man an der Entscheidung festhalte, dass die Gastfamilien selbst keine finanzielle Hilfe vom Staat bekommen. Kopfschüttelnd nimmt Nicolas Zharov das zur Kenntnis.
Zufriedener wirkt da nach Ende der etwa 75-minütigen Infoveranstaltung die in Kirchberg lebende Sandra Manderscheid. „Es war interessant, vom Außenminister Informationen zu bekommen – sozusagen aus erster Hand“, erklärt die 49-Jährige und bezieht sich damit auf die Aussagen von Jean Asselborn, der zuvor unter anderem von Gesprächen mit Vertretern anderer Länder berichtete und mit den Leuten im Publikum seine Einschätzung zum Krieg teilte. Tatsächlich hat man den Anwesenden während der gesamten Versammlung angesehen, dass sie aufmerksam und konzentriert zuhörten.
Schnelle Instandsetzung
Die 49-jährige Sandra Manderscheid hat es am Donnerstagabend aber noch aus einem anderen Grund ins „Bâtiment T“ gezogen: „Ich kenne das Gebäude, seitdem es als Provisorium errichtet wurde und ich wollte wissen, was jetzt hier passiert.“ Und dazu hat sie dann auch die Möglichkeit, denn auf die Informationsveranstaltung folgt eine Besichtigung der bereits eingerichteten Räumlichkeiten. In der ersten Etage stehen nun rund 150 weiße Stockbetten bereit, die Mehrheit davon in Zimmern mit je drei Betten. An manchen Wänden sind Flecken zu sehen, denn Zeit zum Streichen blieb nicht.
Der Fokus lag nämlich in der ersten Renovierungsphase auf anderen Dinge. So stellt Sandra Manderscheid bei der Besichtigung eines Sanitärraums fest: „Das ist alles ‚fuschnei‘“, um dann mit Blick auf die Gemeinschaftsduschen zu ergänzen: „Und doch ist man am liebsten zu Hause im eigenen Badezimmer.“ Und da hin, auf den Weg nach Hause, machen sich dann auch die meisten Anrainerinnen und Anrainer. Nachdem sie sich in dem Gebäude umgesehen haben, das schon bald – zumindest vorübergehend – ein Zufluchtsort für andere Menschen werden wird.
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Flüchtlingen … an den ‘Éischt Welt’ Probleem Index
Do geet eng intelligenz gebremsten Fra am Publikum duer datt ee beim Liesen ongleeweg de Kapp rëselt!
Déi zweet Geleeënheet fir de Kapp ze rëselen hat ech dunn beim Liesen vum Här Zharov sénge Fuerderungen.
Ech hunn séng Fuerderung no Zensur vu Konscht nach nët verdaut