Denkmalschutz / Initiative kämpft für die Erhaltung alter Bauernhäuser in Luxemburg
Der Wohnungsmangel in Luxemburg hat längst die Dörfer erreicht. Immer mehr alte Bauernhäuser weichen modernen Residenzen, die den Charme zerstören. Das gefällt vielen nicht. Der Widerstand der Bürgerinitiative in Kehlen zeigt exemplarisch den Kampf gegen die Windmühlen der politischen Instanzen.
Wie es aussieht, wenn die Bagger ungehindert wüten, zeigt sich in Keispelt in der gleichnamigen Straße. Auf der einen Seite stehen renovierte Bauernhäuser, auf der anderen Seite moderne Residenzen. Quadratisch, praktisch, gut. Das gleiche Schicksal fürchtet die „Biergerinitiativ Gemeng Kielen” für einen alten Hof im Nachbarort.
„Éimaischen” und „Péckvillchen” machen Nospelt im ganzen Land berühmt. Gleich zwei Museen, das Töpfereimuseum und das „Musée archéologique“, erinnern an das Patrimonium des Dorfes, das wenige Meter weiter zerstört wird. Die Bagger in der rue d’Olm Nummer 8 sind nicht zu übersehen. Mal wieder sind sie angerollt und schaffen Platz, um aller Voraussicht nach den Charme des Dorfes zu verstümmeln.
Meistens ist es so, lehrt die Erfahrung. „Wir verstehen diesen Umgang mit alter Bausubstanz nicht“, sagt Tania Simon (41) von der „Biergerinitiativ Gemeng Kielen“. 2017 gründet sich die Gruppe und läuft seitdem Sturm gegen den Raubbau. Das, was in Nospelt geschieht, ist nur eines von vielen Beispielen aus den letzten Jahren. Der „Haff A Géirens“ findet sich schon auf Katasterplänen vom Jahr 1806. Die Gruppe ist nicht die Erste, die das Problem erkannt hat.
Mit neuem PAG steigt die Hoffnung
Schon der Vorgänger „Eist Duerf soll liewen“ kämpft für die Erhaltung der Dörfer, hat aber 2017 praktisch resigniert. Angesichts der unaufhaltsamen Zerstörungswut bleibt nur noch Fatalismus. Die Bürgerinitiative geht mit neuem Elan an die Sache. Die Zeit ist günstig: Alle Gemeinden arbeiten an einem neuen Gesamtbebauungsplan (PAG) und schreiben ihre Zukunft fest. Als der neue für Kehlen 2019 fertig ist, reklamiert die Gruppe.
Die Gemeinde im Kanton Capellen hat sechs Ortsteile plus abgelegene Weiler und ist wegen ihres ländlichen Charmes und der Nähe zur Hauptstadt beliebt. Zusammen mit den Einwänden gegen den kommunalen Entwurf reicht die Bürgerinitiative eine Liste mit schützenswerten Gebäuden ein. „Niemand ist gegen neuen Wohnraum“, sagt Leni Bonifas (38). „Aber müssen es dann gleich viel zu große und zu hoch gebaute Residenzen sein?“
Wie Simon ist die Geschichtslehrerin Gründungsmitglied der Bürgerinitiative. In einem Brief vom Februar dieses Jahres an die Gemeinde macht sie im Namen ihrer Mitstreiter darauf aufmerksam, dass der Hof im neuen PAG quasi geschützt ist. Darin steht: „(…) Die Sanierung dieser Gebäude ist dem Neubau vorzuziehen.“ Das ist aber nicht alles. Die Bürgerinitiative fordert in dem Schreiben Schutz für die kleine Kapelle an der Straße, die zum Ensemble gehört.
Sie sei als „kleines zu schützendes Erbe“ im neuen PAG verankert. Das Gleiche fordern sie für das angrenzende, zum Hof gehörende Biotop im Sinne des Artenschutzes. Doch Briefe an die für den Denkmalschutz zuständige Ministerin Sam Tanson („déi gréng“) und Innenministerin Taina Bofferding (LSAP) bleiben folgenlos. Ende Oktober schafft die Gemeinde Fakten. Sie erteilt die Abrissgenehmigung.
Briefe an Gemeinde und Ministerien bleiben folgenlos
Wieder schreibt die Bürgerinitiative die gewählten Repräsentanten im Gemeinderat an. Nichts passiert, außer dass die Bagger anrollen. Was an der Stelle des Hofes gebaut werden soll, bleibt nebulös. „Wir waren beim ‚Service technique’ der Gemeinde“, sagt Simon. „Sie konnten uns keine Pläne zeigen.“ Eine allgemeingültige, nationale Vorschrift, um Bausünden zu vermeiden, gibt es nicht.
Wer verkauft, erzielt in der Regel einen hohen Preis. Bauherren zahlen bereitwillig Unsummen, um an das Gelände zu kommen, Denkmalschutz oder Dorfcharakter spielen für die Neubauten keine Rolle. Sie müssen das investierte Geld einspielen. Mindestens. Dem steht gegenüber, dass viele Luxemburger nach alten Bauernhäusern suchen. Ungehindert gelingen kann dieses Gebaren nur, weil es keine national gültige Vorschrift gibt, es einzudämmen.
Zwar wird immer mal wieder im Parlament darüber debattiert, wie zuletzt aufgrund der Petition Nummer 1638. Konsequenzen hatte weder die Petition noch die öffentliche Anhörung. Im Gegenteil: Die Abgeordneten zeigen überwiegend Verständnis für das Anliegen. Es ist schließlich auch ihr Land. Trotzdem üben sie sich im Spiel auf Zeit. Staat und Gemeinden schieben sich gegenseitig die Verantwortung zu.
„Luxemburg under destruction“
Das ist mehr oder weniger wortwörtlich bei der Facebook-Gruppe „Luxemburg under destruction” mit über 2.000 Mitgliedern nachzulesen. Co-Petitionärin Karin Waringo, Denkmalpflegerin, hatte die Präsidentin der Kulturkommission, Djuna Bernard, angeschrieben. In ihrer Antwort vom 12. November zeigt sich die Grünen-Politikerin „fest davon überzeugt, dass in Zukunft viel mehr Wert darauf gelegt werden muss, die kommunalen Entscheidungsträger über die Bedeutung dieses Teils ihrer Verantwortung aufzuklären und sie davon zu überzeugen“.
Außerdem fehle ein umfassendes nationales Gebäuderegister, um der Forderung der Petionäre nachzukommen, alle Gebäude von vor 1955 pauschal zu schützen. Bezüglich des „Kulturerbefonds”, wie ihn die Petitionäre vorschlagen, weist sie auf die existierenden „bedeutenden staatlichen Subventionen zur Restaurierung alter Gebäude“ hin. Sie erwähnt außerdem eine im Gesetzesentwurf zum Denkmalschutz enthaltene „Sicherheitsnetz“-Bestimmung.
Sie stellt nach Bernards Aussagen sicher, „dass bis zur Fertigstellung der kommunalen Inventare des national relevanten architektonischen Erbes kein Gebäude, das auf kommunaler Ebene geschützt ist, ohne ministerielle Genehmigung zerstört werden darf“. Für „A Géirens“ gilt das offensichtlich nicht.
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Wie ich schon des Öfteren erwähnte versucht unsere Regierung aus dem schönen kleinen Ländchen eine Enklave für besser verdienende zu machen, dabei ist ihnen das eigene Volk egal und ob dabei Historische Gebäude abgerissen werden müsse interessiert auch keinen, die Gier nach Geld ist so groß das man den Verstand ausschaltet, dabei haben wir kein Bankgeheimnis mehr und Steuerlich sieht es auch nicht mehr so interessant aus da wir uns ja den europäischen Normen anpassen.
Vielleicht bekommen wir dann ja auch eine Formel 1 Piste, das war ja schon mal im Gespräch, soweit ich zurück denken kann war das irgendwo zwischen dem Titelberg ( Niedercorn ) und Petange.
Es wird Zeit für einen Regierungswechsel bevor alle am Trump Koller ( Größrenwahn ) leiden.
Eine längst fällige und begrüssenswerte Initiative! Dieser Grössenwahn muss endlich gestoppt werden oder lernen wir nichts aus der Pandemie?