Editorial / Inklusion durch den Sport: ein weiterer Schritt der Solidarität
Mit dem Ausbruch des Ukraine-Krieges ging auch schnell eine erstaunliche Solidarität durch die internationale Sportwelt. Bei der Mehrheit der Weltverbände greifen inzwischen weitreichende Sanktionen. Mannschaften, Athleten und Offizielle aus Russland und Belarus sind in den vergangenen Tagen auf internationalem Sportparkett somit kaum noch zu sehen gewesen. Für so manchen Sportfan scheinen diese Maßnahmen nicht unbedingt fair zu sein, immerhin haben sich auch viele russische Sportler, wie etwa die Biathletin Larisa Kuklina, in den letzten beiden Wochen gegen den Krieg in der Ukraine ausgesprochen. Sie ist, anders als die Tennisspieler Daniil Medwedew und Andrej Rubljow, die ebenfalls deutliche Statements setzten, derzeit international nicht erwünscht.
Doch allein der Turnweltcup in Doha hat gezeigt, warum ein Ausschluss im Endeffekt absolut Sinn ergibt. Die Aktion des jungen russischen Turners Ivan Kuliak, der auf seinem Outfit die nicht mehr zugelassene Flagge seines Landes mit dem Buchstaben „Z“ – dem inzwischen prominenten russischen Symbol für den Krieg in der Ukraine – überklebt hatte, fand weltweit Aufmerksamkeit. Eine umso größere Provokation, da auf dem Podest neben ihm ausgerechnet der Ukrainer Illia Kovtun stand, der den Wettkampf am Barren gewonnen hatte. Bogenschützin Mariya Shkolna, gebürtige Ukrainerin, die seit einigen Jahren für Luxemburg antritt und auch im Elite-Kader des COSL vertreten ist, fragte sich vor zwei Wochen im Tageblatt-Gespräch noch, wie man jemandem fair die Hand schütteln soll, wenn dieser sich für den Krieg ausspricht, einen sogar als Nazi beschimpft. Sie selbst hatte in diesen Tagen Nachrichten von russischen Athleten bekommen, die den Krieg rechtfertigten und ihr die inzwischen bekannte Propaganda an den Kopf warfen.
Es ist eine Gefühlslage, in die sich kaum einer in Luxemburg richtig hineinversetzen kann. Denn wer musste schon einmal um Angehörige in einem Kriegsgebiet bangen? Doch auch in der nationalen Sportwelt gab es in den letzten zwei Wochen viele Solidaritätsbekundungen: von T-Shirts mit der Aufschrift „No War“ über ukrainische Fahnen in den Zuschauerrängen bis hin zu diversen Spendenaktionen. Nun dürfte auf den Sport in den kommenden Wochen und Monaten eine weitere wichtige Rolle zukommen. Denn gerade der Sport kann wie kaum ein anderer gesellschaftlicher Zweig einen wichtigen Teil zur Inklusion beitragen und Sprachbarrieren überwinden.
Bei der Hälfte der inzwischen drei Millionen geflüchteten Ukrainer soll es sich um Kinder und Jugendliche handeln. Inzwischen sind bereits zwischen 700 und 800 schulpflichtige Kinder in Luxemburg angekommen. Kinder, die plötzlich aus ihrer gewohnten Umgebung, ihren Schulen, ihren Sportvereinen gerissen wurden. Kinder, die zu einem großen Teil ihre Väter zurücklassen mussten. Kinder, die schreckliche Bilder in ihrem Kopf haben, die sie noch lange begleiten werden. Bei der Traumabewältigung wird auch der Sport eine zentrale Rolle spielen. So bemüht sich die Vizepräsidentin des ukrainischen Verbandes der Rhythmischen Sportgymnastik derzeit, Vereine zu finden, die bereit sind, junge Turnerinnen und Turner aufzunehmen, damit diese wenigstens ihren Sport weiter betreiben können. Inzwischen haben sich 800 Klubs aus der ganzen Welt bei ihr gemeldet. Es bleibt zu hoffen, dass ebenfalls viele luxemburgische Vereine – nach zwei auch für sie sehr komplizierten Corona-Jahren – den einen oder anderen Platz finden, um den Flüchtlingskindern ein wenig Normalität zurückzugeben. Es wäre ein weiterer Schritt der Solidarität.
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Ich dachte hier in Luxemburg wäre Inklusion das gemeinsame Streben nach Geld und das Predigen von Zusammenhalt bei gleichzeitiger kostenintensiver Erimitierung.