Menschen mit Down-Syndrom / Inklusive Arbeitsplätze: 2021 eröffnet das Restaurant „ConceptT21“ in Beles
„Trisomie21 asbl“ erfüllt sich im kommenden Jahr einen Traum und eröffnet ein ganz besonderes Restaurant. Im leerstehenden Lokal des Seniorenheimes „Op der Waassertrap“ in Beles werden dann Menschen mit Down-Syndrom hinter dem Herd stehen und in der Bedienung arbeiten. Dabei geht es vor allem darum, Berührungsängste abzuschaffen.
Seit zwei Jahren planen Martine Eischen und ihr Team von „Trisomie21 asbl“ nun schon das Restaurant, das 2021 endlich seine Türen öffnen soll. Wenn die Präsidentin von dem Vorhaben spricht, sprudelt es nur so aus ihr heraus. Es ist ihr Herzensprojekt, daran besteht kein Zweifel. Die Vereinigung war frustriert über die Situation von Menschen mit Down-Syndrom auf dem Arbeitsmarkt hier in Luxemburg: „Die Wartelisten der ‚ateliers protégés’ sind sehr lang. Und dass Menschen mit einer Trisomie die Chance erhalten, in herkömmlichen Betrieben unterzukommen, ist sehr selten. Sie bleiben meistens unsichtbar“, sagt Eischen.
Dabei haben Menschen mit Down-Syndrom ganz besondere, soziale Kompetenzen, die der Gesellschaft nicht weiter vorenthalten werden sollen. Durch ihre Art werde eine ganz besondere und offene Atmosphäre geschaffen. „Sie sind außerordentlich empathisch und heißen andere sehr warmherzig willkommen“, sagt die Präsidentin, deren Tochter Catalina selbst mit dem Down-Syndrom lebt.
Besondere Atmosphäre
Und wo sind Gastfreundschaft und ein warmherziger Empfang besser aufgehoben als in einem Restaurant? Anstatt sich also weiterhin über die Arbeitssituation aufzuregen, beschließt „Trisomie21 asbl“, selbst etwas dagegen zu tun. Besuche in mehreren Restaurants in Holland und Frankreich bestärken die Arbeitsgruppe in ihrem Beschluss. Besonders das Restaurant „Le Reflet“ in Nantes, das bereits Wochen im Voraus ausgebucht ist, hat es dem Team angetan: „Wir wurden noch in keinem Restaurant so unglaublich toll empfangen wie dort.“
Für die Umsetzung hat sich die Vereinigung mit Christophe Diederich, Jérôme Bigard und Marc Fusening von „Concept+Partners“ zusammengetan. Die Restaurantbetreiber leiten über zehn Lokale in ganz Luxemburg und greifen „Trisomie21 asbl“ mit geballter Kompetenz unter die Arme. Sie beraten die Vereinigung und haben dabei geholfen, einen Business-Plan aufzustellen – deshalb auch der Name des Restaurants: „ConceptT21“. Dabei ist es kein Zufall, dass „Concept+Partners“ sich für das Projekt interessiert hat. Zwei von den dreien haben selbst einen Angehörigen oder Bekannten, der mit Trisomie21 lebt.
Raffinierte Küche
Was die Küche angeht, wird der Luxemburger Koch Joël Schaeffer die Asbl beraten. Da seine Tochter selbst mit Trisomie21 lebt, war Schaeffer sofort begeistert von dem Projekt. Die Karte von „ConceptT21“ wird die raffinierte Handschrift des Kochs tragen, gleichzeitig wird es aber auch eine Herausforderung sein, feine Gerichte zu schaffen, die dennoch einfach genug sind, um von Menschen mit einem Handicap zubereitet werden zu können.
Seit kurzem steht jetzt zudem fest, wo das besondere Restaurant unterkommen soll. „Das Lokal im Seniorenheim ‚Op der Waassertrap’ in Beles ist ideal“, sagt Martine Eischen. Lage, Größe und Umgebung könnten kaum besser sein. Zudem habe die Vereinigung bereits gute Erfahrungen mit der Zusammenarbeit mit der Gemeinde Sanem gemacht, deren Bürgermeisterin, Simone Asselborn-Bintz, begeistert von dem Projekt sei. Die Nähe zum Seniorenheim bietet eine ganze Reihe Vorteile: „Es entsteht automatisch ein Austausch zwischen unserem Personal und den älteren Menschen“, sagt Martine Eischen. Das Ganze sei sozusagen ein intergenerationelles Projekt.
Synergien mit Altenheim
Neben dem „Menu à la carte“ soll es auch ein Tagesgericht geben und nachmittags werden Kaffee und Kuchen serviert. Auch selbstgemachtes Eis soll auf der Karte seinen Platz finden. Schon in der Einarbeitungsphase, die voraussichtlich zwischen Januar und März stattfinden soll, werden die Bewohner neben Freunden und Verwandten der Vereinigung als Testesser fungieren. „Das Lokal verfügt über eine moderne und schalldichte Kegelbahn, die wir zusammen mit den Senioren nutzen wollen“, sagt Martine Eischen. Zu Beginn sollen drei Menschen mit Handicap im Restaurant arbeiten – irgendwann sollen es dann bis zu zwölf sein. Dabei sind die Arbeitsplätze nicht nur für Personen mit dem Down-Syndrom reserviert, Letztere sind es aber, die hauptsächlich vertreten sein sollen. „Eben wegen ihrer besonderen Art, die wir den Gästen näherbringen wollen“, erklärt Eischen.
Wenn einer Liebeskummer hat, weint das ganze RestaurantPräsidentin der „Trisomie21 asbl“, über die Empathie von Menschen mit Down-Syndrom
Die Charakterzüge von Menschen mit Down-Syndrom führen auch dazu, dass in dem Lokal „Op der Waassertrap“ noch ein paar Änderungen vorgenommen werden müssen. Denn sie seien dermaßen empathisch, dass eine traurige Situation schnell im Chaos enden könnte: „Wenn einer Liebeskummer hat, weint das ganze Restaurant“, sagt die Präsidentin und lacht. Deshalb müsse unbedingt ein „Chill-Raum“ geschaffen werden, in den sich das Personal zurückziehen kann. Erzieher, die fest eingestellt werden, sollen im Notfall in der Küche und bei der Bedienung einspringen können. „Es ist wichtig, dass unsere Gäste sich künftig auf das Personal einlassen und Zeit und Verständnis mitbringen“, sagt Martine Eischen.
Im Januar, wenn die Testphase anläuft, sollen die ersten Menschen mit Down-Syndrom bei „ConceptT21“ eingestellt werden. Ihnen wird angeboten, zuerst ein Praktikum im Restaurant zu absolvieren, um zu entscheiden, ob die Arbeit ihnen Spaß macht. „Für die offizielle Eröffnung peilen wir dann den 21. März 2021 – den Welt-Down-Syndrom-Tag – an.“
Crowdfunding
„Maach dech op d’Socken“ heißt es im August für all jene, die die Entstehung des Restaurants „ConceptT21“ unterstützen wollen. Vicky Schiltz und Carol Mousel, beide Erzieherinnen bei „Trisomie21 asbl“, haben sich die Crowdfunding-Aktion ausgedacht. „Wir wollten die Menschen auf das Restaurant aufmerksam machen und Spenden sammeln“, sagt Vicky Schiltz. Dabei sollte die aktuelle Lage berücksichtigt und die Aktion den Sicherheitsmaßnahmen angepasst werden. Weil Sommer ist und Wandern und Fahrradfahren gerade hoch im Kurs stehen, kamen Schiltz und Mousel auf die Idee zu „Maach dech op d’Socken“.
Vom 1. bis zum 31. August 2020 können Unterstützer Kilometer sammeln – egal, ob zu Fuß oder auf dem Rad. Davor müssen sie sich einen Sponsor suchen, der sie entweder pro Kilometer oder mit einem Pauschalbetrag unterstützt. Anschließend können sie auf www.trisomie21.lu einen Sponsorenzettel ausdrucken und ausfüllen und sich auf die Socken machen. Diesen Zettel geben sie im September bei „Trisomie21 asbl“ ab. Der Name der Aktion geht übrigens auf den Welt-Down-Syndrom-Tag zurück, an dem dazu aufgefordert wird, zwei verschiedene Socken zu tragen, um auf Trisomie21 aufmerksam zu machen.
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