Armee / Israel setzt Angriffe auf Norden des Gazastreifens fort - Tausende fliehen
Am dritten Tag in Folge hat das israelische Militär nach eigenen Angaben den Norden des Gazastreifens verstärkt unter Beschuss genommen.
Die Armee habe ihren Einsatz in der Gegend von Schudschaija fortgesetzt, einem Vorort der Stadt Gaza, hieß es am Samstag in einer Erklärung. Bei Gefechten „über und unter der Erde“ sei eine „große Anzahl“ von islamistischen Kämpfern getötet worden.
Laut einem Journalisten der Nachrichtenagentur AFP waren in dem Gebiet anhaltende Explosionen zu hören. Israel hatte am Freitag erklärt, mit „gezielten Luftangriffen“ gegen Hamas-Kämpfer in der Gegend von Schudschaija vorzugehen. Die Hamas und der bewaffnete Flügel der militanten Palästinensergruppe Islamischer Dschihad gaben ebenfalls an, dort zu kämpfen.
Nach Angaben der UN-Hilfsorganisation Ocha wurden in der vergangenen Woche etwa 60.000 bis 80.000 Palästinenser aus dem Gebiet im Norden des Gazastreifens vertrieben. Auf AFP-Bilden vom Samstag war zu sehen, wie Männer Habseligkeiten auf einem Eselskarren transportieren. Einige Menschen werden in Rollstühlen geschoben, während Kinder mit Rucksäcken an Trümmern vorbeigehen.
Er sei „wegen der Bombardierung durch israelische Flugzeuge, Panzer und Drohnen“ mit seiner Familie aus Schudschaija geflohen, sagte der 30-jährige Mohammed Harara AFP. „Wir konnten nichts aus dem Haus mitnehmen. Wir haben die Lebensmittel, das Mehl, die Konserven, die Matratzen und die Decken zurückgelassen.“
Bereits mehr als acht Monate
Auch aus anderen Gebieten im Gazastreifen wurden am Samstag Angriffe gemeldet. Die von der Hamas kontrollierte Zivilschutzbehörde gab an, dass nach einem israelischen Angriff im Zentrum des Palästinensergebiets vier Leichen aus einer Wohnung geborgen worden seien. Augenzeugen berichteten zudem von Toten und Verletzten nach einem Angriff in der Gegend der südlichen Stadt Rafah.
Der Krieg im Gazastreifen hält nun seit mittlerweile mehr als acht Monaten an. Ausgelöst worden war er durch einen beispiellosen Angriff von Kämpfern der Hamas und anderer militanter Palästinensergruppen am 7. Oktober auf Israel. Dabei waren nach israelischen Angaben 1.194 Menschen getötet und 251 als Geiseln in den Gazastreifen verschleppt worden. 116 befinden sich nach wie vor in der Gewalt der Hamas, 41 von ihnen sind laut der israelischen Armee bereits tot. Israel geht seither massiv militärisch im Gazastreifen vor. Nach Angaben des von der Hamas kontrollierten Gesundheitsministeriums vom Samstag, die sich nicht unabhängig überprüfen lassen, wurden dabei bislang mehr als 37.800 Menschen getötet.
Bereits vor Monaten hatte die israelische Armee die Hamas-Kommandostruktur im Norden des Gazastreifens für zerschlagen erklärt. Die erneuten Kämpfe in dem Gebiet folgten auf Äußerungen des israelischen Regierungschefs Benjamin Netanjahu vom vergangenen Sonntag, wonach die „intensive Phase“ des Krieges nach fast neun Monaten zu Ende gehe. (AFP)
Iran droht Israel mit „vernichtendem Krieg“ bei Angriff auf den Libanon
Der Iran hat Israel vor einer massiven Gegenreaktion im Falle eines Angriffs auf den Libanon gewarnt. Israels Drohungen vor einer großangelegten Offensive im Nachbarland seien Teil einer „psychologischen Kriegsführung“, schrieb die iranische Mission bei den Vereinten Nationen in New York am Samstag im Kurzbotschaftendienst X. Sollte es eine „umfassende militärische Aggression“ von Seiten Israels auf den Libanon geben, werde es zu einem „vernichtenden Krieg“ kommen. „Alle Optionen, einschließlich der vollständigen Einbeziehung aller Mitglieder der Achse des Widerstands, liegen auf dem Tisch“, hieß es weiter. In der sogenannten Achse des Widerstands versammelt der Iran seine regionalen Verbündeten. Dazu gehören neben der radikalislamischen Hamas auch die Hisbollah-Miliz im Libanon sowie die Huthi-Rebellen im Jemen.
Die vom Iran unterstützte und mit der Hamas verbündete Hisbollah-Miliz kontrolliert das Gebiet im Libanon gleich hinter der Nordgrenze Israels und greift den Norden Israels seit dem Beginn des Krieges im Gazastreifen am 7. Oktober verstärkt mit Raketen und Drohnen an. Israel reagiert auf den Beschuss mit Angriffen auf Hisbollah-Stellungen im Südlibanon. In den vergangenen Monaten hatten sich sowohl die Situation in dem Grenzgebiet als auch der Ton auf beiden Seiten verschärft. Das israelische Militär erklärte, die Pläne für eine Offensive im Libanon seien „genehmigt und bestätigt“. Die Hisbollah drohte daraufhin, in einem Konflikt werde kein Teil Israels verschont bleiben. Israels Verteidigungsminister Joav Gallant beteuerte in der vergangenen Woche zwar, sein Land wolle keinen Krieg mit der Hisbollah. Die israelische Armee sei aber in der Lage, den Libanon „in die Steinzeit zurückzuversetzen“, drohte er zugleich. (AFP)
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