WHO / Israel stimmt „humanitären Pausen“ für Polio-Impfungen im Gazastreifen zu
Israel stimmt nach Angaben der Weltgesundheitsorganisation (WHO) „humanitären Pausen“ für Polio-Impfungen im Gazastreifen zu.
Nach Rücksprache mit den israelischen Behörden werde die Impfkampagne „am 1. September für drei Tage im Zentrum des Gazastreifens beginnen“, sagte der WHO-Vertreter für die Palästinensergebiete, Rik Peeperkorn, am Donnerstag vor Journalisten. Es werde „jeden Tag mehrere Stunden lang eine humanitäre Pause“ geben.
Die israelischen Behörden bestätigten die WHO-Angaben. Wie ein israelischer Behördenvertreter mitteilte, stimmte Israel einer Reihe von „humanitären Pausen“ von jeweils drei Tagen im zentralen, südlichen und nördlichen Gazastreifen zu, damit die Kampagne zur Impfung von Kindern gegen Polio am Sonntag beginnen könne. Zuvor hatte die WHO auf humanitäre Feuerpausen gedrungen, um rund 640.000 Kindern unter zehn Jahren ab Ende August den Polio-Impfstoff Typ 2 verabreichen zu können.
Im Juli war das Virus nach palästinensischen und israelischen Angaben in Abwasserproben in der südlichen Stadt Chan Junis sowie im Zentrum des Gazastreifens nachgewiesen worden. Anfang August hatte die WHO dann angekündigt, mehr als eine Million Polio-Impfstoffdosen in den Gazastreifen zu schicken. Eine erste Lieferung gelangte nach Angaben israelischer Behörden vor drei Tagen in den Gazastreifen.
Die Krankheit Poliomyelitis – der medizinische Begriff für Kinderlähmung – wird durch ein akut ansteckendes Virus ausgelöst, welches das Rückenmark angreift und bei Kindern irreversible Lähmungen verursachen kann. Es gibt zwar keine Heilmittel gegen Polio, aber die Impfung verhindert die Ausbreitung.
Kampfhandlungen gehen weiter
Das israelische Militär ist derweil den zweiten Tag infolge im Westjordanland gegen palästinensische Kämpfer vorgegangen und hat dabei nach eigenen Angaben fünf Menschen getötet. Unter ihnen war nach Angaben der Palästinensergruppe Islamischer Dschihad vom Donnerstag auch ein örtlicher Befehlshaber der Organisation.
„Nach einem Feuergefecht schalteten die Einsatzkräfte fünf Terroristen aus, die sich in einer Moschee versteckt hatten“, erklärte die israelische Armee am Donnerstag. Demnach fand der Einsatz am Morgen in einem Flüchtlingslager in der Stadt Tulkarem statt. Der Islamische Dschihad teilte mit, Mohammed Dschaber, bekannt als Abu Schudschaa, Kommandeur der Al-Kuds-Brigaden im Flüchtlingslager Nur Schams in Tulkarem, sei „zusammen mit mehreren Brüdern seiner Brigade“ nach Kämpfen gegen israelische Soldaten gestorben. Die Al-Kuds-Brigaden sind der bewaffnete Arm des mit der radikalislamischen Hamas verbündeten Islamischen Dschihads.
Am Mittwoch hatte das israelische Militär eigenen Angaben zufolge bei dem Einsatz zur „Terrorismusbekämpfung“ neun Kämpfer bei gleichzeitig stattfindenden Razzien in Tulkarem, Dschenin, Tubas und den dortigen Flüchtlingslagern getötet. Das palästinensische Gesundheitsministerium berichtete seinerseits von 15 Toten seit Beginn des israelischen Militäreinsatzes.
Nach Angaben von Journalisten der Nachrichtenagentur AFP konzentrierten sich die israelischen Einsätze am Donnerstag auf die Städte Dschenin und Tulkarem. Dagegen zogen sich die israelischen Streitkräfte Augenzeugenberichten zufolge aus dem Lager al-Faraa in Tubas zurück. Dort waren am Mittwoch mehrere Palästinenser getötet worden. Die Organisation Palestinian Prisoners‘ Club teilte mit, mindestens 45 Menschen seien seit Beginn des Militäreinsatzes festgenommen worden. UN-Generalsekretär Antonio Guterres forderte im Onlinedienst X eine „sofortige Einstellung“ des israelischen Großeinsatzes.
Auch im Gazastreifen ging die israelische Armee am Donnerstag nach eigenen Angaben weiter gegen palästinensische Kämpfer vor. Bei Häuserkämpfen und Luftangriffen seien „dutzende“ Kämpfer „eliminiert“ worden, hieß es. Ein getöteter Kämpfer in der Gegend von Chan Junis sei am Überfall der radikalislamischen Hamas auf Israel vom 7. Oktober beteiligt gewesen.
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