Zehntausende in Quarantäne / Italien sperrt wegen Coronavirus Gemeinden ab
Wegen der hohen Infektionsgefahr hat die italienische Regierung per Dekret das Betreten oder Verlassen einer Reihe von Gemeinden südwestlich von Mailand untersagt. Im Norden des Landes wird der öffentliche Verkehr eingeschränkt. Schulen und Universitäten bleiben geschlossen, Veranstaltungen und Sportereignisse wurden abgesagt. Premier Conte betonte, dass die Reisefreizügigkeit nach dem Schengen-Abkommen bislang nicht beeinträchtigt werde.
Die Zahlen der mit dem Coronavirus Infizierten in Italien steigen sprunghaft an: Waren es am Sonntagmorgen noch unter hundert, so meldeten die Gesundheitsdienste des Landes zu Mittag eine Zahl von 132 Fällen, davon allein 89 in der Lombardei. Bislang sind zwei Todesopfer zu beklagen: ein 78-jähriger Mann in Venetien sowie eine Frau aus der Lombardei. Im zweiten Falle erklärten die Mediziner allerdings, dass die Patientin zwar positiv auf das Virus getestet wurde, die eigentliche Todesursache jedoch noch zu klären sei.
Wir überlegen, auch das Militär zur Durchsetzung der Sicherheitszonen einzusetzenItaliens Regierungschef
Für die Regierung Giuseppe Contes indes sind die Nachrichten alarmierend genug, um drastische Maßnahmen zu ergreifen: Über elf Gemeinden im Umland zwischen Lodi und Piacenza wurde per Dekret ein Ausgangsverbot verhängt – niemand darf die Orte verlassen oder von außen betreten. Etwa 50.000 Menschen sind von der zeitweisen Quarantäne betroffen. Überwacht wird die Maßnahme von den Sicherheitsorganen. „Wir überlegen ferner, auch das Militär zur Durchsetzung der Sicherheitszonen einzusetzen“, erklärte Conte und betonte, dass Zuwiderhandlungen gegen die angeordneten Maßnahmen strafrechtlich verfolgt würden.
Darüber hinaus werden die Bürger des Landes aufgefordert, Großveranstaltungen, soziale Treffpunkte sowie Plätze, an denen normalerweise viele Menschen zusammentreffen wie Flughäfen und Bahnhöfe, zu meiden. Vier Sonntagsspiele der Fußball-Seria-A wurden vorsorglich abgesagt. Wie Premier Conte erklärte, bestehe derzeit noch keine Absicht, die Grenzen zu Italien zu schließen, die Reisefreiheit des Schengen-Abkommens bleibe vorerst uneingeschränkt.
Karneval in Venedig gefährdet
Zwei Infektionsfälle meldet Venedig. Der Gouverneur der Region, Luca Zaia, sagte daher am Sonntag die letzten beiden Tage des traditionsreichen Karnevals in Venedig ab. Montag und Dienstag finden keine Veranstaltungen mehr statt. Eine Entscheidung, die ernsthafte Folgen für den Tourismus in der Lagunenstadt haben dürfte. Bereits jetzt verzeichnen Hoteliers wegen des Hochwassers des vergangenen Novembers vielzählige Stornos und einen allgemeinen Buchungsrückgang.
Dies betrifft derzeit auch den gesamten italienischen Norden: In den Regionen Lombardei, Piemont und Venetien werden öffentliche Veranstaltungen wie Konzerte und Theatervorstellungen abgesagt. Museen und Ausstellungen bleiben geschlossen, ebenso die Schulen und Universitäten in der kommenden Woche. Wie der Chef des Zivilschutzes, Angelo Borelli, betonte, werde man in ständiger Zusammenarbeit mit der Regierung eine Ausweitung der Maßnahmen anordnen, sollten die Infektionszahlen weiter so ansteigen. Eine entsprechende Sonderkommission ist in Rom ins Leben gerufen worden.
Regionen im Süden bislang nicht betroffen
Nach Angaben der Protezione civile sind bislang die fünf Regionen Lombardei, Piemont, Venetien, Emilia Romagna und Latium von Infektionen betroffen. Aus dem italienischen Süden sind noch keine Infektionsfälle gemeldet worden, ebenso nicht aus der Toskana. Letzteres verwundert die Experten, denn gerade hier lebt in Prato die größte chinesische Kommune außerhalb des Mutterlandes: 25.000 Chinesen wohnen und arbeiten in der Nachbarstadt von Florenz, allein hier wurden 2.500 Rückkehrer aus China erwartet, die zum Neujahrsfest in die Heimat geflogen waren. Bei den Fällen im Norden ließen sich – ähnlich wie bei den Infizierten bei München – eine Verbindung zu chinesischen Geschäftspartnern nachweisen. Längst ist das Reich der Mitte tief in die italienische Wirtschaft integriert.
Die Gesundheitsbehörden der Toskana hatten im Industriegebiet Osmannoro (Florenz) ein Diagnose-Ambulatorium eingerichtet, dessen Betrieb jedoch nach Protesten von Arbeitern aus umliegenden Firmen nicht aufgenommen wurde. Doch bislang nimmt die Bevölkerung die Maßnahmen von Regierung und Gesundheitsbehörden mit Ruhe und Besonnenheit hin. In der Hoffnung, die Krise gehe bald vorüber und beschädige nicht die Tourismussaison dieses Sommers.
Neuartiges Coronavirus: Weitere Entwicklungen
In Japan ist mittlerweile der dritte Passagier des unter Quarantäne stehenden Kreuzfahrtschiffes „Diamond Princess“ gestorben. Das berichtet der japanische Fernsehsender NHK unter Berufung auf das Gesundheitsministerium. Es handele sich um einen etwa 80-jährigen Mann. Die „Diamond Princess“ liegt im Hafen von Yokohama.
Im Iran sind bislang acht Menschen infolge des Coronavirus gestorben. Das teilt das Gesundheitsministerium in Teheran mit. Die Zahl der Infizierten sei auf 43 gestiegen.
In Südkorea steigt die Zahl der Infizierten auf 602. Die Gesundheitsbehörden melden 46 weitere Ansteckungsfälle und den insgesamt fünften Todesfall infolge einer Infektion mit dem Coronavirus. Präsident Moon Jae-in kündigt an, der Krankheitsalarm im Land werde auf die höchste Stufe angehoben.
Die Zahl der Virus-Erkrankungen in China ist nach Angaben der Behörden am Sonntag um 648 angestiegen. Am Samstag hatte es 397 neue Fälle gegeben. Damit liegt die Zahl der Erkrankten nun bei 76.936. Die Zahl der Toten steigt um 97, nach 109 am Samstag. Insgesamt sind bislang 2.442 Menschen an den Virus-Folgen gestorben.
- „Die Zeit des Festivals ist immer eine spezielle Zeit“: Eindrücke vom Auftakt-Wochenende - 26. Januar 2025.
- „Es ist meine Pflicht, aufzuklären“: Schüler treffen Shoah-Überlebenden Simon Gronowski - 26. Januar 2025.
- Nach Ablauf von Frist: 15 Tote und dutzende Verletzte durch israelischen Beschuss - 26. Januar 2025.
Sie müssen angemeldet sein um kommentieren zu können.
Melden sie sich an
Registrieren Sie sich kostenlos