/ Japan gibt grünes Licht, um menschliche Organe in Nagern zu züchten
Ein Forscher aus Japan hat von seiner Regierung die Erlaubnis erhalten, Tiere zu züchten, die menschliche Zellen in sich tragen. Das Experiment ist gleichsam wegweisend wie umstritten.
Eine Organspende kann Leben retten. Die Betroffenen sind allerdings darauf angewiesen, dass ein Spender mit einem passenden Organ unter den richtigen Umständen stirbt. Nach dem Hirntod können die anderen Organe künstlich am Leben erhalten werden (um sie für die Organspende zu nutzen). Nach einem Herzstillstand werden die anderen Organe in der Regel schnell geschädigt. Nur in Ausnahmefällen könnten dann Organe zur Transplantation entnommen werden.
Nicht nur deshalb sind Spenderorgane Mangelware. Denn obwohl in Luxemburg jeder, der sich nicht explizit dagegen ausspricht, automatisch Spender ist, herrscht oft Unsicherheit. 82 Prozent der Menschen äußern sich zwar sehr positiv über Organspenden. Das ergab eine Studie, die das Gesundheitsministerium und die Vereinigung Luxembourg Transplant im letzten Jahr gemeinsam vorgestellt haben.
Das Gesetz vom 25. November 1982 sieht allerdings auch vor, dass die Ärzte vor einer Organentnahme zuerst sicherstellen müssen, ob sich die Verstorbenen nicht dagegen ausgesprochen haben. In der Regel werden die Angehörigen um ihre Einwilligung gebeten. Tatsächlich lehnen in der Praxis 40 bis 50 Prozent der Angehörigen eine Organentnahme bei einem verstorbenen Familienmitglied ab.
Maßgeschneiderte Organe
Eine Möglichkeit, wie man dem Mangel an Organen beikommen könnte, wäre es, maßgeschneiderte Organe für Patienten zu züchten. Der Biologe Hiromitsu Nakauchi, Professor an der Stanford University School of Medicine und an der Universität von Tokio, will in diese Richtung forschen, allerdings auf eine Art und Weise, die umstritten ist. Sein Ziel ist es, maßgeschneiderte Organe für Menschen in Tieren, zum Beispiel in Schafen, Schweinen oder Ratten, heranzuzüchten.
Ein Komitee des zuständigen Ministeriums für Bildung, Kultur, Sport, Wissenschaft und Technologie hat am 24. Juli einem Antrag der Universität von Tokio stattgegeben und damit den Weg für Nakauchis Projekt freigemacht, das zum Ziel hat, menschliche Bauchspeicheldrüsen in Nagetieren zu züchten. Dazu sollen menschliche Stammzellen in die Tiere verpflanzt werden, berichtet die japanische Zeitung The Asahi Shimbun.
Vorerst keine Erlaubnis für Forschung
In einem Interview, das Nakauchi für die Internetseite seiner Uni in Stanford gab, zeigte er sich im letzten Jahr noch sehr frustriert. Er erhielt für seine Forschung keine Erlaubnis. Das Vorgehen gilt in vielen Ländern als unethisch oder ist gar komplett verboten. „Wenn wir menschliche Organe in Tieren züchten können, können wir vielen, vielen Menschen helfen“, sagte der Forscher in dem Interview. „Wir erwarten nicht, sofort menschliche Organe herstellen zu können, aber dies erlaubt uns, mit unserer Forschung, basierend auf den Erkenntnissen, die wir bislang gemacht haben, voranzuschreiten.“
Solche Experimente waren bis vor Kurzem auch in Japan verboten. Anfang dieses Jahres hat das Land seine Regeln gelockert und eine Leitlinie in Kraft gesetzt, die Forscher dazu verpflichtet, Vorsichtsmaßnahmen zu ergreifen, die verhindern, dass ein Lebewesen geschaffen wird, das teils Mensch, teils ein anderes Tier ist.
Ein solches Szenario verweist Nakauchi in den Bereich der Science-Fiction. Die Zahl der menschlichen Zellen, die in einem Schaf heranwachsen sollen, sei in Relation extrem klein. „Auf diesem Niveau wird nie ein Tier mit einem menschlichen Gesicht geboren werden“, so Nakauchi laut The Asahi Shimbun.
Kritik nicht nur in Japan
Das Experiment hat allerdings auch Kritiker. Der Wissenschaftler Jiro Nudeshima, der einer Gruppe vorsteht, die sich auf ethische Fragen in den Biowissenschaften spezialisiert hat, gibt The Asahi Shimbun zufolge zu bedenken, dass Experimente an Mäusen und Ratten nicht zu Ergebnissen führen werden, die für den Menschen von Nutzen sind, weil die so gezüchteten Organe zu klein sein werden und sie sich sehr von der menschlichen Anatomie unterscheiden. Es sei sowohl aus ethischer Sicht wie aus Sicherheitsbedenken heraus problematisch, noch wandelbare menschliche Stammzellen in befruchtete Eizellen von Mäusen und Ratten zu pflanzen. Durch die Vermischung könnten Körperteile der Tiere zu Chimären werden.
Mit einem „Passport de vie“ in der Brieftasche zeigt man in Luxemburg seine Bereitschaft, Organe zu spenden
Nicht nur in Japan wird das Experiment kritisiert. In Deutschland etwa spricht der SPD-Gesundheitsexperte Karl Lauterbach von einem klaren „ethischen Megaverstoß“. Er fordert eine bessere Regelung der Organspende und eine präventive Organpflege. In Deutschland tobt gerade eine hitzige Diskussion um die Organspende. Anders als in Luxemburg ist dort nur Organspender, wer sich explizit dafür ausspricht – zum Beispiel mittels Organspendeausweis oder einer Patientenverfügung.
Wo ist die rote Linie?
Der Vorsitzende des Deutschen Ethikrats, Peter Dabrock von der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg, zeigte sich in einem Spiegel-Online-Interview weniger schockiert über die Berichte aus Japan: „Das Besondere an den dabei entstehenden Lebewesen ist, dass sie zwar Zellen von Tier und Mensch enthalten, diese sich aber nicht vermischen. Eine rote Linie zieht der Ethikrat erst bei Tier-Mensch-Hybriden.“
Dabrock gibt zu bedenken, dass die Grenze zwischen Mensch und Tier vielleicht schon längst überschritten ist: „Wir pflanzen Bakterien menschliche Gene ein, um Insulin herzustellen. Wäre das verboten, hätten Diabetiker ein großes Problem. Auch das Verpflanzen einer Schweineherzklappe in einen menschlichen Körper überschreitet Artgrenzen. So viel Ehrlichkeit muss sein, wenn wir über diese Dinge sprechen.“
Außerdem weist er darauf hin, dass die Versuche das Ziel haben, die Organknappheit zu bekämpfen. Menschen, die den japanischen Forscher und seine Versuche ablehnen, müssten sich selbst zuerst drei Fragen stellen: „Bin ich bereit, Organe zu spenden? Esse ich Fleisch? Und nutze ich Medikamente, die nur dank Tierversuchen entwickelt werden konnten?“
De Mensch kann net eiweg lie’wen.
Eemol ass seng Zeit komm fir de leffel oofzeginn an Aeddi ze so’en !
De Mensch soll obhaalen Frankenstein ze spillen !
Daat geet eng kei’er schief !