Indopazifik / Japan soll Teil der Aukus-Gruppe werden
Die Aukus-Partner Australien, USA und Großbritannien erwägen die Einbindung Japans in einige der Militärprojekte der Allianz. Spekuliert wurde darüber seit Langem – nun bestätigten die drei Länder die Gerüchte in einer formellen Erklärung. China reagierte mit „tiefster Besorgnis“.
Chinas forsches Auftreten in der Indopazifik-Region gab vor fast drei Jahren den Anstoß für die sogenannte Aukus-Allianz, deren Name sich aus den englischen Abkürzungen der drei beteiligten Länder Australien, Großbritannien und USA (AUS, UK und USA) zusammensetzt.
Der Sicherheitspakt, den die Partner Ende 2021 schlossen, soll Stärke gegenüber China zeigen – genauso wie etliche militärische Entscheidungen der vergangenen Jahre. Darunter sind beispielsweise, atomwaffenfähige US-amerikanische B-52-Bomber im Norden Australiens zu stationieren oder ein US-amerikanisches Kriegsschiff im Hafen von Sydney in den aktiven Dienst zu stellen.
Die westlichen Partner reagieren damit darauf, dass China seit Jahren enorm aufrüstet: So verfügt die Volksrepublik inzwischen über die größte Marine der Welt und die Flotte wächst stetig weiter. Experten gehen davon aus, dass sie bis 2030 aus 450 Schiffen und 110 U-Booten bestehen wird. Außerdem plant Peking anscheinend, sein Arsenal an Atomsprengköpfen bis 2030 auf über 1.000 zu verdoppeln. Gleichzeitig tritt China im Südchinesischen Meer zunehmend aggressiv auf und fängt Flugzeuge und Schiffe ab. Hervé Lemahieu, Forschungsdirektor bei der australischen Denkfabrik Lowy Institute, bezeichnete die Reaktion des Westens in einem früheren Interview deswegen bereits als „Teil einer verstärkten Abschreckungsagenda“. Die amerikanisch-australische Agenda habe einen einzigen Zweck, nämlich China davon abzuhalten, „den Status quo in der Region gewaltsam zu verändern“.
Marineübung im Südchinesischen Meer geplant
Auch die nun geplante Einbindung Japans in die Allianz dürfte so interpretiert werden. Ganz überraschend ist sie nicht: Alle drei Länder arbeiteten auch bisher schon bei strategischen und militärischen Themen eng mit Japan zusammen. Beispielsweise halten sie gemeinsame Militärübungen ab – wie die sogenannte Exercise Yama Sakura im vergangenen Dezember. Am Wochenende kündigten Australien, die USA, Japan und die Philippinen zudem an, angesichts wachsender Spannungen erste gemeinsame Marineübungen im Südchinesischen Meer abhalten zu wollen.
Von Anfang an war zudem klar, dass der Aukus-Deal aus zwei Säulen besteht: „Säule I“ des Abkommens, an dem Japan nicht beteiligt sein wird, ist ein Plan, Australien in der Zukunft mit Atom-U-Booten auszurüsten. In „Säule II“ wollen die Partner dagegen Technologien teilen und gemeinsam militärische Fähigkeiten entwickeln und bereitstellen. In diesem Bereich ist die Einbindung weiterer Partner erwünscht. „Wir sind zuversichtlich, dass die Einbeziehung gleichgesinnter Partner in die Arbeit von Säule II dieses Ziel nur stärken wird“, hieß es dann auch in der gemeinsamen Erklärung der Verteidigungsminister Richard Marles (Australien), Lloyd Austin (USA) und Grant Shapps (Großbritannien). Erwähnt wurden Japans ohnehin schon engen bilateralen Verteidigungspartnerschaften mit allen drei Ländern sowie seine „Stärken“, ohne näher auf diese einzugehen. US-Präsident Joe Biden wird den japanischen Ministerpräsidenten Fumio Kishida zudem am Mittwoch in Washington empfangen. Ein möglicher Aukus-Beitritt Japans wird dabei sicherlich Gegenstand der Gespräche sein. Ob eine Einbindung Japans auch die Tür für weitere Partner öffnen wird – spekuliert wurde bereits über Neuseeland und auch Kanada – ist bisher allerdings noch unklar.
„Japan sollte aus den historischen Lehren lernen“
China reagierte schnell auf die Ankündigung. Auf der Plattform X schrieb eine Regierungssprecherin, man sei „zutiefst besorgt“ darüber, dass die USA, Großbritannien und Australien Signale für eine Aukus-Expansion sendeten. „Wir sind gegen Ausgrenzungsgruppierungen und Blockkonfrontationen.“ Das chinesische Außenministerium warnte zudem, dass ein solcher Schritt „das Wettrüsten in der indopazifischen Region verstärken und den Frieden und die Stabilität in der Region stören“ würde, wie die South China Morning Post berichtete. „Insbesondere Japan sollte aus den historischen Lehren lernen und bei der militärischen Sicherheit Vorsicht walten lassen“, hieß es.
Elena Collinson, eine China-Expertin am Australia-China Relations Institute der University of Technology Sydney, zeigte sich von der chinesischen Rhetorik jedoch relativ unbeeindruckt. Ihrer Meinung nach „dient die geplante Einbeziehung Japans in die zweite Säule von Aukus dazu, die ohnehin schon tiefen Strukturen der Allianz und der regionalen Partnerschaften noch klarer zu definieren“. Unabhängig davon, ob es sich um „JAUKUS“ (Aukus plus Japan) handele oder nicht, sei die Zusammenarbeit der Aukus-Partner mit Japan bei fortschrittlicher Militärtechnologie bereits im Gange. Die sei eine Tatsache, „der sich Peking mehr als bewusst ist“. Zwar vertiefe eine Aufnahme Japans in die zweite Säule von Aukus diese Zusammenarbeit und versehe sie mit einer Symbolik, die Peking verärgern würde, doch Peking verstehe „die strategische Realität der sich vertiefenden Umarmung zwischen Tokio, Washington und Canberra“ seit Langem bereits.
Säule II: Hochentwickelte Technologien
Wie diese zweite Säule des Aukus-Abkommens, bei der es um hochentwickelte Technologien geht, konkret aussehen wird, wurde im Dezember öffentlich gemacht. Damals wurde beispielsweise bekannt, dass die Partner eine neue Methode testen, um chinesische U-Boote besser verfolgen zu können. Dank künstlicher Intelligenz (KI) sollen die normal schwierig zu entdeckenden U-Boote aufgespürt werden können. In einer gemeinsamen Erklärung hieß es, KI-Technologie werde unter anderem in P-8A Poseidon-Flugzeugen eingesetzt, um Informationen von sogenannten Sonobojen zu verarbeiten, um so „Fähigkeiten zur U-Boot-Kriegsführung“ zu verbessern.
Die im Wasser schwimmenden Sonobojen können Unterwasserdaten erkennen, sammeln und übertragen. KI-Algorithmen und maschinelles Lernen kommen zudem bei Themen wie dem Truppenschutz, der Präzisionszielerfassung sowie bei Überwachung und Aufklärung zum Einsatz. Im Rahmen der Partnerschaft wollen die Länder aber auch maritime Daten austauschen und verarbeiten, die Cybersicherheit verbessern und einen jährlichen Wettbewerb starten, der sich auf Technologien der elektronischen Kriegsführung konzentriert.
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