Seit 1904 / „Jedem offen, der gerne fotografiert“: Der Fotoclub Diddeleng feiert 120. Jubiläum
1904 als „Photo-Amateur Düdelingen“ gegründet, hat der „Fotoclub Diddeleng“ zahlreiche Veränderungen erlebt, um sich auch heute noch als offenes Forum für alle Fotografie-Begeisterten zu präsentieren. Doch was macht ihn so besonders? Ein Blick hinter die Kulissen.
Die Kunst der Fotografie wird oft als eine einsame Leidenschaft betrachtet. „Fotografie ist eigentlich eine individuelle Aktivität. Es ist etwas Persönliches, man ist allein mit seiner Kamera. Dafür braucht man eigentlich keine anderen Menschen. Doch ein Club kann dazu beitragen, Neues zu lernen, sich gegenseitig zu motivieren und sich auszutauschen“, erklärt Sana Murad, Komitee-Mitglied des Fotoclub Diddeleng.
Ich bin seit etwa 1998 im Fotoclub aktiv. Als mein Vater 2017 sagte, dass der Club aufgelöst werden sollte, hielt ich das für einen großen Verlust. Schließlich ist es der älteste Club im Land.langjähriges Vereinsmitglied
Die Wurzeln des Fotoclubs reichen bis ins Jahr 1904 zurück, als eine Gruppe von Fotografie-Enthusiasten den „Photo-Amateur Düdelingen“ ins Leben rief. Seither hat der Verein zahlreiche Transformationen durchlaufen, ehe von 2004 bis 2016 eine inaktive Phase folgte. „Vielleicht war es ein Fehler, sich nicht genug auf die digitale Fotografie zu konzentrieren und zu sehr an traditionellen Methoden festzuhalten. Dadurch kamen keine jungen Leute mehr in den Club“, gibt Lucien Sturm, damaliges und heutiges Mitglied, zu. Als eine mögliche Auflösung zur Sprache kam, meldete sich sein Sohn Laurent Sturm zu Wort: „Ich bin seit etwa 1998 im Fotoclub aktiv. Als mein Vater 2017 sagte, dass der Club aufgelöst werden sollte, hielt ich das für einen großen Verlust. Schließlich ist es der älteste Club im Land.“
Laurent Sturm beschloss, den Club mit kleinen Zielen wiederzubeleben. Gemeinsam mit Lex Kleren, Mike Zenari, Marc Lazzarini, Dario Cieol und seinem Bruder Christian Sturm rief er verschiedene Initiativen ins Leben und brachte vor allem dank den sozialen Medien neue Mitglieder und somit frischen Wind ein.
So zum Beispiel Sana Murad, die in der Hauptstadt lebt. „Ich war vorher schon in einem Fotokollektiv und vermisste diese Gemeinschaft. Nachdem ich an ein paar Events und Ausstellungen des Fotoclubs teilgenommen hatte, trat ich 2019 dem Komitee bei.“
„Obsession? Eine Leidenschaft!“
Auch Marie Sauerhöfer stieß 2018 durch Zufall zum Fotoclub. „Bevor Sana und ich im Komitee waren, bestand er nur aus Männern. Als Dario Cieol, der erste Präsident der neuen Generation, im Jahr 2020 seine Präsidentschaft aufgab, wurde ich zur ersten Präsidentin in der Geschichte des Clubs ernannt.“
Marie Sauerhöfer weiß noch genau, wie ihre Leidenschaft für die Fotografie begann: „Ich bekam meine erste (Analog-)Kamera zu Weihnachten, als ich acht Jahre alt war, und seitdem habe ich immer eine Kamera dabei gehabt – ob im Urlaub, mit Freunden, bei Familienfeiern oder auf Reisen.“
Sana Murad teilt diese tiefe Verbindung: „Meine Mutter würde sagen, es ist eine Obsession. Ich sage, es ist eine Leidenschaft. Für mich ist es wichtig, dass Fotografie nicht nur eine leere Ästhetik ist.“ Für sie ist es ein Mittel, die Welt zu dokumentieren und vielfältige Sichtweisen zu verstehen. „Mich interessiert, wie Menschen die Welt sehen, und dies festzuhalten und zu dokumentieren, ist für mich von großer Bedeutung.“
Meine erste Kamera bekam ich zur Kommunion im Jahr 1966. Damals konnte ich nicht viele Fotos machen, weil Filme teuer waren und ich nicht viel Taschengeld hatte.befasst sich seit dem Renteneintritt näher mit der Fotografie
Auch Bernard Mathey-Vandivinit hat durch den Fotoclub eine neue kreative Beschäftigung im Ruhestand gefunden. „Meine erste Kamera bekam ich zur Kommunion im Jahr 1966. Damals konnte ich nicht viele Fotos machen, weil Filme teuer waren und ich nicht viel Taschengeld hatte. Als ich zu arbeiten begann, hatte ich zwar mehr Geld, aber andere Prioritäten, als meine Kinder zur Welt kamen. 2012 kündigte ich dann meinen Job und verbrachte ein Jahr im Wohnwagen, wo ich wieder begann, Fotos zu machen. Seitdem bin ich der Fotografie treu geblieben.“
Für viele Mitglieder ist die Fotografie jedoch weit mehr als ein Hobby. Laurent Sturm berichtet von seinem eigenen Weg: „Fotografie hat mich seit über zwanzig Jahren als Hobby begleitet und in den letzten Jahren habe ich mich intensiver damit beschäftigt. Und seit vergangenem September bin ich nun professionell als selbstständiger Fotograf unterwegs.“
Von Anfängern bis hin zu professionellen Fotografen ist also jeder herzlich willkommen. „Der Fotoclub steht jedem offen, der gerne fotografiert. Dafür muss man keine teure Ausrüstung haben. Es geht darum, einfach Spaß am Fotografieren zu haben, ob mit der Kamera oder dem Handy“, erklärt Sana Murad.
Analogfotografie und Schwarz-Weiß-Filme
Ab 2020 hat sich der Fotoclub der partizipativen kulturellen Initiative VEWA angeschlossen. Murad erklärt: „Für Workshops ist das VEWA unglaublich wertvoll, weil wir nun ein gut ausgestattetes Fotolabor haben und auch mit anderen Künstlern in Austausch treten können. Der Standort auf dem Gelände der ehemaligen ,Schmelz‘ ist zudem sehr beeindruckend.“ Regelmäßige Treffen, sogenannte „Permanences“, bieten Mitgliedern und Interessierten die Möglichkeit zum ungezwungenen Austausch.
Der Club hat zudem auf den aktuellen Trend hin zur Analogfotografie reagiert und Workshops zur Entwicklung von Schwarz-Weiß-Filmen angeboten. „Die Menschen sind oft der digitalen Fotografie überdrüssig. Analogfotografie ist eine ganz andere Beziehung zur Fotografie und erfordert mehr Präsenz und Achtsamkeit“, sagt Sana Murad.
Seit vergangenem Jahr organisiert der Fotoclub thematische Abende, bei denen verschiedene Facetten der Fotografie vorgestellt werden. „Letztes Jahr hatten wir eine ,Soirée‘ über Fotojournalismus mit eingeladenen Journalisten und dieses Jahr war ein Street-Kollektiv zu Gast“, berichtet Murad. Besonders beliebt sind auch die regelmäßigen Fotowalks, Fototalks oder zum Beispiel auch der Fotomarkt, bei dem Besucher Fotos und Secondhand-Material kaufen konnten. Zum 120. Jubiläum findet eine große Ausstellung vom 29. Juni bis zum 21. Juli im „Centre d’art Nei Liicht“ in Düdelingen statt.
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