Quality of Work Index / Jeder dritte Arbeitnehmer psychisch gefährdet
Seit 2012 erstellt die Salariatskammer in Zusammenarbeit mit der Universität Luxemburg den Quality of Work Index (QWI), ein Instrument, mit dem das Wohlbefinden der Arbeitnehmer am Arbeitsplatz mit demoskopischen Mitteln gemessen wird. Die am Mittwoch präsentierte Auflage 2020 steht im Zeichen der Pandemie.
Corona wirkt sich recht dramatisch auf die Arbeitnehmer aus. So stellten die Autoren des QWI u.a. fest, dass etwa ein Drittel aller Beschäftigten durch Depression oder andere psychische Erkrankungen gefährdet ist. Die Erhebung, durch die diese dramatischen Zahlen sichtbar wurden, geschah dabei (repräsentativ) in den Monaten Juni bis September, also nicht während einer Phase mit stark einschränkenden Maßnahmen gegen die Pandemie und noch vor der zweiten Welle. Es darf aber angenommen werden, dass sich die Situation während der folgenden vier Monate noch verschlimmerte.
Wie David Büchel (CSL), Prof. Dr. Georges Steffgen (Uni.lu), CSL-Präsidentin Nora Back und CSL-Vizepräsident Jean-Claude Reding in Präsenz von Direktor Sylvain Hoffmann darlegten, sank der globale Qualitätsindex der Arbeit während der Pandemie auf seinen bisherigen Tiefpunkt (53,5 Punkte). Das Empfinden der Arbeitsqualität sank besonders stark bei jungen Menschen unter 24 Jahren, bei Installations- und Maschinensteuerern und in sogenannten elementaren Berufen. Jene, die zu Hause arbeiten konnten, verspürten diese Entwicklung weitaus weniger stark als Menschen, die keine Möglichkeit auf Homeoffice hatten.
Bei der Entwicklung diverser Kriterien, die einen positiven Effekt auf die persönliche Empfindung der Arbeit haben können, gab es im Corona-Jahr 2020 nur Rückschritte zu verzeichnen. Weniger Autonomie, weniger Mitentscheidung, weniger Zusammenarbeit, weniger Weiterbildung, weniger Rückmeldungen und weniger Zufriedenheit über die Entlohnung stellte die QWI-Studie fest. Die Arbeitnehmer waren weniger motiviert und auch weniger zufrieden mit ihrem Job. Dafür stiegen die Konflikte zwischen Arbeit und Privatleben, die Burn-out-Zahlen nahmen ebenso wie physische Gesundheitsprobleme zu. Die Probleme mit der Vereinbarkeit von Beruf und Privatleben wurden dabei von Frauen stärker empfunden als von Männern, Arbeitnehmer mit Kindern hatten mehr Probleme als andere, Job und Privates unter einen Hut zu bekommen.
Ein Viertel fürchtet Ansteckung im Job
Die Hälfte der Befragten gab an, dass die Pandemie ihre berufliche Situation stark beeinflusste, die andere Hälfte verspürte dies nicht so. Eine große Auswirkung auf den Job verspürten besonders Personen, die sich um Kinder kümmern müssen, Beschäftigte des Gesundheitswesens und aus Sozialberufen sowie Industriearbeiter und Menschen im Homeoffice.
Angst vor einer Ansteckung während der beruflichen Tätigkeit hat etwa ein Viertel der Arbeitnehmer (Frauen mehr als Männer und junge Menschen mehr als ältere). Bei Verkäufern und Menschen, die in engem Kontakt zu Kunden stehen, besteht diese Angst stärker als bei solchen, die andere Berufe ausüben. Die Möglichkeit, sich auf der Arbeit vor dem Virus zu schützen, wird allgemein als gut angesehen; allerdings geben nur 53 Prozent an, dass sie die Zwei-Meter-Abstandsregel immer einhalten können.
Während der Erhebungsperiode gaben 52 Prozent der Befragten an, zu Hause zu arbeiten, davon 33 Prozent regelmäßig; für 57 Prozent war dies eine Premiere. 2017 lag die Quote der Heimarbeiter bei 21 Prozent. Menschen im Homeoffice gaben dabei an, durchschnittlich 43,5 Stunden pro Woche zu arbeiten, während die anderen eine durchschnittliche Wochenarbeitszeit von 42,9 Stunden erreichten.
Längere Arbeitszeiten im Homeoffice
Die physische Belastung der Heimarbeit wird als geringer empfunden, dafür werden die mentale Belastung, die Arbeit unter Zeitdruck, die emotionale Belastung und die potenziellen Konflikte mit dem Privatleben bei dieser Form der Arbeit höher eingeschätzt als bei der klassischen Beschäftigung in der Firma, was zu einem höheren Wohlbefinden beim Job zu Hause führt. Eine Kehrseite des Homeoffice besteht allerdings in der zunehmenden Erreichbarkeitsdauer für den Arbeitgeber. Trotzdem wollen acht von zehn Befragten auch nach der Krise verstärkt von zu Hause aus arbeiten, nur einer von fünf Arbeitnehmern ist gegen diese Arbeitsform.
Parallel zur Abnahme des Wohlbefindens während der Arbeit entwickelt sich das Risiko für Depressionen. Inzwischen riskiert jeder dritte Arbeitnehmer, an einer Depression zu erkranken; jeder zehnte zeigt starke Anzeichen der psychischen Erkrankung. Das Risiko ist größer bei Frauen als bei Männern und am stärksten in den Alterskategorien 16 bis 24 Jahre, 55 Jahre und mehr sowie bei Alleinlebenden entwickelt.
Schlussfolgernd stellen die Autoren fest, dass die Pandemie der Arbeitswelt zwei Gesichter entlockt: Die Menschen, die durch Telearbeit zwar mehr Stress, dafür aber ansonsten wenige Einschränkungen haben, stehen jenen gegenüber, deren Arbeitsalltag gefährlicher und anstrengender geworden ist. Die Studie warnt eindringlich vor den psychischen Auswirkungen der aktuellen Virus-Welle und regt einen schnellen Ausbau der psychosozialen Angebote an. Die Universität Luxemburg hat bereits reagiert und ihr internes Psychologenteam von einem auf vier Mitarbeiter ausgebaut.
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Die Gesellschaft ist unheilbar krank auch ohne Corona! Die Richtung stimmt nicht, zum Umkehren ist es zu spät!
Dieses politisches und gewerkschaftliches Herumgelaaber
ist immer dasselbe, müssen,sollen,werden,hätten usw.
aber Nägel mit Köpfen machen,da sind sie leider unkompetent,
zuerst ihre Privilegien,dann kommt dreimal nix mehr.