Düdelingen / „Jeder hat kleine Baustellen im Leben“: Psychologisches Therapiehaus eröffnet bald
Zwei Frauen setzen ihre Vision eines Therapiehauses in die Tat um: Im Düdelinger Viertel Ribeschpont wird sich das „JuMa“ mit Burnout-Prävention und Traumabewältigung für Geflüchtete beschäftigen sowie psychologische Hilfe für Menschen anbieten, denen diese sonst verwehrt bleiben würde.
„Die mentale Gesundheit soll genauso wichtig sein wie ein gebrochener Fuß oder Kopfschmerzen“, findet Psychologin Julie Krämer. Aus diesem Grund – aber nicht nur deswegen – wird sie zusammen mit Marie Laurini ein Therapiehaus eröffnen, das für jeden offenstehen soll: Egal welche Nationalität, welchen Beruf oder sozialen Status jemand hat. Sie alle treffen sich im Therapiehaus und können sich untereinander austauschen. „Es ist uns wichtig, dass wir etwas Lebendiges erschaffen“, erzählt Julie Krämer weiter.
17 Jahre lang arbeitete sie als psychiatrische Krankenpflegerin in einem Krankenhaus. Ihr Psychologiestudium hat sie zusätzlich zu ihrer Vollzeitstelle per Fernstudium absolviert. Seit zwei Jahren leitet sie ihre eigene Praxis in Düdelingen. Die „Forge du Sud“ wird auch die Adresse des „JuMa“-Hauses werden. Die Gemeinde stellt ihnen das Haus in der rue Ribeschpont zur Miete zur Verfügung. Marie Laurini ist Psychologin und auf Traumafolgestörungen spezialisiert. Ihr soziales Engagement zeigt sie bereits bei ihrer Asbl. „Sourrire“ („Soutien entre résidents et réfugiés par l’intégration, le respect et l’estime de soi“).
Ein interkulturelles Projekt
Kennengelernt haben sich die beiden Psychologinnen vor einem Jahr in ihrem Arbeitsumfeld. Sie stellten schnell fest, dass sie ähnliche Ziele und Perspektiven vor Augen hatten. Den Namen für ihr Projekt fanden sie bereits ganz am Anfang ihrer Zusammenarbeit: „JuMa“ ist nicht nur die Zusammensetzung von Julie und Marie, sondern auch der Name eines Stammes aus Amazonien.
Das Angebot des Therapiehauses besteht aus drei Hauptachsen. Neben Einzelgesprächen liegt der Fokus auf den Gruppentherapien. Das Angebot soll für Menschen zugänglich sein, die es sich leisten können, aber auch für diejenigen, die sonst aus finanziellen Gründen auf psychologische Hilfe verzichten müssten. Stress- und Burnout-Prävention für Unternehmen gehören ebenfalls zum Projekt dazu. Ehrenamtliche Mitarbeiter werden sich um das Tagesgeschäft des Hauses kümmern.
Die beiden Frauen sehen das „JuMa“ als interkulturelles Projekt. Sie haben bereits einige Themen für die Gruppengespräche vorbereitet, wie den Umgang mit Gefühlen oder therapeutisches Kochen. Die Lebensmittel dafür erhalten sie von einem großen Lebensmitteleinzelhändler. Weitere Unternehmen unterstützen das Projekt durch Arbeiten am Haus, Tee und Gebäck oder durch das Bereitstellen von Computern. Bei einer Charity-Veranstaltung haben sie Spenden für die Eröffnung des Hauses gesammelt. Im Juni folgt ein Charity-Fußballspiel in Gasperich mit verschiedenen Unternehmen.
Die Wichtigkeit von mentaler Gesundheit wird immer noch oft unterschätzt. „Auch heute noch werden Menschen oft stigmatisiert. Wenn jemand zu einem Therapeuten geht, wird er als verrückt abgestempelt“, sagt Marie Laurini dazu. Die meisten Menschen schämten sich, zu sagen, dass es ihnen psychisch nicht gut geht. Man solle stets funktionieren und heute, in den Zeiten von sozialen Medien, umso mehr. Dabei könne jeder einen Psychologen gebrauchen, führt Julie Krämer weiter aus. Irgendwann im Leben passiere etwas, mit dem nicht so einfach klarzukommen sei. „Jeder hat kleine Baustellen im Leben“, so Krämer weiter. Dann sei es von Vorteil, sich für kurze Zeit begleiten lassen zu können, um an sich zu arbeiten. „Es geht im Leben schließlich darum, glücklich zu sein“, sagt Julie Krämer abschließend.
Der Weg, um solch ein Projekt auf die Beine zu stellen, kann auch mal holprig sein. Doch davon lassen sich die beiden engagierten Frauen nicht einschüchtern und arbeiten zielstrebig an der Verwirklichung ihrer Vision, die Ende April/Anfang Mai Wirklichkeit werden soll.
Ass jo löblech, well do sin der, déi hun net nëmmen „paar kleine Baustellen“ mä en Riesenchantier… sou wéi beim Tram ;o)