Pilzanbau / Jeff und die „Champs vu Glabech“: Wie sich ein junger Landwirt ein zweites Standbein aufbaut
Der 29-jährige Landwirt Jeff Diderrich aus Glabach plagte sich längere Zeit mit einer Idee, die er schlussendlich vor zwei Jahren in die Realität umsetzte. Es sollte ein neues Standbein für den jungen Agronom werden. Ob es ihm gelungen ist, davon wollten wir uns vor Ort informieren und machten uns auf den Weg nach Glabach, genauer gesagt nach Niederglabach.
„Wo liegt denn bitte Glabach?“, werden sich wohl viele Leser fragen. Nun, Glabach gehört zur Gemeinde Nommern, und obschon es nur wenige Einwohner zählt, ist es in Ober- und Niederglabach aufgeteilt. Die zwei Ortsteile liegen in einer herrlichen, hügeligen Naturkulisse zwischen Moesdorf (Mersch) und Nommern und sind hauptsächlich von großen landwirtschaftlichen Anwesen geprägt.
Eines der Gehöfte in Niederglabach gehört der Familie Diderrich. Es ist ein Familienbetrieb, der auf konventionelle Art und Weise betrieben wird. Der heute 29-jährige Sohn Jeff wuchs auf diesem Anwesen auf und ging sehr früh seinen Eltern bei der landwirtschaftlichen Arbeit zur Hand. Nach der Grundschule besuchte er die Ackerbauschule. Nach dem Abschluss zog es ihn an die Universität nach Bonn, wo er drei Jahre lang Agronomie studierte. „Die Mathematik hat mir schlussendlich einen Strich durch meinen Uni-Abschluss gemacht. Doch egal wie, ich habe in den drei Jahren viel in Sachen Ackerwirtschaft, Bodenkultur, Gartenanbau usw. dazugelernt“, sagt Jeff Diderrich während unseres Besuchs in „Nidderglabech“, bei dem wir auch seine Partnerin Billie Schaack und den drei Monate alten Sohn Félix kennenlernen.
120 Kilogramm wöchentlich
Vor zwei Jahren hat Jeff einen langgehegten Wunsch in die Wirklichkeit umgesetzt. „Ich habe bereits längere Zeit über ein mögliches neues Standbein nachgedacht“, so Jeff weiter. „Eigentlich kam mir die Idee bereits während meines Studiums.“ Die Rede geht vom Pilzanbau. In früheren Schweineställen des Familienbetriebs hat sich der junge Landwirt drei voneinander getrennte Kammern errichtet, in denen er seit zwei Jahren Pilze, genauer gesagt „Champignons de Paris“ anbaut.
„Das erste Jahr war nicht von Erfolg gekrönt. Doch in diesem Jahr sieht das anders aus. Im Moment ernte ich wöchentlich etwa 120 Kilogramm Champignons, die ich selbst unter der Bezeichnung ‚Champs vu Glabech‘ vermarkte. In Zwischenzeit habe ich eine Person für zehn Stunden die Woche eingestellt, um die Arbeit bewältigen zu können.“
Es braucht drei Wochen, bevor man die Pilze ernten kann. Bis dahin müssen die Substrate (zusammengesetzt aus Stroh, Pferdemist, Geflügelmist und Natursteinmehl), die Jeff Diderrich von einer spezialisierten Firma aus Deutschland erhält, sowie der torfhaltige Deckboden in den Kammern bei 17 Grad Celsius und einer Luftfeuchtigkeit von 80 bis 90 Prozent gelagert und behandelt werden.
Direkter Kontakt mit dem Kunden
Apropos Selbstvermarktung: Jeff Diderrich kümmert sich nicht nur um den Anbau und die Ernte der Pilze, sondern vermarktet und liefert sie auch selbst. In den Reihen seiner Kundschaft zählt er Restaurants, wie z.B. das Hotel Dahm in Erpeldingen oder „a Guddesch“ in Mersch, die Hotelfachschule in Diekirch oder auch noch das Ermesinde-Lyzeum in Mersch. Dazu kommen noch rund 15 Hofläden und auch Tageseinrichtungen für Kinder quer durchs Land. „Für mich ist der Kontakt mit dem Kunden überaus wichtig, daher kommt ein Zwischenhändler für meine ‚Champs‘ nicht infrage“, so der junge Unternehmer weiter.
Auf die Frage, ob er seine Champignons unter einem Bio-Label verkauft, gibt unser Gesprächspartner zu verstehen, dass der gesamte Anbau, vom Substrat über den Deckboden bis zur Ernte, den Bio-Regeln entspricht, doch um das Bio-Zertifikat zu erhalten, müsste er seinen Pilzanbau vom Rest des landwirtschaftlichen Anwesens, das, wie bereits erwähnt, auf konventionelle Art und Weise betrieben wird, abkoppeln. Das stehe aber zu diesem Zeitpunkt nicht zur Diskussion.
„Ich muss erst einmal abwarten“
Was nun eventuelle Erweiterungsprojekte anbelangt, winkt der junge Mann gleich ab. „Ich muss jetzt erst einmal abwarten und sehen, wie das mit dem Verkauf dieses Produktes weitergeht. Bis dato kann ich nach dem ‚Low-Budget’-Prinzip arbeiten. Wenn ich meine Produktion erweitere, müsste ich in größere, professionell ausgelegte Kammern investieren. Um dieses Wagnis eingehen zu können, müsste ich meinen Absatz über das ganze Jahr hinweg absichern können. Das ist aber leichter gesagt als getan.
Es ist schön und gut, wenn von ‚Natur genéissen‘ die Rede geht und wenn es heißt, dass eine gesunde, regionale und saisonale Ernährung eine wichtige Rolle in der Entwicklung nicht nur der Kinder spielt. Doch nur ein Beispiel: Mal angenommen, eine Schulkantine, die auf regionale Produkte setzt, ordert bei mir 50 Kilogramm Champignons die Woche. Kein Problem, aber was mach’ ich mit diesen Pilzen, wenn Ferien sind? Anderes Beispiel: Ein Unternehmen, das Kinderhorte betreibt, möchte diese Woche 50 Kilogramm Champignons für die Küchen an ihren verschiedenen Standorten, da die Köche gleichzeitig Pilze verarbeiten wollen. Die Woche darauf macht keiner von ihnen ein Pilzgericht, wohin gehe ich dann mit meinen 50 Kilo Champignons, die binnen drei bis vier Tagen nach der Ernte verarbeitet sein müssen? Es gibt bis dato keine Struktur, die eine dementsprechende Regulierungsfunktion in diesem Bereich übernehmen könnte.“
Die Pilzzucht in Niederglabach erreicht man unter der Telefonnummer 661 810 460 oder unter der Mailadresse diderrichjeff@hotmail.de
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“ Die Woche darauf macht keiner von ihnen ein Pilzgericht, wohin gehe ich dann mit meinen 50 Kilo Champignons,“
Das nennt man ‚unternehmerisches Risiko‘, ein Begriff, der unseren Hobbybauern nicht geläufig ist.
@ viviane
Egal wie man es nennt, der Mann hat recht. Er kann nicht mehrmals 50 Kilo Pilze züchten und dann wegwerfen oder verschenken. Das tun nicht mal Grossunternehmen.
@Claude
@ viviane
„Egal wie man es nennt, der Mann hat recht. Er kann nicht mehrmals 50 Kilo Pilze züchten und dann wegwerfen oder verschenken. Das tun nicht mal Grossunternehmen.“
Dann muss er eben in einen Trockenofen investieren und getrocknete Pilze eintüten und Pilzpulver für Sossen, oder einmachen in Gläser, geht problemlos für Kleinserien.
Der Markt regelt das, wenn er’s nicht hinbekommt, dann kommt ein anderer, der’s kann.