/ Jempy Drucker startet mit einem neuen Team, aber einer gewohnten Rolle in die neue Saison
Am Donnerstag startet Jempy Drucker bei der viertägigen Mallorca Challenge in die Saison. Dort wird er erstmals in den Farben seines neuen Teams Bora-hansgrohe im Einsatz sein. Im Interview spricht der 32-Jährige über seinen Wechsel, die schwierige Wahl des Sattels und wieso er sich darüber freut, dass Bob Jungels bei den Flandern-Klassikern starten wird.
Tageblatt: Im Dezember hatten Sie sich das linke Schlüsselbein gebrochen. Sind Sie dennoch bereit für das erste Rennen?
Jempy Drucker: Ja, es ist alles gut verheilt. Zwar ist die Muskulatur noch nicht wieder vollends hergestellt, aber das ist kein großes Problem. Ich habe zwar noch kein spezifisches Sprinttraining absolviert, aber ich denke, dass ich auch wieder richtig am Lenker ziehen kann.
Verdrängt man so einen Sturz schnell oder fährt ein gewisser Respekt auch jetzt noch mit?
Den Sturz habe ich noch im Hinterkopf und das wird sicherlich auch im Rennen noch ein wenig mitspielen. Aber das erste Rennen der Saison ist immer ein spezielles Gefühl, immerhin ist man seit Oktober nicht mehr in einem Peloton gefahren. Da braucht man ein wenig Zeit, bis man das Gefühl wiedergefunden hat. Aber das geht recht schnell.
Sie haben im Winter das Team gewechselt. Bei Bora-hansgrohe treffen Sie aber auf Fahrer wie Daniel Oss oder Marcus Burghardt, mit denen Sie bereits bei BMC gefahren sind. Haben sie bei Ihrem Wechsel eine Rolle gespielt?
So direkt nicht. Aber als der Kontakt mit Bora-hansgrohe zustande kam, habe ich Daniel Oss kontaktiert. Er ist ein guter Freund. Als wir beide bei BMC fuhren, haben wir öfters ein Zimmer geteilt und auch letztes Jahr hatte ich noch Kontakt mit ihm, als er bereits bei Bora-hansgrohe fuhr. Da er ebenfalls von BMC kam, konnte er mir gut berichten, auf was ich mich einlassen würde. Das hat mir meine Entscheidung schon etwas leichter gemacht.
Bei BMC haben Sie sich in den Dienst von Greg van Avermaet gestellt, nun fahren Sie für Peter Sagan. Wie groß ist die Umstellung, für einen anderen Leader zu fahren?
Das ist schwer zu sagen, da ich noch kein Rennen mit Peter bestritten habe. Fest steht aber, dass beide große Champions sind. Ich bin sehr gerne für Greg gefahren und freue mich darauf, mich nun in den Dienst von Peter zu stellen.
Mit dem Wechsel von BMC zu Bora haben Sie auch den Fahrrad-Ausrüster gewechselt, von einer BMC- auf eine Specialized-Maschine. Jetzt sagen Sie sicherlich, dass Ihr neues Specialized-Rad das beste ist, das Sie je hatten …
(lacht) Ja, aber ganz ehrlich gesagt, es stimmt auch. BMC ist ein sehr guter Ausrüster gewesen, aber Specialized ist noch ein Stückchen besser. Vor allem das Venge, also ihr Rennrad für die Sprinter, ist enorm schnell.
Wie lange dauert es, bis man sich an das neue Material gewöhnt hat?
In meinem Fall hat es jetzt schon ein wenig gedauert, da es ja nicht nur das neue Rennrad ist, sondern auch neue Schuhe, ein neuer Sattel und so weiter. Dann haben wir auch noch meine Position auf dem Rad ein wenig verändert. Daran muss man sich erst gewöhnen, doch mittlerweile ist alles perfekt eingestellt.
Sie haben den neuen Sattel erwähnt. Zu Ihrer Zeit bei Wanty hatten Sie einmal eine halbe Saison Rückenprobleme, weil man Sie zwang, ein bestimmtes Modell zu benutzen…
Ja, das stimmt. Aber der neue Ausrüster hat sehr viele unterschiedliche Modelle, sodass das kein Problem war. Ich kann aber nicht leugnen, dass ich viele verschiedene Modelle getestet habe. (lacht) Aber ich denke, dass ich das richtige gefunden habe.
Am Donnerstag starten Sie erstmals bei der Mallorca Challenge. Was erwarten Sie?
Es tut gut, die Saison einmal nicht in der Wüste, bei der Dubai-Tour oder der Oman-Rundfahrt zu beginnen. Ich freue mich auf die Rennen in Mallorca, auch wenn ich absolut keine Erwartungen habe. Der Schlüsselbeinbruch hat mich trotzdem zwei Wochen Vorbereitung gekostet. Aus dem Grund habe ich bislang auch noch keine Intensitäten trainiert, sondern nur an der Basis gearbeitet. Das Team macht auch keinen Druck. Die ersten großen Ziele sind der Omloop Het Nieuwsblad (am 2. März, Anm. d. Red.) und KuurneBrüssel-Kuurne (am 3. März, Anm. d. Red.). Da soll die Form dann stimmen.
Sie waren lange Zeit der einzige Luxemburger, der die Flandern-Klassiker bestritten hat. Nun sind mit Alex Kirsch und auch Bob Jungels zwei weitere Luxemburger am Start. Wie sehen Sie diese Entwicklung?
Alex hat diesen Weg ja bereits seit Längerem eingeschlagen. Dass Bob die Flandern-Klassiker bestreiten wird, freut mich sehr. Durch die großen Erfolge der Schleck-Brüder und Kim Kirchen verfolgen viele Luxemburger eher die Ardennen-Klassiker. Mit Bob am Start wird das Interesse an den flämischen Rennen sicherlich größer und das freut mich persönlich natürlich.
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Dass Jempy Drucker ein Klasseradrennfahrer ist, hat er bewiesen. Dass er ein intelligenter und fairer Sportler ist beweist er in diesem Interview und seine Antwort auf die letzte Frage macht ihn nur noch sympathischer. Alles Gute in seinem neuen Team und viel Erfolg in der bevorstehenden Saison!