/ Jempy Drucker startet mit seinem neuen Team Bora-hansgrohe in die Klassikersaison
MIt dem Omloop Het Nieuwsblad beginnt die Straßensaison in Belgien. Für Jempy Drucker ein fester Bestandteil seiner Saison, auch in seinem neuen Bora-hansgrohe-Team.
Die Saison begann für Jempy Drucker recht erfolgreich. Bei der Clasica Almeria gab es gleich einen Sprintsieg für Pascal Ackermann, Druckers Teamkollegen. Und der Luxemburger war auch nicht ganz unschuldig dabei, denn er hatte den Sprint von Ackermann lanciert. „In der Regel werde ich der vorletzte Anfahrer für Pascal sein, dann übernimmt Rüdiger Selig. Die beiden fahren schon längere Zeit im gleichen Team“, so Drucker, der sich in seiner neuen Rolle dennoch wohlfühlt.
Bei BMC, seinem vorigen Arbeitgeber, durfte Drucker meistens auf seine eigene Kappe sprinten, allerdings meist ohne Unterstützung. „Oft war ich schon drei bis vier Kilometer vor dem Ziel auf mich allein gestellt. Wenn ich es dann doch noch auf einen fünften oder sechsten Platz geschafft hatte, war das schon etwas frustrierend. Da stellt man sich dann immer wieder die Frage, wie der Sprint verlaufen wäre, wenn man noch den einen oder anderen Teamkollegen dabei gehabt hätte.“
Bei Bora-hansgrohe ist es Druckers Rolle, dafür zu sorgen, dass Ackermann im Finale auf einmal nicht alleine durch das Peloton fahren muss. „Das hat eigentlich auch schon ganz gut geklappt in den ersten Rennen. Natürlich gibt es zu Beginn immer Abstimmungsprobleme. Man muss sich erst aneinander gewöhnen. Pascal und Rüdiger müssen lernen, wie ich mich im Feld verhalte, damit sie mein Hinterrad behalten.“ Aber auch für Drucker ist es eine Umstellung. „Ich musste lernen, dass meine Ziellinie nun bei 400 oder 500 Metern vor dem eigentlichen Ziel liegt. Ich musste erst den Schalter umlegen und verinnerlichen, dass ich früher Gas geben muss und halt nicht zum Schluss mitsprinte.“
An Sagans Seite
Während seine Fans es etwas bedauern, dass er nicht mehr seine eigene Karte ausspielen kann, so ist Drucker selbst glücklich mit seiner neuen Rolle. „Ich bin Realist. Gegen die Top-Sprinter bin ich in neun von zehn Fällen ohnehin unterlegen. Da helfe ich doch lieber einem jungen Sprinter wie Pascal. Wenn er gewinnt, freue ich mich mehr als wenn ich eine Top-Ten-Platzierung herausfahre.“
Und Top-Ten-Plätze fuhr Drucker in den vergangenen Jahren zuhauf ein. Rund 20 pro Saison. Wenngleich Drucker in vielen Rennen weniger Freiheit genießt als zu seiner Zeit bei BMC, so könnte es bei den Klassikern genau andersrum sein. Mit seinem Teamwechsel ging ein Kapitänswechsel einher. Nach vier Jahren an der Seite von Greg van Avermaet stellt Drucker sich nun in den Dienst des dreifachen Weltmeisters Peter Sagan. „Ich bin immer gerne für Greg gefahren, freue mich nun aber auf die Zusammenarbeit mit Peter.“ Genau wie Van Avermaet geht Sagan bei jedem Klassiker als Favorit an den Start. „Von daher wird sich für mich nicht viel ändern.“
Klassiker, wie der Omloop Het Nieuwsblad am Samstag, sind komplett unberechenbar. Das Peloton kann bereits recht früh explodieren. Und auch die großen Favoriten sind nicht vor Stürzen gefeit. „Peter ist zwar der klare Favorit, aber sollte er einmal aus irgendeinem Grund nicht vorne dabei sein, bekomme ich eher einen Freifahrtschein als bei Greg. Auch wenn er ein Rennen nicht gewinnen konnte, ging es ihm oft eher darum, seine Gegner zum Verlieren zu bringen, als einem Teamkollegen die Chance auf eine Platzierung zu lassen.“ Am Samstag beim Omloop Het Nieuwsblad ist Peter Sagan nicht am Start.
Ein Sextett auf den „Pavés“
Luxemburg ist beim Auftakt der belgischen Straßensaison heute in Gent gut vertreten. Bei den Damen gehen mit Christine Majerus (Boels-Dolmans) und Chantal Hoffmann (Lotto-Soudal) zwei FSCL-Fahrerinnen an den Start des Omloop Het Nieuwsblad, des ersten Rennens über Kopfsteinpflaster der Saison. Während es für Majerus der erste Start ist, war Hoffmann bereits am 10. Februar bei der Valencia-Rundfahrt angetreten und dort 74. geworden.
Bei den Herren sind neben Jempy Drucker (Bora-hansgrohe) noch Alex Kirsch (Trek-Segafredo), Tom Wirtgen (Wallonie-Bruxelles) und Bob Jungels (Deceuninck Quick-Step) am Start. Für Jungels ist der Omloop Het Nieuwsblad die Rückkehr auf die Kopfsteinpflaster. Der 26-Jährige hatte bereits in seiner ersten Profisaison 2013 einige Flandern-Klassiker bestritten, den Omloop Het Nieuwsblad allerdings noch nicht.
Auch für Tom Wirtgen ist es eine Premiere. Er bestreitet seine erste Profisaison. Dabei kommt es bei den Klassikern extrem auf die Erfahrung an. „Tom sollte versuchen, in die Fluchtgruppe zu kommen“, sagt Klassiker-Routinier Jempy Drucker, der bereits zum siebten Mal am Start des Het Nieuwsblad steht. „Dort verbringt er einen wesentlich ruhigeren Tag als wenn er im Peloton ständig um eine Platzierung kämpfen muss. Vor allem Fahrern aus kleineren Teams wird nichts geschenkt. Außerdem kommt es regelmäßig vor, dass man aus der Fluchtgruppe heraus noch eine gute Platzierung erreichen kann“, so Drucker, der wie Jungels und Kirsch morgen bei Kuurne-Brüssel-Kuurne starten wird.
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