Sozialisten / „Jetzt sind wir wieder wer“: LSAP ist zweitstärkste Kraft in Luxemburg
Kein zweiter Sitz, aber trotzdem ein gewaltiger Erfolg. Die LSAP kann ihren Stimmanteil bei der Europawahl 2024 fast verdoppeln. Marc Angel verteidigt souverän seinen Sitz im Parlament.
Um 23 Uhr und vier Minuten löst sich die Anspannung im Raum mit einem Aufschrei – und einer Streicheleinheit für die Glatze von Marc Angel. Auf den großen Bildschirmen im Hinterzimmer des Main in der Luxemburger Oberstadt leuchten die sechs Gesichter der zukünftigen EU-Parlamentarier auf. Unter ihnen: Marc Angel, Spitzenkandidat der LSAP. Fäuste fliegen in den Himmel, Jubelschreie und Mars Di Bartolomeo wuschelt Angel liebevoll durch das nicht vorhandene Kopfhaar.
„Ein exzellentes Resultat für die LSAP!“, ruft Parteipräsident Dan Biancalana wenige Minuten später der immer noch lautstark feiernden Wahlparty entgegen. In der Tat: Die Sozialisten konnten ihr Ergebnis von 2019 beinahe verdoppeln, sie legen 9,5 Prozent zu, werden zweitstärkste Kraft im Land – nur knapp einen Prozentpunkt hinter der CSV. „Die LSAP ist gut, und sie wird immer besser“, sagt Präsidentin Francine Closener. Man fühlt sich im Aufwind nach einem Jahr mit drei erfolgreichen Wahlen. Danielle Filbig, Angels Co-Spitzenkandidatin freut sich auch über ihr persönliches Ergebnis: Vierte auf der LSAP-Liste, Achte im ganzen Land. Zufriedene Gesichter, wo man hinschaut.
In den Stunden zuvor dominiert Nervosität den Wahlabend. Angel fühlt sich wie „vor dem Abitur“. Ein Gedanke hängt über den Köpfen der LSAP-Kandidaten und ihrer Gäste: Wird es einen zweiten Sitz für die Partei geben? Um halb neun schaltet sich Nicolas Schmit aus Brüssel via Zoom-Call ins Main: „Ich wäre jetzt lieber bei euch zu Hause in Luxemburg.“ Der europäische Spitzenkandidat der Sozialdemokraten gibt sich „global relativ optimistisch“. Europaweit seien die Sozialdemokraten zwar nicht stärkste Kraft, aber weiterhin eine wichtige. Dafür gibt es von der LSAP in der Heimat Applaus. Was er aus Luxemburg höre, so Schmit, gehe in eine positive Richtung. „Ich hoffe, dass wir die große Überraschung noch bekommen“. Der zweite Sitz, er war an diesem Abend die große, ferne Hoffnung der LSAP.
Der Erfolg der jungen Frauen
Dafür hat es am Ende trotz großen Gewinnen nicht gereicht. Extrem zufrieden ist Präsidentin Closener trotzdem: „Jetzt sind wir wieder wer.“ Besonders freue sie sich für Marc Angel, der auf einer Liste mit nationalen Schwergewichten die meisten Stimmen geholt hat. Auf Platz zwei landete Liz Braz, die für Angel sogar ein paar Freudentränen vergießt. Die jungen Frauen der LSAP, sie haben auch bei dieser Wahl ein beachtliches Ergebnis abgeliefert.
Sorgen bereitete den LSAP-Politikern an diesem Abend vor allem die Erfolge rechter Kräfte in ganz Europa. „Die großen Parteien müssen sich überlegen, wie sie mit dieser Situation umgehen“, sagt Closener. Die Wahlerfolge der AfD in Deutschland und des Rassemblement National in Frankreich kommentiert Angel: „Das ist nicht gut für die Demokratie. Das ist auch nicht gut für Europa, wenn in diesen beiden wichtigen Ländern die rechtsextremen Kräfte so erstarken.“ Anders als in Luxemburg sei die Europawahl in Deutschland und Frankreich jedoch stark als Abstimmung über die nationale Politik genutzt worden. „Ich habe das sehr geschätzt, dass wir hier einen europäischen Wahlkampf gemacht haben, mit europäischen Themen“, so der Spitzenkandidat.
In Luxemburgs Nachbarländern ziehen düstere Wolken auf, aber die LSAP kann an diesem Abend feiern. Dass man fast zehn Prozent zulegen konnte, sei ein gewaltiger Erfolg. „Das stärkt uns“, sagt Biancalana. „Nicht nur in Europa, sondern auch national.“
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