Basketball / Joé Kalmes und der T71 Düdelingen können befreit aufspielen
Besser spät als nie: In Düdelingen scheint der Knoten mit dem Einzug ins Play-off endlich geplatzt zu sein. Mit dem Sieg gegen die Sparta Bartringen schafften Joé Kalmes und seine Teamkollegen eine erste kleine Überraschung und wollen nun mehr.
„Genug haben wir noch nicht, jetzt haben wir Blut geleckt“, zeigt sich Joé Kalmes zwei Tage nach dem Sieg des T71 Düdelingen im ersten Spiel der Play-off-Serie gegen die an Nummer eins gesetzte Sparta Bartringen verständlicherweise gut gelaunt. Es war die erste kleine Überraschung, die der Beginn der Titelphase in der LBBL mit sich brachte. Wie verändert wirkte das Team aus der „Forge du Sud“, bei dem mit dem Last-Minute-Einzug ins Play-off vor etwas mehr als zwei Wochen auch eine enorme Last von den Schultern gefallen war, wie Kalmes bestätigt: „Als amtierender Meister willst du natürlich erst recht nicht im Play-down spielen, das hatten wir alle in den letzten Wochen schon sehr stark im Hinterkopf.“ Kein Wunder, dass es nach dem Sieg am letzten Spieltag der regulären Saison gegen den Telstar Hesperingen und mehreren bangen Minuten, bis der Sieg von Contern gegen den direkten Konkurrenten Musel Pikes in trockenen Tüchern war, bei Kalmes und Co. kein Halten mehr gab. „Wenn man gesehen hat, wie wir gefeiert haben, hätte man schon denken können, wir wären Meister geworden“, fügt der 26-Jährige mit einem Lachen hinzu. „Dieser achte Platz nahm uns den direkten Druck weg. Wir konnten in die Play-offs gehen und wussten, dass wir noch mindestens zwei Spiele haben werden, in denen wir alles geben können, ohne dass wir um den Klassenerhalt fürchten müssen.“ Ein wahrer Befreiungsschlag demnach.
Sehr hatte der Verlauf der Saison zuvor an der Moral der Düdelinger gekratzt. Mit Kalmes selbst sowie Philippe Arendt und Christopher Jack mussten nicht nur drei luxemburgische Spieler, sondern auch noch zwei neue Profis ins Team integriert werden, bei dem mit Tom Schumacher und Frank Muller bekanntlich das Erfolgsduo schlechthin seine aktive Karriere beendet hatte. „Wir haben lange gebraucht, um uns zu finden“, gibt Kalmes zu. Es folgten viele Wechsel auf den beiden Profi-Posten und schließlich auch auf der Trainerbank, wo Tom Schumacher und Jeff Wampach übernahmen. Die richtige ausländische Verstärkung hat man in Düdelingen laut dem Nationalspieler schließlich im neuen Jahr gefunden, mit Moses Greenwood, der am Samstag sein Debüt feierte, nun auch noch einen dritten Profi, der gut ins Team passt. „Wir haben inzwischen mehr Qualität im Training, alle benehmen sich absolut professionell und bringen mit ihrer Erfahrung auch eine gewisse Ruhe und Stabilität ins Team.“ Für Joé Kalmes ist jedenfalls klar, hätte man diese sowie Trainer Schumacher mit seiner berüchtigten Gewinnermentalität schon im November gehabt, dann wäre der Umschwung auch früher gekommen.
Ruhe und Stabilität
Dieser folgte so schließlich im Jahr 2022, nach der schon dramatischen Niederlage gegen Bartringen, als Lavone Holland einen fast schon sicher geglaubten T71-Sieg in letzter Sekunde mit einem Wurf von weit jenseits der Mittellinie verhinderte. Eine Niederlage, die die Spieler aus der „Forge du Sud“ auch am Samstag noch im Hinterkopf hatten. Dass man gegen die Sparta im Play-off eine Chance haben könnte, dessen waren sich die Düdelinger allerdings bewusst: „Gerade in dieser Spielzeit, in der eigentlich jeder jeden schlagen kann und es bestimmt noch weitere Überraschungen geben wird“, meint Kalmes.
Welche Qualitäten Joé Kalmes mit ins Düdelinger Spiel bringt, wurde in den vergangenen Begegnungen immer deutlicher. Auch der 26-Jährige, der in der Zwischensaison von den Musel Pikes in die „Forge du Sud“ wechselte, brauchte seine Zeit, um sich an seinen neuen Klub und das T71-Spiel zu gewöhnen. Umso mehr, da der Polizist in den vergangenen Monaten auch immer mehr Basketball mit seinen hauptberuflichen Verpflichtungen kombinieren musste. So kam es auch schon mal vor, dass Joé Kalmes etwa wegen der Corona-Demos erst für die zweite Halbzeit auf dem Parkett stand. „Als ich angefangen habe zu arbeiten, gab es im Basketball viele Corona-Unterbrechungen. Auch ich musste jetzt erst einmal meinen Rhythmus finden, um beides kombinieren zu können, das erfordert schon viel Organisation. Doch das bringt mein Beruf einfach mit sich und da wusste man beim T71 auch Bescheid“, erklärt Joé Kalmes, der zugibt, dass er froh ist, wenn er nach der Saison auch mal durchschnaufen kann. Dennoch präsentierte er sich in den vergangenen Wochen nicht nur als zuverlässiger Punktelieferant, sondern auch als wichtige Stütze in der Defensive, wie etwa seine 26 Punkte und sechs Rebounds beim wichtigen Sieg am vorletzten Spieltag gegen Steinsel zeigen oder seine 17 Punkte und zwölf Rebounds am Samstag in Bartringen.
Der X-Faktor
Eigenschaften, die auch Ken Diederich sehr am 26-Jährigen schätzt. Nach dem Sieg gegen Albanien im Februar meinte der FLBB-Nationaltrainer etwa, dass Joé Kalmes bei Länderspielen so etwas wie der X-Faktor sei, der wie kein anderer Auswechselspieler die Intensität wechselt und auch in die Zweikämpfe reingeht und aufräumt. Ein großes Kompliment für Kalmes, wie er lachend zugibt: „In der Nationalmannschaft kann ich das schon mal tun, da haben die Gegner auch 30, 40 Kilo mehr auf den Rippen. Es ist eine andere Rolle, die Spaß macht. In Düdelingen wäre man wahrscheinlich nicht so froh, wenn ich früh mit Fouls vorbelastet wäre.“
Neben Kapitän Alex Laurent ist Joé Kalmes somit auch der einzige FLBB-Akteur, der bei allen Siegen der Nationalmannschaft unter Ken Diederich auf dem Parkett stand. „Die Nationalmannschaft macht mir enorm Spaß, hierfür nutze ich sogar meine normalen Urlaubstage. Dies zu verpassen würde wehtun.“ Ein enormes Engagement, das der 2,00 Meter große Spieler auch immer mehr bei Düdelingen zeigt. Gespannt sein darf man, wie weit der Weg von Kalmes und dem T71 in dieser Saison noch gehen wird. Ein weiterer Sieg am Samstag gegen die Sparta würde jedenfalls den Halbfinaleinzug perfekt machen.
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