Gemeinderat Käerjeng / Jos Thill geht – nach 38 Jahren
Nein, grün waren sie sich nicht immer, trotzdem fällt der Abschied LSAP-Rat Jos Thill (rechts) und CSV-Bürgermeister Michel Wolter nicht leicht
Zwei Punkte dominierten am Montag die Gemeinderatssitzung in Käerjeng. Der Rücktritt von LSAP-Rat Jos Thill und die Diskussion um die Haushaltsvorlage 2021. Wurde das Budget „nur“ mit den neun Stimmen der CSV-„déi gréng“-Mehrheit angenommen, so herrschte beim Abschied von Jos Thill Einstimmigkeit: allgemeines Bedauern! Während 38 Jahre hat der heute 80-Jährige alle möglichen Posten der Kommunalpolitik bekleidet, auch den des Bürgermeisters.
Es liegt in der Natur der Sache, dass in den Kommunen des Landes die Abstimmung über Haushaltsdiskussionen meistens nach dem gleichen Muster abläuft. Die Mehrheit stimmt mit Ja und die Opposition mit Nein. So auch in Käerjeng. Wobei allerdings in Käerjeng die Qualität der Diskussion vor der Abstimmung von nicht alltäglichem Niveau ist. Das dürfte durchaus an Bürgermeister Michel Wolter (CSV) liegen, aber nicht weniger an der Kompetenz und Besonnenheit der einzelnen Räte von DP, Grünen, LSAP und CSV.
Fraktionsübergreifend sind sich die Gemeinderäte einig – mit leichten Abstrichen –, dass im Interesse der Zukunft der Gemeinde gehandelt und investiert wird. Vor allem was die Projekte anbelangt, bei denen es um Kinder und junge Leute geht. Also Schulen oder „Maison relais“. Allen Äußerungen im Gemeinderat zufolge wird hierbei richtig gehandelt, werden die Weichen für die Entwicklung der Gemeinde richtig gestellt. Sollten Anleihen nötig sein, um allen Verpflichtungen nachzukommen, so scheint auch das einstimmig von den Gemeinderatsmitgliedern akzeptiert zu werden.
Fundamentale Kritik gab es also nicht am Montag. Scheinbar war und ist jeder sich der etwas spezielleren Lage bewusst. Das hat Bürgermeister Michel Wolter auch so begrüßt. „Eigentlich hättet ihr alle mit Ja stimmen können“, meinte er und fügte hinzu, dass er unter selben Bedingungen aber vielleicht auch mit Nein gestimmt hätte. Nun denn!
Ein Unikum geht
Zweiter Punkt auf der Tagesordnung war dann der Abschied von LSAP-Rat Jos Thill. Der ergriff noch zweimal das Wort. Zum einen, um zum Besuch des Nikolaus in der Gemeinde Stellung zu beziehen. Dann aber auch, um „Äddi“ zu sagen. „Ich bin jetzt seit 38 Jahren dabei. Zeit, um einem Jüngeren Platz zu machen“, sagte er mit gewisser Emotionalität.
„Lieber Jos, es ist ein spezieller Moment, einen zu verabschieden, der so lange in unserer Mitte weilte und sozusagen das Gedächtnis des Gemeinderates ist. Wir waren ja nicht immer einer Meinung, aber du hast es immer verstanden, auf Missstände hinzuweisen, und du warst vor allem für die Leute da. Du hattest Herz und Ohren überall und dann hast du uns informiert und gesagt, wo etwas krumm läuft. So soll es sein!“, so Bürgermeister Michel Wolter, der Jos Thill als einen Menschen beschrieb, der durch und durch Sozialist sei, ein Vereinsmensch mit Gespür für die Sorgen und Nöte seiner Mitmenschen.
LSAP-Sprecher Yves Cruchten meinte, dass Jos Thill ihn die Bedeutung der kleinen Dinge im Leben gelehrt habe. „Ohne dich hätte ich mich vielleicht nicht politisch engagiert“, so Cruchten: „Du bist eine Stütze, auf die wir stets zählen werden, auf deinen Rat und deine Tat.“
Josée-Anne Siebenaler-Thill von „déi gréng“ würdigte Jos Thill als guten Kollegen. Sie erzählte unter anderem, dass Jos Thill in einem Haus mit grüner Fassade gelebt habe und sie in derselben Straße in einem Haus mit roter Fassade. In ihrer Darstellung nach draußen ist Politik halt doch nicht immer so eindeutig.
Nico Funck, DP, schloss sich den Dankesworten an, meinte aber, dass wenn er selbst nur 10 Prozent der Oppositionskraft von Jos Thill hätte, dass dann die Mehrheit sich warm anziehen müsse.
Nachfolger von Jos Thill als LSAP-Gemeinderat wird übrigens Patrick Ciuca (52).
Weitere Punkte der Tagesordnung
– Ja zur weiteren Partnerschaft Waweh 2 in Malawi (bereits dritte Konvention);
– Ja zum Kauf des Pfarrhauses mitsamt Garten in Hautcharage, um dort Sozialwohnungen zu bauen;
– Ja zum Nachlass der Miete für die drei Cafés, die im Besitz der Gemeinde sind;
– Ja zu Subventionen für Neupflanzung von durch den Tornado zerstörten Bäumen.
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