„Aktioun roude Stiwwel“ / Jugendverbände setzen ein Zeichen gegen das „ungebremste Sterben von Bauernbetrieben“
Luxemburgs Bauern-Jugendverbände sind sauer: Zu oft seien sie in den letzten Jahren ignoriert worden. Damit soll nun Schluss sein. Mit der „Aktioun roude Stiwwel“ setzen sie ein klares Zeichen und stellen Landwirtschaftsminister Claude Haagen zugleich ein Ultimatum.
Die „Lëtzebuerger Landjugend a Jongbaueren“, der „Service Jeunesse Lëtzebuerger Bauerejugend“ und die „Jongwënzer“ der Vinsmoselle haben mit der „Aktioun roude Stiwwel“ ein Zeichen gegen die Vernachlässigung ihres Berufsstandes gesetzt. Zwischen 300 und 400 grüne Kreuze wurden in der Nacht auf Freitag im Großherzogtum aufgestellt. Diese sollen einerseits das „ungebremste Sterben von Bauernbetrieben“ verbildlichen, andererseits den Frust der jungen Bauern. Letztere haben sich ganz bewusst für ein Kreuz und einen kopfüber hängenden Stiefel – „der nicht mehr gebraucht wird“ – entschieden.
„Diese Realität erscheint uns von Tag zu Tag immer bitterer, je mehr wir uns mit der Politik von Minister Haagen konfrontieren“, sagte der Vorsitzende der Jungbauern, Luc Emering, auf einer Pressekonferenz am Freitagmorgen. Vertreter der verschiedenen Organisationen hatten sich auf der place Clairefontaine vor dem Landwirtschaftsministerium versammelt und dort vor den Anwesenden sowie der Luxemburger Presse ihre Forderungen an Landwirtschaftsminister Claude Haagen (LSAP) vorgestellt und den Hintergrund ihrer gemeinsamen Aktion erläutert: „Das ist für uns aktuell die beste und einzige Ausdrucksweise, die uns noch bleibt, um die aktuelle Agrarpolitik darzustellen“, sagte Emering. Luxemburg brauche einen Minister, der sich auch verdientermaßen als Landwirtschaftsminister bezeichnen könne.
„Wir stehen heute vor euch und würden am liebsten weinen“, so der Sprecher der Jungbauern. Viele Arbeitsstunden seien in die konstruktive Kritik und in Vorschläge der Bauern geflossen – doch ernst genommen habe sie bisher kaum jemand. Zwar gebe es einige Passagen im neuen Agrargesetz, mit denen sich die jungen Bauern identifizieren könnten, als Ganzes sei es jedoch für sie nicht tragbar.
Demnach starteten die Jugendverbände – laut eigenen Aussagen – noch einen letzten Versuch, um Haagen und der Regierung ihre Forderungen zu unterbreiten und die Öffentlichkeit auf ihre Existenzängste aufmerksam zu machen. Sollten auch diese ignoriert werden, „dann muss damit gerechnet werden, dass der Sektor sich zeitnah wehren wird“ – und das in einem Ausmaß, dass sicherlich niemand Haagen um seinen Ministerposten beneiden wird, betont Emering.
Forderungen der jungen Bauern
Die „Baueren-Allianz“ habe einen Agrargipfel mit Haagen gefordert, dem der Minister auch zugestimmt habe. Der Minister habe laut Joé Bieber vom „Service Jeunesse Lëtzebuerger Bauerejugend“ jedoch anklingen lassen, dass es ihm eher darum gehe, Bilanz der letzten Ernte zu ziehen. Bei den Bauern bestehe aber noch „großer Gesprächsbedarf“, bevor das Agrargesetz in der Chamber gestimmt wird. Von daher müsse das Agrargesetz ganz oben auf die Prioritätenliste des Gipfels gesetzt werden.
Die Jugendverbände stoßen sich zudem an den Artikeln 6 und 7 des Agrargesetzes, laut denen Betriebe künftig eine Genehmigung für die Vergrößerung ihres Viehbestandes einholen müssten. Zudem werde erstmals eine Deckelung des Viehbestandes vorgesehen. Die jungen Bauern könnten diesen Ansatz nicht verstehen und fordern von daher eine transparente Darlegung, wie es zu dieser Entscheidung kam und auf welchen wissenschaftlichen Grundsätzen die beiden Artikel basieren.
Die jungen Bauern bemängeln außerdem die Lockerungen für den Zugang zum Beruf und fordern in dem Zusammenhang strengere Kriterien zum Erhalt von Prämien. Des Weiteren solle eine klimafreundlichere Landwirtschaft, die mit zusätzlichen Unkosten verbunden ist, auch „gerecht entlohnt werden“. Die Öffentlichkeit, beziehungsweise das Landwirtschaftsministerium, solle sich an diesen Unkosten beteiligen – und das nationale Budget dementsprechend erhöht werden.
Die Beschränkung der nationalen tierischen Lebensmittelproduktion führe zu einer Erhöhung der Importe. Die Jugendverbände fordern, dass diese Importe aus Drittstaaten „wenigstens EU-Standards erfüllen“. Die letzte Forderung betrifft speziell die „Jongwënzer“, die sich in diversen Punkten des Agrargesetzes benachteiligt sehen. Daher fordern auch sie einen offenen Austausch mit dem Landwirtschaftsminister.
Am Ende ihrer Erläuterungen riefen die Jugendverbände Bauern, landwirtschaftliche Arbeiter und landwirtschaftliche Organisationen dazu auf, sich an der „Aktioun roude Stiwwel“ zu beteiligen, indem sie ein grünes, 1,50 Meter hohes, einen Meter breites Kreuz, versehen mit einem roten Stiefel, aufstellen. Die Jungbauern stellten Haagen zudem ein Ultimatum: Sollte er bis zum 3. Oktober nicht auf die Forderungen reagieren und sich gesprächsbereit zeigen, würden weitere Protestaktionen folgen.
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Das muss beschleunigt werden, nicht gebremst.
Wir haben 1000 Hobbybauern zu viel, die müssen weg, dann haben die anderen eine Chance.
Zu viel Angebot bedingt niedrige Preise.
BRAVO. Gute Sache.Wenn wir den irrsinnigen EU-Bestimmungen den Riegel vorsetzen könnten und den Bauern einen guten Preis,warum nicht direkt am Hof,bezahlen würden,dann sähe die Sache anders aus. Lidl & Co machen alle kaputt,aber Hauptsache Geiz ist geil und die Aldi-Brüder füllen sich den Sack.
„..der sich auch verdientermaßen als Landwirtschaftsminister bezeichnen könne.“ Richtig. Wie sagte einst ein bekannter Anwalt in Luxbg? „Wenn mich jemand fragt ob ich Landwirtschaftsminister werden wolle,würde ich NEIN sagen,denn…das habe ich nicht gelernt!“ Kopfnicker haben wir genug.
Mit dem „Geiz ist geil“ Slogan hat ein Elektro-Markt geworben und nicht die Discounter. Es sind nun mal viele Menschen auf die Discounter angewiesen und froh, dass es sie gibt. Die Nachfrage bestimmt das Angebot – und die Aldi-Brüder (wobei einer davon schon nicht mehr lebt) werden dafür verdammt? Krude Gedankengänge…