Orgel / Junge Musikschüler begeistern sich für die Königin der Instrumente
Während in Düdelingen jeder weiß, wo die Sankt-Martins-Kirche steht, wissen wahrscheinlich die wenigsten, dass die sich darin befindende Orgel die meist aufgenommene der Welt ist. Das Tageblatt hat sich mit dem Hauptorganisten Alessandro Urbano, Orgellehrer Gilles Leyers sowie den Musikschülern Layla, Charel und Sascha über das Innenleben einer Orgel unterhalten und darüber, was der Spieltisch mit einem Cockpit gemeinsam hat.
Jeder, der sich in der Sankt-Martins-Kirche in Düdelingen umsieht, bemerkt die imposante Orgel des Orgelbauers Stahlhuth, die über allem thront. Doch das Beeindruckende befindet sich im Inneren des Instruments: 5.261 Pfeifen sorgen für die richtigen Klänge. Die Orgel ist mehr als 9 Meter hoch und wiegt 22 Tonnen. Sie besitzt mehr als 80 Register, also unterschiedliche Pfeifenreihen, die jeweils verschiedene Klangfarben erzeugen können. Diese tragen unter anderem Namen anderer Instrumente, wie etwa Violine, Cello oder auch Trompete. Sie können nach Belieben ein- und ausgeschaltet werden. Dadurch besitzt die Orgel eine enorme Klangpalette und jeder Organist kann das Stück nach eigenem Belieben spielen.
Das Material der Firma Stahlhuth stammt aus dem Jahr 1912. „Dieses Material hat gelebt, ertönt und es wurde damit gearbeitet“, erzählt Hauptorganist Alessandro Urbano. Dadurch wird der Klang reicher. Seit fünf Jahren ist er „organiste titulaire“ in Düdelingen. „Die Orgel hat einen starken Charakter, dem der Spieler erst gerecht werden muss“, so Urbano weiter.
Im Jahr 2002 hat sich die Firma Thomas Jann Orgelbau dem Instrument angenommen und es umfassend erweitert. Dabei wurde es möglich neben dem deutschen ein französisches Repertoire zu spielen: „Die Düdelinger Orgel besitzt historischen Charme mit der Technologie von heute“, erzählt der Organist, der seit 20 Jahren Orgel spielt und sich auch um die Instandhaltung des Instruments kümmert, soweit es geht.
„Wie ein Flugzeugcockpit“
Die Technologie hat auch den Musiklehrer Gilles Leyers zu seinem Instrument gebracht. Der 40-Jährige spielt seit 34 Jahren. Er erinnert sich daran, wie er mit seiner Familie einer Messe beiwohnte und wie fasziniert er war, was mit diesem Instrument alles möglich ist. „Außerdem sieht eine Orgel mit den vielen Knöpfen so ähnlich aus wie ein Flugzeugcockpit. Das war schon beeindruckend.“
Es ist schon erstaunlich, dass das, was wir hier machen, zwar im Ausland sehr bekannt ist, hier in Düdelingen jedoch kaum einer davon weißOrganist
Von dieser ganzen Infrastruktur, die hinter einer Orgel steckt, war auch der „Lycée“-Schüler Charel fasziniert, als er als kleiner Junge seine Mutter zum Chor begleitet hat. „Ich habe damals immer in die Orgel hineingeschaut und gesehen, dass sich da etwas bewegt.“ Einmal sei er zum Spieltisch hingegangen und fühlte sich fast erschlagen von den ganzen Knöpfen, die sich dort befinden. Seitdem interessiert er sich für die Orgel. Leyla spielt seit neun Jahren auf der Königin der Instrumente. Für sie ist das Tolle daran, dass ein einzelner Mensch so viel bewegen kann und auf so viele verschiedene Arten und Weise Musik gemacht werden kann.
Macht dieser Umfang und Klangreichtum die Orgel schwieriger zu spielen als andere Instrumente? Diese Frage sei schwer zu beantworten, heißt es vom Lehrer Gilles Leyers wie auch von den Schülern. „Ich denke, es ist wichtig, das Talent dafür zu haben und es zu entwickeln“, sagt Leyla. Jedes Instrument sei gleich schwer. Jeder müsse herausfinden, welches einem am besten liegt, ergänzt Leyers. Auch Sascha, der Klavier und Orgel spielt, kann sich nicht festlegen, welches Instrument schwieriger zu meistern ist: „Es hängt ganz davon ab, was ich mit dem jeweiligen Instrument machen möchte.“ Während Sascha die Möglichkeit hat, in Kirchen in der Umgebung Düdelingens zu üben, setzt sich Charel zu Hause an ein elektronisches Instrument. Leyla hingegen kann beide Übungsmöglichkeiten wahrnehmen.
Lange Warteliste für Konzerte
In der regionalen Musikschule sind in diesem Schuljahr zehn Orgelschüler eingeschrieben: Der jüngste ist sechs Jahre alt, die älteste 67. „Es ist in jedem Alter möglich, anzufangen“, sagt der Orgellehrer, auch ganz ohne Vorkenntnisse.
Für den „organiste titulaire“ Alessandro Urbano ist das Schwierigste bei der Orgel, dass der Spieler ihre Geschichte kennen muss, um alle Möglichkeiten bestmöglich ausschöpfen zu können. Seit 2002 sind mehr als 80 CDs in der Pfarrkirche aufgenommen worden. „Dadurch wird die Stahlhuth-Orgel zur meist aufgenommenen Orgel der Welt“, erzählt Urbano weiter. Organisten aus allen möglichen Ländern kommen dafür extra nach Luxemburg. Für Konzerte gebe es eine ziemlich lange Warteliste und auch das Programm des Orgelfestivals könne die nächsten zehn Jahre gefüllt werden.
Urbano empfängt viele deutsche und holländische Gruppen mit Orgelbegeisterten, denen er diese Orgel erklärt: „Es ist schon erstaunlich, dass das, was wir hier machen, zwar im Ausland sehr bekannt ist, hier in Düdelingen jedoch kaum einer davon weiß.“
LINK Weitere Informationen zu kommenden Konzerten, Veranstaltungen und Tickets rund um die Orgel gibt es auf der Internetseite der „Amis de l’orgue St. Martin“.
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