Luxemburg / „Kannerklinik“-Arzt: RSV-Infektionswelle bei Kindern im Frühling und Sommer „anormal“
Das Respiratorische Synzytial-Virus (RS-Virus oder RSV) verbreitet sich im Augenblick wieder in Luxemburg. Besonders stark leiden Kinder, sie müssen im Verlauf der Krankheit mitunter auf der Intensivstation mit Sauerstoff versorgt werden. Ungewöhnlich sei die Infektionswelle im Frühjahr und Sommer dieses Jahres gewesen, sagt Armand Biver, Leiter der Pädiatrie-Abteilung des „Centre hospitalier de Luxembourg“ (CHL).
Das sogenannte Respiratorische Synzytial-Virus breitet sich laut deutschen Medienberichten derzeit stark aus. Das kann besonders für Säuglinge und Kleinkinder gefährlich werden: Das RSV löst nämlich mitunter schwere Atemwegserkrankungen aus. Diese können bei jungen Patienten zu einer akuten Atemnot führen, sodass sie im Krankenhaus intensiv versorgt werden müssen. In Luxemburg und seinen Nachbarländern sei das RSV allgemein bei Kindern der häufigste Grund für eine Einlieferung ins Krankenhaus, sagt Armand Biver, Leiter der Pädiatrie-Abteilung des „Centre hospitalier de Luxembourg“ (CHL). Normalerweise würden hierzulande pro Jahr 300 bis 330 Kinder mit einer RSV-Infektion eingeliefert werden. Dieses Jahr habe es laut Biver „andauernd“ Einweisungen ins Krankenhaus gegeben. Im November sei das durchaus normal – „anormal“ sei hingegen die Infektionswelle im Frühling und Sommer 2021 gewesen.
„Vergangenen Winter gab es fast keine Fälle“, erzählt der Kinderarzt. Zahlen aus anderen Ländern wie Belgien belegten sogar, dass sich Kinder zu dem Zeitpunkt bis zu 90 Prozent weniger oft mit dem RSV angesteckt hätten als gewöhnlich. „Dann ging es im April los“, sagt Biver. Zu dem Zeitpunkt hätte die „RSV-Saison“ eigentlich vorbei sein sollen, aber bis in den Juli hinein habe es „extrem viele“ Infektionen gegeben. Seit Beginn des Herbsts sei das Virus dann erneut auf dem Vormarsch. Ob es dieses Jahr bisher insgesamt mehr Hospitalisierungen gegeben habe, könne er aber nicht sagen.
Was sei denn der Grund dafür, dass das Virus im Frühjahr und Sommer dermaßen um sich greifen konnte? „Das wird erklärt durch eine Immunschuld“, sagt der Mediziner. Die Kinder hätten durch den Lockdown keine Gelegenheit gehabt, einen Immunschutz aufzubauen. Deswegen wären sie dann im Frühling, als die Lockerungen kamen, vom Virus kalt erwischt worden. Infizierte Mütter würden ihren Babys Antikörper weitergeben – da sich aber auch Erwachsene seltener angesteckt hätten, hätten die Säuglinge eine weniger gute Immunität gegen das RSV entwickelt. Die meisten RSV-infizierten Kinder, die ins Krankenhaus eingeliefert würden, blieben meistens etwas weniger als eine Woche dort. Auf der Intensivstation müssten sie mit Sauerstoff versorgt und manchmal auch mit einer Sonde ernährt werden. Erwachsene Menschen reagierten viel weniger schlimm auf das RSV. Erst bei über 65-Jährigen, die unter einer Lungenkrankheit leiden, würde das Komplikationsrisiko steigen.
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