Erzdiözese Luxemburg / Kardinal Hollerich beendet Zusammenarbeit mit Verbum Spei „mit sofortiger Wirkung“

Erzbischof Kardinal Jean-Claude Hollerich hat die pastorale Zusammenarbeit mit Verbum Spei beendet
Das Erzbistum Luxemburg beendet die Zusammenarbeit mit der Bruderschaft Verbum Spei – die Vertrauensbasis mit der Bruderschaft sei nicht mehr gegeben. Hintergrund sind eine Affäre zwischen einem Priester und einer jungen Frau sowie die Philosophie der „Freundschaftsliebe“.
Der Luxemburger Erzbischof Kardinal Jean-Claude Hollerich hat die pastorale Zusammenarbeit zwischen der Erzdiözese und der Bruderschaft Verbum Spei „mit sofortiger Wirkung“ beendet. Das geht aus einer Pressemitteilung des Erzbistums Luxemburg vom Freitag hervor. Außerdem habe Hollerich einem Priester der Bruderschaft die Funktion als Exorzist und das Recht zur Beichtabnahme in der Erzdiözese entzogen.
Der Erzbischof habe im Juli 2024 die Umstände und Folgen der Beziehung eines Priesters der Bruderschaft zu einer Frau vom Offizial der Erzdiözese untersuchen lassen. Der Kardinal habe die zu dem Zeitpunkt volljährige Betroffene im Juni 2024 empfangen. Die Ermittlungen hätten sich ausgeweitet, nachdem bekannt wurde, dass der fragliche Priester – der Verbum Spei inzwischen verlassen hat – auf Anweisung von Papst Franziskus im Juni 2024 aus dem Klerikerstand entlassen wurde.
Die Bruderschaft Verbum Spei wurde 2012 in der mexikanischen Diözese Saltillo von ehemaligen Mitgliedern der Frères de Saint-Jean gegründet und ist seit 2016 in Luxemburg auf Beschluss von Erzbischof Kardinal Hollerich aktiv. Die Frères de Saint-Jean wiederum wurden in den 1970er Jahren von dem im Jahr 2006 verstorbenen Pater Marie-Dominique Philippe in der Schweiz gegründet. Die Anhänger der Frères de Saint-Jean folgen Philippes philosophischer Lehre der „Freundschaftsliebe“ („amour d’amitié“). Innerhalb der Gemeinschaft kam es in der Vergangenheit zu zahlreichen Fällen von sexuellem Missbrauch durch den Gründer und andere Mitglieder.
„Wenn ich dich berühre, dann berührt dich Gott“
„Grob gesagt geht es bei ‚Freundschaftsliebe‘ darum, dass wenn ich dich berühre, dann berührt dich Gott“, erklärt Gérard Kieffer, Sprecher des Bistums, gegenüber dem Tageblatt. Im Kern erkläre dies das Konzept – und die Gefahr, die sich darin verbirgt. „Es öffnet die Tür für Missbrauch, auch gegenüber erwachsenen Menschen. Wenn ich dir zu nahe komme, ist es so, als wäre es Gott – und damit nicht so schlimm.“ Verbum Spei habe sich nicht von dieser Philosophie distanziert und das sei ein Problem. Auch die Pressemitteilung weist auf die potenzielle Gefahr der Doktrin hin. Die Umsetzung der Lehre könne negative Folgen auf „das religiöse Leben von Personen des geweihten Lebens haben, die auch Personen außerhalb der Gemeinschaft gefährden können“.

Kieffer bestätigt, dass sich im Sommer eine Frau beim Bischof vorgestellt habe. Sie sei eine Beziehung mit einem Verbum-Spei-Priester eingegangen, aus der zwei Kinder hervorgegangen seien. Der Bischof habe mit ihr gesprochen und daraufhin eine Untersuchung eingeleitet, um die Situation zu analysieren. Diese habe sich über sechs Monate gezogen und der Erzbischof sei zu der Schlussfolgerung gekommen, dass die Vertrauensbasis mit der Bruderschaft nicht mehr gegeben sei. Es handele sich weder um einen Missbrauchsfall, noch sei es zu einer Strafanzeige gegenüber einem Mitglied von Verbum Spei gekommen.
Bis zum endgültigen Auszug der Gemeinschaft, der für spätestens Sommer geplant ist, sei es dieser erlaubt, die Liturgie in bestimmten Kirchen zu feiern. Laut Kieffer seien jedoch außer den Messen keine anderen Aktivitäten erlaubt. Die Bruderschaft dürfe nicht mehr im Namen der katholischen Kirche aktiv sein. Aufgrund von Arbeitsverträgen und anderen rechtlichen Gründen brauche die Angelegenheit ihre Zeit. Die Gemeinschaft müsse bei dem Prozess begleitet werden und habe sich bisher kooperativ gezeigt.
Affäre mit Studentin keine Neuigkeit
Ein Bericht von Reporter aus dem Jahr 2021 zeigt, dass das Erzbistum nicht erst im Sommer vergangenen Jahres von der Affäre zwischen dem Priester und der Studentin erfahren hat. Das erste Kind des Paares sei 2021 geboren worden – woraufhin der Priester ohne Erklärung untertauchte. Generalvikar Patrick Muller, zuständig für die Thematik des sexuellen Missbrauchs in der Kirche in Luxemburg, war damals von der Erzdiözese damit beauftragt worden, mit Reporter über die Angelegenheit zu sprechen.
Dem Generalvikar zufolge hatte der betroffene Priester beim Erzbistum gekündigt und war diesem somit nicht mehr verpflichtet. Muller selbst suchte keinen Kontakt mit der jungen Frau – es sei nicht sein Recht, sich in ihr Privatleben einzumischen. Zudem habe sie keine Missbrauchsbeschwerde an die Erzdiözese gerichtet. Zum Zeitpunkt des Erscheinens des Reporter-Artikels gab es keine näheren Informationen zum damaligen klerikalen Status des Betroffenen.
Verbum Spei reagiert auf Entscheidung

Verbum Spei hat am Sonntag in einem Schreiben Stellung zu der Entscheidung der Erzdiözese genommen. Darin betont die Bruderschaft, dass sie jegliche Form von Missbrauch, insbesondere gegenüber Schutzbedürftigen, entschieden ablehnt: „Dies steht in direktem Widerspruch zu den Werten des Evangeliums und ist ein schwerwiegender Verstoß gegen das menschliche Gesetz, das göttliche Gesetz und den Willen Gottes.“ Zudem werde jede Untreue gegenüber den Gelübden der Bruderschaft strikt abgelehnt. Insbesondere für den Bruch des Keuschheitsgelübdes oder des Zölibats der Priester gebe es keine Rechtfertigung.
Die Bruderschaft betont, dass sie weder von Pater Marie-Dominique Philippe selbst, noch als Reaktion auf die schweren Anschuldigungen gegründet wurde, die ihn später betrafen. Diese seien der Gemeinschaft erst im Jahr 2013 – nach ihrer Gründung – zur Kenntnis gebracht worden. Die Gründer von Verbum Spei hätten dies „auf Wunsch und Anregung ihres Bischofs von Saltillo“ getan, um so dem „konkreten Berufungswunsch mehrerer junger Mexikaner nachzukommen, in die Johanniterkongregation einzutreten“.
Alle Brüder hätten sowohl in Luxemburg als auch in den anderen Diözesen gewissenhaft an Schulungen zur Prävention von Missbrauch teilgenommen. Alle würden den „vollständigen Lehrplan der Kirche für die Ausbildung zum Priestertum“ durchlaufen. „Diese Ausbildung lässt keinen doppelten Diskurs zu und folgt der Lehre des aktuellen Lehramts der Kirche und der Tradition“, schreibt die Bruderschaft.
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