Ortsbesuch / „Katakomben“ unter den Becken: So funktioniert das Escher Schwimmbad
Das Escher Schwimmbad spielt eine essenzielle Rolle im Freizeitangebot der Stadt. Was hinter den Kulissen vorgeht, sehen die wenigsten. Das Tageblatt hat das „Labyrinth“ unter den Becken besucht – und mit den Verantwortlichen über Wasserverbrauch, Eintrittspreise und Kapazitätsprobleme geredet.
Ein leichter Chlor-Geruch hängt in der feuchten Luft – irgendwo hinter den dicken Betonwänden lachen Kinder. Verwaltungsdirektor Jean Wagner und technischer Leiter Mike Fandel öffnen eine Tür, die in die Innereien des Escher Schwimmbads führen. Das Ziel: das neue Kontrollsystem der Heizung. Vergangenen Oktober gaben die alten Maschinen den Geist auf. Fandel musste schätzungsweise Ventile manuell auf- oder zudrehen. Seit etwa einem Monat ist das neue System in Betrieb. Kostenpunkt für die Gemeinde: Etwa 120.000 Euro.
Dass Material kaputtgeht, sei ganz normal. Das Gebäude hat jeden Tag geöffnet und die Maschinen müssen ohne Unterbrechung laufen. „Die Lebenserwartung der meisten Maschinen beträgt deswegen zwischen 10 und 15 Jahren. Beim Auto macht es ebenfalls einen Unterschied, ob man 5.000 Kilometer oder 50.000 im Jahr fährt“, so Fandel.
Die beiden Verantwortlichen gehen eine Treppe hinunter, öffnen eine weitere Tür und plötzlich dominiert ein lautes Brummen die Geräuschkulisse: Hier befinden sich Heizung, Ventilation – und einer der drei neuen Kontrollschränke. Fandel öffnet den Metallschrank, zeigt auf etliche Anschlüsse und muss etwas lauter reden: „Es ist ein riesiges Projekt, mit vielen Kilometern Kabeln – wir sind aber jetzt in der letzten Phase“, sagt Fandel. Jetzt müssen nur noch die Kontrollen abgeschlossen werden. Das Programm, mit dem man von überall aus Luft- und Wassertemperaturen steuern und automatisieren kann, funktioniert allerdings schon. So ist es nun beispielsweise möglich, die Temperatur automatisch über Nacht zu senken.
Weniger Verbrauch
Die Tour geht weiter, der Geräuschpegel nimmt zu. Im nächsten Raum sind die Wasserfiltermaschinen, etliche Rohre und andere Maschinen zu finden. „Das ist das Herzstück des Schwimmbads“, sagt Fandel. „Damit die Filter dauerhaft ihre Arbeit machen können, müssen sie mit einer Rückspülung geputzt werden. Dieses Wasser läuft üblicherweise in den Kanal“, erklärt Wagner. In Esch läuft das – dank Osmoseanlage – anders. Das Wasser, das benutzt wird, um die Filter zu putzen, wird zu 70 Prozent wiederverwertet. „Wir sind die einzigen in Luxemburg, die das haben“, sagt Fandel.
„Dadurch sparen wir nicht nur Wasser, sondern auch Hitze, weil das wiederverwertete Wasser schon die richtige Temperatur hat“, fügt Wagner hinzu. Das Schwimmbad ließ 2016 ein Audit zum Verbrauch des Gebäudes anfertigen. „Danach haben wir nach und nach an den Stellschrauben gedreht“, sagt Wagner. Das Resultat: Der Wasserverbrauch konnte von 2016 auf 2023 um etwa 69 Prozent verringert werden – beim Gas sind es 39 und beim Strom 29 Prozent. Auf dem Dach des Gebäudes befindet sich außerdem eine Fotovoltaikanlage. Trotzdem gehöre das Escher Schwimmbad zu den größten Energieverbrauchern der Gemeinde. „Das ist nicht, weil wir Energie verschwenden, aber wenn man so eine Institution am Leben behalten will, dann kostet das eben Gas und Strom“, sagt Fandel.
„Die Katakomben“
Nächste Station der Besichtigung sind die „Katakomben“ oder das „Labyrinth“, wie Fandel diesen Bereich nennt. Die Betondecke ist niedrig, die beiden Verantwortlichen müssen zum Teil geduckt gehen. Jeden Morgen drehen Techniker oder Schwimmmeister hier ihre Runden, um nach möglichen Lecks oder anderen Probleme zu suchen. „Hier sind die Außenbecken“, erklärt der technische Leiter und zeigt auf eine Betonwand. Der Außenbereich sei vor allem im Sommer sehr beliebt.
Das Escher Schwimmbad verzeichnete vergangenes Jahr 117.685 Eintritte – Schulklassen inbegriffen. 2019 vor der Pandemie waren es 112.439 Eintritte. Und das, obwohl die Gemeinde Ende 2021 die Eintrittspreise anhob. Das führte bei Opposition und Bürgern zu heftiger Kritik. Die Besucherzahlen sind dadurch allerdings nicht gesunken. „Wir hatten die Preise praktisch seit Eröffnung nicht mehr angepasst“, sagt Wagner. „Das Preisleistungsverhältnis hat nicht mehr gestimmt“, fügt Fandel hinzu. Türkisches Bad, Fitnessraum, Rutschbahnen, Außenbereich: In den vergangenen Jahren sei viel investiert worden.
Und: „Wir sind das einzige Schwimmbad im Land, das den Kulturpass annimmt. Menschen, die in einer finanziell schwierigen Situation leben, kommen umsonst bei uns rein“, sagt Fandel. Die „Escher Schwämm“ akzeptiert den Pass seit 2020. Seitdem profitieren immer mehr Menschen von diesem Angebot. Anfänglich waren es 200 Eintritte pro Monat, mittlerweile sind es etwa 1.000. „Vielleicht wird es sogar zu gut angenommen – wir haben teilweise Probleme mit den Kapazitäten“, sagt Fandel.
Insgesamt erreicht das Schwimmbad allerdings noch nicht seine Grenzen – außer beim Schulschwimmen. Wagner und Fandel sind neben der „Escher Schwämm“ auch für das Schwimmbad Brill und Nonnewisen zuständig – alle drei Infrastrukturen seien für Schulklassen komplett ausgelastet. In den neuen Escher Vierteln wie „Metzeschmelz“ oder „Rout Lëns“ müssten deswegen weitere Schwimmbäder vorgesehen werden. „Wenn sie das nicht machen, dann bekommen wir sehr wahrscheinlich ein Problem“, so Fandel.
Die Tour findet ihr Ende im Empfangsraum des Schwimmbads. Passend dazu erklärt Wagner, dass sie das Kassensystem erneuern werden. „Dazu gehört auch die ganze Informatik, Armbänder und das Verschlusssystem der Spinde.“ Die Arbeiten sollen voraussichtlich während der zweiwöchigen Schließung im September abgeschlossen werden. Geplant sei ebenfalls die Sanierung der zwei Saunas. Voraussichtlich sollen die Bauarbeiten dafür im August beginnen und bis Oktober fertig sein. Doch: „Wir müssen schauen, ob das zeitlich noch passt, sonst müssen wir es auf das nächste Jahr verschieben“, sagt Wagner.
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